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Am Freitag machte sich das Ensemble des Komiktheaters im Theaterhaus Thurgau auf die Suche nach dem Glück. Die Schauspieler sind trotz ihrer geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen bestens ausgebildet.
«Wir sind sehr zufrieden mit der Vorstellung. Sie hat ihren Zweck erfüllt», sagt Silas Obertüfer. «Der Zweck war, das Publikum zu unterhalten und zum Lachen zu bringen», präzisiert der junge Mann, der zum Ensemble des Komiktheaters gehört. Gerade hat die Truppe aus Schauspielern mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung auf der Bühne des Theaterhauses Thurgau das Stück «Glücksentdecker» gezeigt.
Dabei strapazierten die Schauspieler Silas Obertüfer, Joanna Rohner, Markus Heim, Manuela Baldinger sowie Schauspieltrainer und -pädagoge Tim Kalhammer die Zwerchfelle des Publikums und sorgten für viele herzhafte Lacher. Zu Beginn aber fliessen Tränen.
Nana (Joanna Rohner) feiert ihren Geburtstag. Erst fällt ihr Geschenk zu Boden und zersplittert, dann platzt ein Ballon und zu allem Übel setzt sich Ella (Manuela Baldinger) auch noch auf die Geburtstagstorte. Ob all der Missgeschicke beschliessen die Freunde, sich auf die Suche nach dem scheinbar verlorenen Glück zu machen.
Ihr Weg führt sie in einen Flohzirkus, nach Paris, in ein Casino, nach Amerika und sogar auf den Mond. An jeder Station erzählen die Akteure eine kleine Geschichte und überzeugen mit grossen Gefühlen, waghalsigen Kunststücken, leiser Poesie und skurrilem Humor.
Bemerkenswert ist dabei, dass im Verlaufe des Stücks die körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen der einzelnen Schauspieler immer mehr in den Hintergrund rücken und letztendlich in Vergessenheit geraten. «Unser Ziel ist es, nicht nur Klamauk, sondern richtiges Schauspiel zeigen», erklärt Gee Hauser, Leiterin des Komiktheaters. Laut Hauser ist das Komiktheater die einzige Institution in der Ostschweiz, die Schulabgängern mit einer Beeinträchtigung eine professionelle Schauspielausbildung ermöglicht.
«Unser Ziel ist es, ein festes Ensemble mit acht Schauspielern zu gründen. Daher sind wir auf der Suche nach weiteren Menschen, die eine Schauspielausbildung anstreben.»
Da Regisseur Olli Hauenstein ausgeschieden ist, sucht das Ensemble einen Nachfolger für ihn.
In Sachen Glück wurden die Charaktere mittlerweile fündig. Sie bemerken, dass das wahre Glück nicht in der grossen, weiten Welt, sondern in Freundschaft, Lachen oder Liebe zu finden ist. Definitiv liegt das Glück für das Ensemble auch im tosenden und lang anhaltenden Applaus, den ihm das Publikum spendet.
Auch Zuschauerin Michaela Müller klatsch kräftig mit und sagt beim Verlassen des Theatersaals:
«Für mich war es das erste Stück Kultur nach dem Lockdown. Es war grandios.»
Im Anschluss an die Vorstellung sitzen die Schauspieler beieinander und lassen die Vorstellung Revue passieren. Markus Heim findet, dass sein Tanz mit einem Besen besonders gut gelungen ist. «Ich habe ja auch über zwei Jahre lang geübt dafür», sagt er. Ella dagegen übt Selbstkritik und sieht Verbesserungspotenzial. Erst einmal möchte sie aber ihre rote Nase ablegen, die Schminke aus dem Gesicht wischen und wieder zu Manuela werden.