Nebst Familie ist Basketball die grosse Leidenschaft von Nicola Franco. Und da es im Oberthurgau keinen Verein gab, gründete der gebürtige Spanier einen – wegen seines Kinderarztes.
Als Nicola Enrico Franco kurz vor 20 Uhr das Licht in der Seegartenhalle löschte und die Turnhalle hinter sich abschloss, da war er sichtlich bewegt und aufgewühlt. Dieser 28. Oktober war ein denkwürdiger Tag für den 33-Jährigen, der erst vor zweieinhalb Jahren mit seiner Frau und Tochter Nuria von Rüti ZH nach Frasnacht gezogen ist. Hier kam auch Leonora, jüngster Spross der Familie Franco, zur Welt. «Wir fühlen uns wohl am Bodensee», sagt Nicola Franco. Und er schiebt hinterher:
«Hier haben wir alles, was wir brauchen.»
Das war zu Beginn nicht der Fall. Denn etwas fehlte dem Zürcher Oberländer: ein Basketballverein. Nebst seinen drei Damen ist Basketball Francos grosse Liebe. Er spielte für den BC Zürich in der NLB, doch mit 20 Jahren beendete er seine aktive Karriere und konzentrierte sich auf seine Lehre als Pfleger. Fünf Jahre später – die Leidenschaft für den orangen Ball war zu gross – kehrte er zurück und liess sich zum Trainer ausbilden. Er begann bei Rüti als Coach mehrerer Juniorenteams und ging später zu Rapperswil, wo er die Damen zum Aufstieg coachte und ein Herrenteam aufbaute.
Morgen Samstag um 19 Uhr spielt Basketball Oberthurgau im Cup gegen den Drittligisten BC Olten-Zofingen. Zuschauer sind herzlich willkommen, den Verein in der Turnhalle Seegarten zu unterstützen. Es gibt eine kleine Festwirtschaft mit Getränken, Kaffee und Kuchen. (man)
Cup-Spiel Basketball Oberthurgau – BC Olten-Zofingen
Samstag, 10. November, 19 Uhr
Turnhalle Seegarten, Romanshornerstrasse 84, Arbon
Seine erfolgreiche Arbeit wurde auch in Zürich registriert. Die Basketballsektion der Grasshoppers lockte Franco mit einem Vertrag als Halbprofitrainer an der Damen Academy. Doch als Tochter Nuria zur Welt kam, wurde es dem gebürtigen Spanier zusammen mit dem Pflegeberuf zu viel. Er beschloss, sich zum Sportartikelverkäufer ausbilden zu lassen, fand in der Ostschweiz Arbeit und in Frasnacht ein neues Zuhause.
Als Vater von zwei kleinen Töchtern suchten die Francos auch einen Kinderarzt vor Ort – und sie fanden ihn in Abdullah Boyacioglu. «Ihm fiel meine sportliche Statur und Grösse auf», erinnert sich der 1.88-Meter-Mann an die erste Begegnung mit dem Arzt in dessen Praxis. Boyacioglu fragte Franco, welche Sportart er denn betreibe. Er solle doch einen Basketballverein gründen, gab Boyacioglu ihm mit auf den Weg und wiederholte sein Anliegen so lange, bis Nicola Franco vor knapp einem Jahr endlich nachgab und am 3. Dezember 2017 Basketball Oberthurgau ins Leben rief.
Zu Beginn dieses Jahres startete Franco das Training mit acht Herren. Abdullah Boyacioglu trommelte noch weitere Väter seiner kleinen Patienten zusammen – und weil Kinder nicht nur dem Arzt, sondern auch Nicola Franco wichtig sind, wollte er unbedingt auch für Junioren etwas auf die Beine stellen. Nach den Sommerferien konnte der Verein bereits ein Herren- und vier Juniorenteams zur Meisterschaft anmelden, und der Verein zählt schon bald über 100 Mitglieder.
Vor zwei Wochen war es endlich soweit: Basketball Oberthurgau absolvierte das erste Spiel der Vereinsgeschichte gegen Opfikon Basket. Über 70 Personen wollten diesen historischen Moment miterleben und zwängten sich an jenem Sonntagabend in die Seegartenhalle.
«Zum Glück haben die Schiedsrichter ein Auge zugedrückt und waren kulant, dass auch auf den Seiten hinter den Körben noch der eine oder andere Zuschauer stand»
sagt Coach Nicola Franco, der zugleich auch Präsident von Basketball Oberthurgau ist.
Das Glück an diesem 28. Oktober vollkommen machte auch das Resultat. Coach Franco führte sein neu zusammengestelltes Team zu einem knappen 73:69-Sieg über die routinierten «Old Stags» aus Opfikon. Der Start des jungen Sportvereins ist geglückt, was auch damit zusammenhängen dürfte, dass im Oberthurgau der Basketballsport ein Stiefmütterchen-Dasein fristete. Das soll sich nun ändern. Und Nicola Franco hat endlich alles, was er braucht, um glücklich zu sein.