Bahnhof Bernrain in Kreuzlingen: Nur noch ein Bewerber ist im Rennen

Vor gut einem Jahr hat die Stadt mittels einer öffentlichen Ausschreibung Ideen für die Nutzung des Bahnhofs Bernrain gesucht. Acht von neun Projekten kamen nicht in Frage – primär aus einem Grund.

Martina Eggenberger Lenz
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Über das Schicksal des Bahnhofs Bernrain ist immer noch nicht entschieden. (Bild: Urs Brüschweiler)

Über das Schicksal des Bahnhofs Bernrain ist immer noch nicht entschieden. (Bild: Urs Brüschweiler)


Wenn alles klappt, dann entscheidet der Kreuzlinger Stadtrat nach den Sommerferien über ein neues Projekt für den Bahnhof Bernrain. Für die brachliegende und sanierungsbedürftige Liegenschaft wurden bekanntlich frische Ideen gesucht. Auf die öffentliche Ausschreibung Anfang 2018 gingen insgesamt neun Bewerbungen ein. Das geht aus der Beantwortung einer schriftlichen Anfrage von Judith Ricklin hervor. Die SVP-Gemeinderätin wollte vom Stadtrat wissen, wie viele KMUler von einer Absage betroffen seien und ob diese an das Schiesser-Areal weiter vermittelt werden können.

Firmen wollen kein eigenes Geld investieren

Wie sich nun zeigt, ist es nach wie vor nicht einfach, den Bahnhof Bernrain einer neuen Nutzung zuzuführen. Auch wenn es einige Interessenten gibt – fähig oder willig, Geld zu investieren, ist kaum einer. Bereits bei der ersten Sichtung durch die extra einberufene Arbeitsgruppe schieden vier der neun Bewerber aus, weil die Stadt für den kompletten Umbau hätte aufkommen müssen. «Bei diesen hat aber auch das Konzept nicht gepasst», sagt Stadtpräsident Thomas Niederberger. In der Folge gab es weitere Abklärungen zu den verbleibenden fünf Dossiers. Zwei weitere Bewerber sprangen ab. Für sie kam es nicht in Frage, den Bahnhof im Baurecht zu übernehmen oder diesen gar zu kaufen. Dabei ist die Abgabe im Baurecht der vom Stadtrat favorisierte Plan:

Thomas NiederbergerStadtpräsident Kreuzlingen(Bild: Thi My Lien Nguyen)

Thomas Niederberger
S
tadtpräsident Kreuzlingen
(Bild: Thi My Lien Nguyen)

«Die Vergabe im Baurecht hat für uns Priorität.»

Ende des Jahres traf sich die Arbeitsgruppe, der auch Vertreter des Quartiers angehören, erneut, um die verbleibenden drei Projekte zu prüfen. Diskutiert worden sei auch ein Abbruch der Liegenschaft. Man kam jedoch zum Schluss, dass eine Empfehlung diesbezüglich nicht in den Aufgabenbereich der Arbeitsgruppe gehöre. Schliesslich kamen die Vorschläge von zwei einheimischen Firmen in die engere Wahl. Wiederum sprang ein Kandidat ab. Der andere hat eine Projektstudie erarbeitet, die mittlerweile von der Bauverwaltung vorgeprüft worden ist. Der Baurechtsvertrag befinde sich in Vorbereitung, erklärt Thomas Niederberger. «Das gäbe eine gefreute Lösung mit einem Kreuzlinger KMU.» Mehr zum Projekt verrät der Stadtpräsident nicht.

Ins Schiesser-Areal nur mit Kultur-Bezug

Judith Ricklin brachte in ihrer Anfrage das Schiesser Areal als Alternativstandort für die leer ausgegangenen Bewerber ins Spiel. Der Stadtrat sieht das anders. «Für die von langer Hand geplante Mischnutzung mit Gewerbe und Kultur kommt nur kulturnahes Gewerbe in Frage», sagt Niederberger. Ausserdem sei im Schiesser-Areal gar nichts verfügbar. Das Raumprogramm und das Betriebskonzept würden zurzeit gar keine zusätzlichen Gewerbebetriebe vorsehen. Die freien Flächen brauche es für die Kultur. So knapp, wie die SVP-Vertreterin annimmt, ist das Angebot in der Stadt offensichtlich auch nicht. Auf dem Immobilienmarkt gebe es derzeit viele leer stehenden Gewerbeliegenschaften, argumentiert der Stadtrat in seiner Beantwortung.

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