ARBON
«Nur in Arbon trafen wir auf aufgestellte Leute»: Wie die Tafel, nur online – das Städtli kämpft mit Lebensmittelpäckli gegen Armut

Der Verein «mehr als zwei» startet ein Pilotprojekt. Das Ziel: Armut und Foodwaste zugleich bekämpfen. Menschen in Not können sich online anmelden und zu einem sehr günstigen Preis Lebensmittelpakete bestellen.

Luca Hochreutener
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Überschüssige Lebensmittel werden entweder gespendet oder zu einem grossen Teil entsorgt.

Überschüssige Lebensmittel werden entweder gespendet oder zu einem grossen Teil entsorgt.

Bild: PD

2,6 Millionen Tonnen geniessbare Lebensmittel werden pro Jahr in der Schweiz entsorgt. Zudem gilt zirka 8,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung als arm. Mit dem Projekt «Lebensmittelabgabe 2.0» will der Verein «mehr als zwei» beide Probleme gleichzeitig bekämpfen. Als Gemeinde für das Pilotprojekt hat er Arbon ausgewählt.

Offene Ohren in Arbon

Für zehn Franken können Arme alle zwei Wochen ein Lebensmittelpaket bestellen. Der tatsächliche Warenwert umfasst 50 bis 80 Franken. Die Lebensmittel sind Überschüsse von regionalen Produzenten. Das Pilotprojekt in Arbon dauert vom September bis November. Anfang 2022 wollen die Initianten das Angebot auf die ganze Schweiz ausweiten. «Ab dann möchten wir Gemeinden, Organisationen und Vereinen schweizweit einen Leitfaden für solche Projekte zur Verfügung stellen», sagt Olivia Menzi, Präsidentin von «mehr als zwei».

Olivia Menzi.

Olivia Menzi.

Bild: PD

Man habe mit mehreren Gemeinden Gespräche geführt. «Nur in Arbon trafen wir gleichermassen auf offene Ohren und aufgestellte Leute», sagt Menzi.

Arm sind Menschen mit einem Einkommen unter 1265 Franken

Betroffene können sich seit Dienstag unter anderem auch über Facebook und Instagram anmelden. An der Fragerunde im letzten Arboner Stadtparlament war das Projekt bereits Thema. SP-Parlamentarier Lukas Auer wollte wissen, für welche Personen das Angebot konkret gelte und wie viele schon Gebrauch gemacht hätten. Stadtrat Michael Hohermuth sagte, Sozialhilfebezüger und Bezüger von Ergänzungsleistungen könnten die Unterstützung in Anspruch nehmen. «In die Kategorie fallen Menschen, deren monatliches Einkommen unter 1265 Franken liegt.» Working Poors würden nicht dazugehören, so Hohermuth.

Die Stadt hat denn am letzten Dienstag in den sozialen Medien den Link zur Anmeldung gepostet. Am gleichen Abend sagte Stadtrat Hohermuth: «Bis jetzt haben sich schon sieben Personen angemeldet.»