Am Donnerstag feierte mit «P. Pan» ein Theater für Junge und Junggebliebene im Kulturforum Amriswil eine Premiere, die begeisterte und zu Tränen rührte.
Als der letzte imaginäre Vorhang am Donnerstagabend fiel, gab es eine nicht endend wollende Standing Ovations und einen unendlich erleichterten Florian Rexer, dem anzumerken war, dass die Last von einem halben Jahr an aufregender und pandemiebelastender Probenzeit nun von ihm abfiel. Rexer brachte die Stimmung auf den Punkt:
«Es ist Wahnsinn. Alle haben sich übertroffen, alles lief perfekt.»
Und weiter sprudelte es aus dem übers ganze Gesicht strahlenden Regisseur heraus: «Es gab keinen einzigen Fehler, und wir waren neun Minuten schneller als bei der Generalprobe. Mann, ist das gut! Ich bin total geplättet.»
Auch die Reaktionen von Publikum und Aufführenden liessen an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Regierungsrätin Monika Knill befand, «dass es so ein Theater in dieser Zeit einfach braucht», derweil Amriswils Stadtpräsident Gabriel Macedo noch lange nach Aufführungsende vor Ort weilte und die Aufführung lobte.
Auch eine Darstellerin hatte noch nicht genug. «Was machen wir als nächstes Stück?», fragte sie Rexer euphorisiert. Kurzum: Es zeigte sich am Donnerstag, dass es sich auch in der für Kulturschaffenden schwierigen Zeit lohnt, durchzuhalten – und wie schmal der Grat zwischen Scheitern und Erfolg ist. Rexer bekannte:
«Letzten Sonntag fehlten neun Personen bei den Proben. Da waren wir kurz davor, alles hinzuschmeissen.»
Auf der Drehbühne, die sich geschickt mal als Kinderzimmer, als Dschungel oder Piratenschiff binnen weniger Momente und Handgriffe umnutzen liess, bekamen die 120 Premierenbesucher ein Werk zu sehen, das sich gegenüber dem Original von James Matthew (J. M.) Barrie gewisse Freiheiten nimmt – und das ist gut so.
Denn in «P. Pan» heisst die in Nimmerland lebende Hauptfigur nicht Peter, ja ist nicht einmal ein Junge; zumindest wird das nie deutlich betont. Tatsächlich spielte Melanie Schütz ihren «P. Pan» weder als Mädchen noch als Junge, sondern wirkte wie der schwer fassbare und somit einzuordnende Prototyp einer Persönlichkeit, die der fantastischen Märchenwelt entsprungen ist.
Wichtig war, dass man an diesem Abend viel zu lachen hatte. Hook (Falk Döhler) hatte weniger Schurkenhaftes, dafür eine verschmitzte Schlitzohrigkeit à la Jack Sparrow an sich, die einen fast bedauern liess, dass er am Ende vom Krokodil gefressen wird. Wunderbar auch die wiederholte Wurstigkeit des Smee (Mischa Löwenberg) und Sarah Hermanns (Tinker Bell) selbstverliebtes Spiel als Oberfee.
So weit, so gut. Doch ohne die hervorragenden Leistungen der vielen Jungschauspielerinnen und Jungschauspieler hätte das Stück nur halb so gut funktioniert. Egal, ob sie die Kinder der Familie Darling spielten, Mitglieder der Piratencrew waren, die Feen oder die verlorenen Kinder mimten – sie waren es, welche dem Stück nicht erst in den rasanten Tanz- und Kampfszenen den euphorischen Schwung verliehen und das Publikum während und nach der sehr fantasievollen Aufführung nicht nur vereinzelt zu Tränen rührten.
Wer noch nie bisher in Nimmerland war, sollte eine Reise dorthin auf jeden Fall nachholen, denn ein Besuch der Aufführung von «P. Pan» lohnt sich auch in den Zeiten der Pandemie auf jeden Fall.