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Anstelle der «Wunderbar» sollen bald Baumaschinen und Baumaterialien für die Baustelle nebenan an der Weitegasse zu stehen kommen. Die langjährige Inhaberin und Geschäftsführerin Simone Siegmann ist konsterniert.
Simone Siegmann ringt nach Worten. «Das war so nicht abgemacht», sagt die Betreiberin des beliebten Hotels Wunderbar in Arbon direkt am See. Sie meint die Medienmitteilung, welche die ZIK Immo AG diese Woche verschickt hat, ohne sie zu informieren. Darin steht zu lesen, dass die ZIK Immo AG – Eigentümerin des Gebäudes – letzte Woche bei der Stadt das Abbruchgesuch für die «Wunderbar» eingereicht hat.
Es ist zwar nicht neu, dass der Mietvertrag zwischen ZIK und Wunderbar Ende 2020 nach zehn Jahren ausläuft. Trotzdem hatte Simone Siegmann ihre rund 50 Mitarbeitenden bis jetzt nicht darüber informiert, dass das Ende naht.
«Ich bin davon ausgegangen, dass die Wunderbar ihre Pforten erst dann schliesst, wenn alle Bewilligungen vorliegen und ein gastronomischer Neustart im Foyer des Museums realistisch ist.»
Es sei zudem ihres Wissens noch nicht bewilligt, was auf dem Baufeld der Wunderbar entstehen soll. So hätten sich die baulichen Umsetzungen auf dem Gelände in den vergangenen Jahren immer wieder um mehrere Monate verzögert.
Die ZIK Immo AG will im Frühling 2021 mit der Sanierung des Informatikgebäudes an der Weitegasse gleich neben der Wunderbar beginnen. Der Platz, wo die Wunderbar steht, werde während der rund zweijährigen Bautätigkeit als Installationsplatz benötigt. Und zwar zur Zwischenlagerung von Baumaterialien und Baumaschinen, als Parkfläche für die an der Sanierung beteiligten Gewerbebetriebe sowie als Ausweichplatz für temporär belegte Parkflächen.
«Das Gebäude kann nicht nachhaltig saniert werden, daher war der Abriss bereits vor zehn Jahren entschieden und der Zwischennutzungsvertrag entsprechend abgeschlossen worden», steht in der Mitteilung. Was auf dem Areal der Wunderbar gebaut werden soll, geht daraus nicht hervor.
Das Ende der Wunderbar wurde bereits im Parlament diskutiert und bedauert. «Klar gibt es Leute, die es schade finden, dass diese Ära zu Ende geht», sagt Konradin Fischer, Mitinhaber der ZIK Immo AG. Schon als das «Sambao» – Vorgänger der Wunderbar – abgebrochen worden sei, habe es starke Gegenwehr gegeben. Nach einiger Zeit seien dann aber alle Feuer und Flamme für die Wunderbar als Nachfolgelösung gewesen. «Das wird auch diesmal so sein.»
Das gastronomische Angebot soll laut den ZIK-Inhabern nämlich auf keinen Fall verschwinden. Im Gegenteil: Zusammen mit dem Abbruchgesuch wurde auch das Baugesuch für den Einbau einer neuen Saurer Kantine in einem Teil des Saurer Museums eingereicht. Diese soll ihre Pforten dann öffnen, wenn das Hotel Wunderbar seine Türen schliesst und die Abbruchmaschinen auffahren: im Winter 2020. «Wir planen einen nahtlosen Übergang», sagt Fischer. Das Dokument liegt derzeit bei der Stadt und soll laut Fischer im Januar öffentlich aufliegen.
Die Eigentümer der ZIK Immo AG hoffen, Simone Siegmann und ihr Team für das neue Projekt zu gewinnen. Dies dürfte jedoch schwierig werden. Sie sagt:
«So wie der Betrieb im Foyer des Museums geplant ist, ist er nicht rentabel zu führen.»
Dies, weil man im Ersatzprojekt ohne die neun Hotelzimmer sowie den Hotelgarten auskommen wolle. «Dabei machen das Hotel sowie die Bankette einen grossen Teil unseres Umsatzes aus.»
Sie sehe es kommen: «Über Winter wird es bestimmt geschlossen bleiben.» Dass sie mit ihrem Team einfach ins neue Lokal übersiedeln könnte, sei Augenwischerei.
«Die Wahrheit ist, dass rund 80 Prozent meiner Mitarbeiter keine Daseinsberechtigung mehr hätten.»
Ausserdem biete der neue Platz wenig Sonne und viel Konfliktpotenzial mit der angrenzenden ZIK-Mieterschaft wegen Ruhestörungen.
Simone Siegmann will sich nicht querstellen, wie sie klarstellt. Das Vorgehen und die Informationspolitik seien jedoch nicht fair, weder gegenüber ihr und ihrem Team noch gegenüber der Arboner Bevölkerung, der man nun Sand in die Augen streue.
«Man will die Arboner Bevölkerung mit einem Ersatz trösten, einem Betrieb, der vielleicht keine Überlebenschance hat und nach einigen Jahren wieder geschlossen werden muss.» Die Verantwortung werde dann den Betreibern zugeschrieben, wie das in der Gastronomie schon unzählige Male vorgekommen sei. «Das macht mir Kummer», sagt sie und fügt an:
«Alle rufen nach einem Hotel für Arbon. Und hier will man auf die neun Hotelzimmer, die gut laufen, verzichten.»
Auch dass man mit dem Abbruch der beliebten Wunderbar nicht zuwarten könne, bis das neue Projekt bewilligt ist, versteht sie nicht. Anders als die ZIK-Inhaber glaubt sie nämlich nicht, dass das Projekt so schnell grünes Licht erhalten wird, schon deshalb nicht, weil die gastronomischen Vorschriften sehr hoch seien. Sie könne sich nicht vorstellen, dass der neue Betrieb im Museumsfoyer bereits in einem Jahr startklar sein soll.
Ihre Emotionen gehen deshalb hoch, wenn sie daran denkt, dass auf dem schönen Fleck, wo die Wunderbar als Bijou steht, einst eine weitere Brache mit einem Bretterverschlag klaffen könnte – so wie es aktuell beim ehemaligen Hotel Metropol der Fall ist.