Kommentar
Krawallnacht in St.Gallen: Gewalt ist nie eine Lösung

200 Jugendliche liefern sich ein Scharmützel mit der Stadtpolizei, weil diese sie nicht feiern lässt. Das ist kein Ruhmesblatt für St.Gallen - bei allem Verständnis für die Jungen, die es schwierig haben in der Krise.

Daniel Wirth
Daniel Wirth
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Was nicht niet- und nagelfest war, wurde demoliert.

Was nicht niet- und nagelfest war, wurde demoliert.

Ralph Ribi

Die Bilder aus der St.Galler Innenstadt machen nachdenklich: eingeschlagene Fensterscheiben, demoliertes Mobiliar, Unrat. Und das alles wegen einer illegalen Party, die von der Stadtpolizei aufgelöst wurde. Da ist etwas aus dem Ruder gelaufen, da hat sich Frust entladen.

Alkohol war im Spiel. Doch das ist keine Entschuldigung. Im Gegenteil. Gewalt war die Folge. Dabei ist in unserer Gesellschaft allen klar: Gewalt ist nie eine Lösung. Doch wie konnte es soweit kommen? Die Jungen laufen in der Coronapandemie, die seit einem Jahr andauert, auf dem Zahnfleisch.

Sie müssen auf vieles verzichten. Studierende haben Fernunterricht, Lehrlinge können sich nicht ideal auf die Abschlussprüfung vorbereiten, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind nicht gut - ihnen fehlen die sozialen Kontakte. Und Perspektiven. Aber: In der Schweiz haben es die Jungen vergleichsweise gut. Wir kennen keine Ausgangssperre wie in anderen Ländern. Treffen in Kleingruppen sind bei uns erlaubt. Das muss gegenwärtig einfach genügen. Massenbesäufnisse sind unangebracht.

Das Mass halten, cool bleiben

Bei allem Verständnis für den Frust der Jugendlichen: Was in der Nacht auf Samstag in St.Gallen - und in anderen Schweizer Städten in geringerem Ausmass - passierte, ist unserer Gesellschaft unwürdig, auch in einer Krise.

Gewalt gegen Polizeibeamte, die in der Coronakrise ohnehin einen undankbaren Job machen müssen, und das Zerstören von Restaurants, deren Pächter eh schon um ihre Existenz bangen, sind nur eins: unhaltbar.

Noch ist Geduld gefragt. Nach Ostern beginnt im Kanton St.Gallen das grosse Coronaimpfen. Ein Ende der Pandemie ist absehbar. Jetzt heisst es für alle Generationen: Das Mass halten, cool bleiben, einander beistehen.