Das letzte historische Wasserrad des Kantons Appenzell Ausserrhoden in Lachen bei Walzenhausen wird derzeit von lernenden Zimmerleuten saniert. Künftig soll es einen Elektrogenerator zur Stromerzeugung antreiben.
WALZENHAUSEN. Das «Zwirneli», wie das einzigartige Industriedenkmal in Lachen/Walzenhausen liebevoll genannt wird, ist nicht nur ein Zeuge vergangener Zeiten, sondern auch eine Oase der Stille. Derzeit wird dort allerdings gehämmert, geschraubt und gebohrt. Angehende Zimmerleute erneuern das Wasserrad – eine der zentralen Sanierungsarbeiten zum Erhalt der historischen Wasserkraftanlage. Vor eineinhalb Jahren wurden bereits die Wasserfassung im Bach mit Zisterne und Kanal auf Vordermann gebracht. Um die Finanzierung all dieser Arbeiten sorgt sich die im 2007 gegründete Stiftung Zwirneli.
Das Zwirnen war früher ein typischer Wirtschaftszweig in Appenzell Ausserrhoden. Das Gebäude in Lachen, in dem heute noch die frühere Antriebstechnik mit Wasserrad vorhanden ist, ist die unterste von drei, in einer sanften Mulde eingebetteten, ehemaligen Zwirnereien. 1866 ist das Gebäude erstellt worden, 1902 wurde die Wasserkraftanlage letztmals erneuert. Nach dem Aus der Zwirnerei im Jahre 1955 diente das Objekt erst als Ferienhaus, heute wird es von Susanna Capocasa, der Präsidentin und Initiantin der Stiftung Zwirneli, als Wohnhaus genutzt. Auf der Suche nach einem Ort für Zen-Meditationen sei sie hierher gekommen, sagt sie.
Um die derzeitige Sanierung des Wasserrades kümmern sich zwischen vier bis sechs Zimmerleute des dritten Lehrjahrs. Angeleitet werden sie von Norbert Wick, Fachschaftsleiter am Berufsschulzentrum Herisau. Die Sanierung sei den Lehrlingen als Projektarbeit auf freiwilliger Basis angeboten worden, sagt Wick. Die Vorbereitungsarbeiten und Herstellung der Holzteile hätten die Zimmerleute in einem der Lehrbetriebe anpacken können.
Im Zwirneli wird nun alles zusammengebaut, so dass das Rad mit den sieben Metern Durchmessern und 96 Schaufeln wieder rund läuft.
Die Kosten der Sanierungsarbeiten für die gesamte Wasserkraftanlage beziffert Historiker und Stiftungsratsmitglied Thomas Fuchs mit 70 000 bis 80 000 Franken. Lief das Wasserrad in den letzten Jahren vorab noch bei Führungen, so schwebt gemäss Fuchs derzeit die Idee herum, künftig mit der Wasserkraft einen Generator zur Stromgewinnung für das Haus anzutreiben. Demnach würde das Rad dann wieder permanent laufen.
Kaum mehr je antreiben wird das sanierte Wasserrad eine Zwirnmaschine. Der Besitzer schenkte diese bei der Auflösung der Zwirnerei im Jahre 1955 dem Technorama in Winterthur. Für eine Ausstellung habe man die Maschine einmal noch zurückgeholt, sagt Thomas Fuchs, «danach mussten wir sie aber zurückgeben». Das Technorama vermachte die Maschine später dem Spinnereimuseum im Tösstal, wo sie heute von einem Elektromotor angetrieben wird.