Eine Woche Politiker sein

Sieben Kantischüler aus Trogen nehmen Mitte März in Slowenien am Jugendparlament teil. Gemeinsam mit Vertretern aus weiteren Alpennationen simulieren sie ein Parlament, diskutieren über aktuelle Themen und erarbeiten Lösungen.

Stefan Etter
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Fünf von sieben Mitgliedern der Kanti Trogen bei einer Vorbesprechung für das Jugendparlament. Mit dabei ist auch Micaela Lauchenauer (3. v. l.). (Bild: Stefan Etter)

Fünf von sieben Mitgliedern der Kanti Trogen bei einer Vorbesprechung für das Jugendparlament. Mit dabei ist auch Micaela Lauchenauer (3. v. l.). (Bild: Stefan Etter)

TROGEN. Die Schweizer Jugend sei nicht stark politisiert, sagt Kantischülerin Micaela Lauchenauer aus Trogen. Dies sei schade. Doch dem würde das Jugendparlament entgegenwirken. «Es gewährt den Jungen einen Einblick in politische Prozesse. Sie können sich aktiv an Diskussionen beteiligen und dabei Spass haben.» So nimmt die 19-Jährige zum zweiten Mal am simulierten Parlament teil.

2006 hat das Akademische Gymnasium Innsbruck das Jugendparlament der Alpenkonvention gegründet. Heute beteiligen sich sieben Nationen aus dem Alpenraum, die abwechselnd als Gastgeber fungieren – Deutschland, Österreich, die Schweiz (vertreten durch die Kanti Trogen), Liechtenstein, Frankreich, Italien und Slowenien. Letztere Nation ist mit der Stadt Kamnik vom 16. bis 20. März der diesjährige Gastgeber.

Eine siebenköpfige Delegation

Rund 80 bis 100 Schüler werden in Kamnik während einer Woche über reale politische Problemstellungen debattieren und Lösungen erarbeiten. «Jedes Land entsendet eine Schülerdelegation von etwa vier bis zehn Personen plus eine Lehrperson ins Gastgeberland», sagt Lauchenauer. Die Kanti Trogen ist mit sieben Schülerinnen und Schülern vertreten, die bei Gastfamilien untergebracht werden.

Wie in einem «echten» Parlament bestehe auch das Jugendparlament aus verschiedenen Kommissionen, die in Sitzungen unterschiedliche Anliegen – alle mit Bezug auf den Alpenraum – erarbeiten und darüber debattieren. «Alles auf Englisch und mit Anzug und Krawatte», betont die Kantischülerin. Grundsätzlich liege der Fokus auf Themen wie beispielsweise Ökonomie oder Ökologie. Heuer wird laut Lauchenauer unter anderem über Boden und Verschwendung von Lebensmitteln diskutiert. «Jede Kommission besteht aus Schülerinnen und Schülern aller beteiligten Nationen», sagt Lauchenauer. «Dadurch kommt es zu einer Durchmischung der Kulturen und Werten.»

In den einzelnen Kommissionen werden die Schülerinnen und Schüler in Form von Resolutionen Lösungsansätze diskutieren und formulieren. Die Mitglieder der Kommissionen werden diese im Plenum argumentativ vertreten. «Es geht teilweise hitzig zu und her», sagt Lauchenauer, die in Kamnik aber nicht in einer der vier Kommissionen vertreten sein wird, sondern sich innerhalb der Pressegruppe um die Berichterstattung kümmert und während der Woche eine Zeitung produziert. Wie auch in Bundesbern ist es laut Lauchenauer im Jugendparlament so, dass bei einem bilateralen Gespräch auf dem Gang oder beim Kaffee ausserhalb der gemeinsamen Sitzung Themen diskutiert, Allianzen geschmiedet werden und Lobbyarbeit betrieben wird. «Man ist stets im Austausch mit den anderen Teilnehmern, lernt viel über deren Kultur und auch über politische Prozesse.» So auch wie das Ausgehverhalten der Teilnehmenden aussieht.

Lösungen gehen an Politiker

Am Ende der Woche erfolgt die Schlussabstimmung über die Resolutionen. «Es ist natürlich toll, wenn man durch gute Reden das Plenum überzeugen konnte und die Abstimmung gewinnt.» Dies kann sogar Folgen haben. Die Ergebnisse werden der lokalen Politik zur Verfügung gestellt. So wurden 2013 einzelne Vorschläge aus dem Jugendparlament im bayrischen Sonthofen bereits umgesetzt (Verbesserung der Radwegverbindungen und der Ausbau des Busangebots).

Ob Micaela Lauchenauer auch in der Schweiz politisch aktiv werden wird, stehe in den Sternen. «Sicher ist, dass man durch die Debatten und Gespräche beim Jugendparlament sehr viel über sich und andere erfährt und lernt, zu argumentieren und sich zu behaupten. Ich bin froh, erneut teilnehmen zu dürfen.»