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Ostschweiz
Kanton Thurgau
Am «Frauen*streik» in Frauenfeld gaben sich die Rednerinnen kämpferisch und erneuerten die Forderung nach Gleichberechtigung. Queere Menschen wurden bewusst ins Boot geholt.
Eine bunte Schar von Menschen, grossmehrheitlich Frauen, haben sich am Dienstag auf dem Unteren Mätteli in Frauenfeld zum Frauenstreik versammelt. Und sie bekamen Besuch von ganz oben: Die Anliegen der Frauen nahmen die gegenwärtig höchsten Repräsentantinnen des Kantons entgegen − auch sie Frauen: Regierungspräsidentin Cornelia Komposch (SP) und ihre Parteikollegin, die amtierende Grossratspräsidentin Barbara Dätwyler.
Die neuen Forderungen der Frauenstreik-Bewegung sind, das war auch den Anwesenden bewusst, weitgehend die alten. Das hänge aber vor allem damit zusammen, dass die Ziele eben noch nicht erreicht seien. Nach wie vor hätten die Frauen im Erwerbsleben nicht die gleichen Chancen wie Männer oder arbeiteten im Tieflohnbereich und die häusliche Gewalt gegen Frauen nehme erschreckend zu, insistierte Komposch. «Deshalb müssen wir aufstehen und uns für unsere Rechte einsetzen. Ich wünsche uns viel Kraft.»
Barbara Dätwyler warb in ihrer Rede für mehr politisches Engagement. Die Politik im Kanton Thurgau sei immer noch sehr männlich geprägt. Sie wolle deshalb alle Anwesenden ermutigen: «Kommt in die Politik und helft uns. Nur zusammen geht es», appellierte die Grossratspräsidentin. Denn Politik mache sich nicht von allein. «Und Gesetze ändern sich erst recht nicht allein.»
Queere Menschen bewusst ins Boot geholt Zahlreiche Rednerinnen präsentierten als Vertreterinnen von Berufsverbänden, Gewerkschaften und Parteien den Forderungskatalog des vom Feministischen Streikkollektivs unter der Führung von Anna Villiger organisierten und von der Frauenzentrale Thurgau unterstützten Frauen*streiks. Die Schreibweise mit dem Stern wurde gewählt, weil queere Menschen bewusst ins Anliegen nach Gleichberechtigung eingeschlossen worden waren. Jüngere dominierten denn auch das Publikum.
Bei den Anliegen ging es ansonsten klassisch gewerkschaftlich zu: Immer wieder im Zentrum Lohnerhöhungen, Lohngleichheit von Mann und Frau, Mindestlöhne oder mehr Kaderstellen für Frauen. Gerade mal 18 Prozent der Amtschefinnen beim Kanton seien Frauen, kritisierte Antonella Bizzini von der Frauenzentrale. Und monierte: «Der Regierungsrat sollte seinen Blick weiten.» Im Anschluss an die Kundgebung marschierten die Teilnehmenden zum Dreiegg und machten Party, umrahmt von Martina Hügis Poetry Slam.