Jahresrückblick
Gewinner und Verlierer: Diese Ostschweizer Köpfe haben 2020 Schlagzeilen gemacht

Sie haben gekämpft, gespielt und protestiert, sie haben geschrieben und geredet, sie haben gewonnen und verloren: Über diese Frauen und Männern hat die Ostschweiz in diesem Jahr gesprochen.

Tagblatt-Redaktion
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Bruno Damann: Der Gesundheitschef an der Coronafront

Bruno Damann.

Bruno Damann.

Bild: Arthur Gamsa

Corona an allen Fronten, Damann an allen Fronten: Der St.Galler CVP-Regierungspräsident und Gesundheitschef ist das Gesicht der Pandemie in der Ostschweiz - und erntet dafür gleichermassen Kritik und Zuspruch. Während im Spätherbst andere Kantone die Massnahmen wieder verschärfen, verzichtet St.Gallen zunächst darauf. Das gibt zu reden. Der 63-jährige Gossauer wird zum einen gefeiert als Mann, der sich endlich «gegen die Diktatur aus Bern» wehrt. Andere wundern sich über den «neuen st.-gallischen Stil der rechtsbürgerlichen Regierung». Ende November wird Damann selber positiv auf das Coronavirus getestet.

Sutter, Hüppi und Zeidler: Das Dreamteam beim FC St.Gallen bleibt

Alain Sutter, Matthias Hüppi und Peter Zeidler.

Alain Sutter, Matthias Hüppi und Peter Zeidler.

Bild: Ralph Ribi

Vor dem Endspurt in der Meisterschaft setzt der FC St.Gallen Mitte Juli ein Zeichen: Die Ostschweizer binden ihren Erfolgstrainer Peter Zeidler sowie den Sportchef Alain Sutter bis 2025. Ein seltener Treueschwur. «So etwas Verrücktes hat es im Schweizer Fussball noch nie gegeben», kommentiert der «Blick» die Vertragsverlängerung. Präsident Matthias Hüppi ist überzeugt: Die langfristige Zusammenarbeit mit Sutter und Zeidler stärkt die Verlässlichkeit des Vereins bei Zuschauern und Geldgebern.

Lara Stoll: Sie ist jetzt offiziell die lustigste Frau der Schweiz

Lara Stoll.

Lara Stoll.

Bild: PD

Der «Salzburger Stier» ist die höchste Auszeichnung im deutschsprachigen Kabarett. Im Jahr 2020 geht er an Lara Stoll. Die im Thurgau aufgewachsene 33-Jährige hat sich als Slampoetin, Musikerin und Filmemacherin längst einen Namen gemacht. Jetzt ist sie offiziell die lustigste Frau der Schweiz. Die Jury schreibt: «Ihre Texte sind oft ein einziges, kunstvoll gebautes Crescendo. Doch dann, plötzlich und unerwartet, zeigt die Exzentrikerin ihre Zerbrechlichkeit. Diese spannungsvolle Mischung macht die junge Ostschweizerin zu einer unverwechselbaren Figur auf den deutschsprachigen Bühnen.»

Oliver Skreinig: Der Direktor und sein Zirkus in der Misere

Oliver Skreinig.

Oliver Skreinig.

Bild: Andrea Stalder

Der in Kreuzlingen beheimatete Circus Royal ist am Ende. Nach happigen Vorwürfen seiner ehemaligen Angestellten und Artisten liegen im Jahr 2020 gegen den zunächst untergetauchten Direktor Oliver Skreinig mehrere Anklagen vor, hauptsächlich wegen Misswirtschaft. Das Bezirksgericht Kreuzlingen spricht ihn im November in allen Anklagepunkten schuldig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Anna Stern: Die Schreiberin vom See startet durch

Anna Stern.

Anna Stern.

Bild: Michel Canonica

Grosse Ehre für die Rorschacher Autorin Anna Stern: Anfang November erhält sie den Schweizer Buchpreis. In der Begründung der Jury heisst es: «Anna Stern hat einem der ältesten Themen der Literatur eine völlig neue Form und unerhörte Töne abgewonnen.» Ihr Roman «das alles hier, jetzt.» handelt vom Tod eines geliebten Menschen, und erzähle mit «grosser experimenteller Kraft» und zugleich mit «hoher sinnlicher Intensität».

Pietro Vernazza: Der Infektiologe auf allen Kanälen

Pietro Vernazza.

Pietro Vernazza.

Bild: Ralph Ribi

2019 verpasst er als GLP-Kandidat die Wahl ins Bundesparlament, eine grosse Bühne hat er 2020 trotzdem: Pietro Vernazza, Chefarzt Klinik für Infektiologie am Kantonsspital St.Gallen, äussert sich in der Coronakrise immer wieder pointiert zum Geschehen. Auf seinem Blog, in Interviews, in den Sozialen Medien. Und bekommt dabei vor allem von jenen Applaus, welche die Massnahmen kritisieren – oder das Virus verharmlosen. Von letzteren distanziert er sich: «Wir dürfen die Krankheit nicht verharmlosen, sollten auf sie aber nicht mit Panik reagieren, sondern Massnahmen so treffen, dass sie einen möglichst grossen Präventionsnutzen erzielen, ohne der Gesellschaft und der Wirtschaft mehr als nötig zu schaden.»

Patrick Stach: Rücktritt als Universitätsrat – per sofort

Patrick Stach.

Patrick Stach.

Bild: Hanspeter Schiess

Ende Januar gibt Patrick Stach per sofort seinen Rücktritt als Mitglied des St.Galler Universitätsrats bekannt. Grund: Anfang Jahr wurde bekannt, dass der St. Galler Rechtsanwalt wegen überrissener Honorarforderungen in einem Erbstreit vom Bundesgericht verurteilt worden war. Nachdem das Tagblatt den Fall publik gemacht hatte, wurden im Kantonsrat Rücktrittsforderungen laut: Stach sei als Universitätsrat nicht mehr tragbar, hiess es insbesondere aus den Fraktionen der SP und Grünen. Auch die bürgerlichen Fraktionen kritisierten Stach.

Andreas Schelling: Der Mann, der den Thurgauer Wahlbetrug aufdeckt

Andreas Schelling.

Andreas Schelling.

Bild: Reto Martin

Sein Spitzname ist Sherlock, sein Name Andreas Schelling. Der Präsident der GLP Bezirk Frauenfeld hat den grössten politischen Skandal der jüngeren Thurgauer Geschichte aufgedeckt: die Manipulation bei den Grossratswahlen in Frauenfeld. Den Eindruck, dass etwas falsch läuft, hat er schon am Wahltag. Dem 67-Jährigen fällt auf, dass das Verhältnis von den 283 veränderten und 27 unveränderten Wahllisten nicht stimmen kann. Ihm wird klar: «GLP-Wahlzettel sind für die SVP gezählt worden.» Er bleibt hartnäckig. Was anfänglich als Unregelmässigkeit gilt, erweist sich später als Wahlbetrug. Die Staatsanwaltschaft eröffnet eine Strafuntersuchung.

Samantha Wanjiru: Die St.Gallerin, die gegen Rassismus kämpft

Samantha Wanjiru.

Samantha Wanjiru.

Bild: Benjamin Manser

Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd von Ende Mai löst weltweit Erschütterung aus - und Proteste. Samantha Wanjiru kämpft in der Ostschweiz an vorderster Front gegen Rassismus an. Die 26-Jährige organisiert die Black-Lives-Matter-­Demonstration in der St.Galler Innenstadt. Mit Erfolg: Es kommt zum Grossaufmarsch, 1100 Personen protestieren für Gleichberechtigung. Samantha Wanjiru will aber nicht das neue Gesicht der Bewegung werden: «Ich bin nur deren Sprachrohr.»

Maria Pappa: Die erste St.Galler Stadtpräsidentin

Maria Pappa.

Maria Pappa.

Bild: Ralph Ribi

Sie hat im Jahr 2020 Geschichte geschrieben: Maria Pappa wird am 29.November im zweiten Wahlgang zur ersten St.Galler Stadtpräsidentin gewählt. Die SP-Stadträtin setzt sich mit 2632 Stimmen Vorsprung gegen ihren Konkurrenten Mathias Gabathuler (FDP) durch. Pappas Wahlsieg macht sogar in der Heimat ihrer Eltern, der süditalienischen Region Kalabrien, Schlagzeilen.

Stefano Patta: Der Mann, der alle zum Essen einladen will

Stefano Patta.

Stefano Patta.

Bild: Nik Roth

Stefano Patta will nach dem Corona-Shutdown im Frühjahr die St.Galler Bevölkerung zum Essen einladen – und zwar auf seine Kosten. Doch während der Unternehmer die Gratis-Bratwurst-Aktion in den Medien gross ankündigt, warten seine Gläubiger auf ihr Geld, wie Recherchen des Tagblatts zeigen. Nach drei Verschiebungen findet der Anlass schliesslich Anfang September statt - mit einer durchzogenen Bilanz.

Gallus Knechtle und Melanie Gmünder: Die neuen Aescher-Pächter rüsten auf

Gallus Knechtle und Melanie Gmünder.

Gallus Knechtle und Melanie Gmünder.

Bild: Urs Bucher

In ihrer zweiten Saison im Berggasthaus Aescher schliesst das Pächterteam Gallus Knechtle und Melanie Gmünder ein grosses Umbauprojekt ab. Für 1,1 Millionen Franken wurde das beliebte Ausflugsrestaurant aufgefrischt - pünktlich zum Start in keine einfache Saison. Nach dem Umbau hat sich einiges verändert. Der westliche Gebäudeteil musste aufgrund der maroden Bausubstanz vollständig erneuert werden. Mit der komplett neuen Innenraumaufteilung wurden die Toiletten verschoben. Was bleibt ist der Kultstatus der Beiz.

Simon Ehammer: Der Ausserrhoder auf dem Sprung in die Weltklasse

Simon Ehammer.

Simon Ehammer.

Bild: Jan Huebner

Als zweiter der Jahresweltbestliste beendet Zehnkämpfer Simon Ehammer die Saison bei den Aktiven. Dabei ist der Athlet des TV Teufen erst 20 Jahre alt. Der Steiner erzielt persönliche Bestleistungen, bricht nationale Rekorde im Zehnkampf, gewinnt Titel und Medaillen an nationalen Meisterschaften – im Mehrkampf und in den Disziplinen Weitsprung, Hürdenlauf und Stabhochsprung. Ein Multitalent. Ehammer wird als Schweizer Leichtathlet des Jahres ausgezeichnet.

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