«Im Herzen sind wir Töfflibuebe»

Der Appenzeller Kabarettist Simon Enzler fährt mit seinem Bühnenpartner auf dem Töffli nach Ascona. Im Interview spricht er über seine Töfflibueben-Zeit, sein schmerzendes «Füdle» und das meditative Gedröhne seines ungefederten Töfflis.

Drucken
SF bi de Lüt - Töfflibuben Daniel Ziegler (l.) und Simon Enzler (vorne) Copyright: SRF/Ueli Christoffel NO SALES NO ARCHIVES Die Veröffentlichung im Zusammenhang mit Hinweisen auf die Programme von Schweizer Radio und Fernsehen ist honorarfrei und muss mit dem Quellenhinweis erfolgen. Jede weitere Verwendung ist honorarpflichtig, insbesondere auch der Wiederverkauf. Das Copyright bleibt bei Media Relations SRF. Wir bitten um Belegexemplare. Bei missbräuchlicher Verwendung behält sich das Schweizer Radio und Fernsehen zivil- und strafrechtliche Schritte vor.

SF bi de Lüt - Töfflibuben Daniel Ziegler (l.) und Simon Enzler (vorne) Copyright: SRF/Ueli Christoffel NO SALES NO ARCHIVES Die Veröffentlichung im Zusammenhang mit Hinweisen auf die Programme von Schweizer Radio und Fernsehen ist honorarfrei und muss mit dem Quellenhinweis erfolgen. Jede weitere Verwendung ist honorarpflichtig, insbesondere auch der Wiederverkauf. Das Copyright bleibt bei Media Relations SRF. Wir bitten um Belegexemplare. Bei missbräuchlicher Verwendung behält sich das Schweizer Radio und Fernsehen zivil- und strafrechtliche Schritte vor.

Herr Enzler, waren Sie früher selber ein richtiger Töfflibueb?

Enzler: Ja, das war ich. Mit 14 habe ich die Töffliprüfung absolviert und dann auch mein erstes Töffli erhalten. Das fand ich super. Es gab mir das Gefühl von Freiheit. Der Aktionsradius hat sich dadurch vergrössert.

Welches Erlebnis haben Sie in besonderer Erinnerung?

Enzler: Die Freiheit, mit einem vollen Tank irgendwohin zu fahren. Das konnte etwa ein Ausflug in die Stadt St. Gallen sein. Ein Weg beanspruchte rund 45 Minuten. In St. Gallen hörte ich dann CDs im Musikladen. Mit dem Töffli konnte ich Halt machen oder einen Umweg fahren.

Waren Sie damals auch schon mit Daniel Ziegler unterwegs?

Enzler: Nein, wir haben uns kennengelernt, als ich in Appenzell das Gymnasium besuchte. Daniel studierte damals schon. Zu dieser Zeit sind wir schon Auto gefahren und haben anderen Schabernack getrieben. Im Herzen sind wir aber Töfflibuebe geblieben.

Fuhren Sie später auch grössere Maschinen?

Enzler: Ich habe die grosse Motorradprüfung gemacht. Vor zehn Jahren habe ich das Motorradfahren jedoch aufgegeben. Es hat mich nicht mehr gereizt.

Wie empfinden Sie heute das Töfflifahren?

Enzler: Als sehr wohltuend. Wir sind mit 30 Stundenkilometern unterwegs, bergauf noch langsamer. So entdeckt man viel mehr während der Fahrt. Schnell fahren kann jeder, langsam fahren ist unmodisch. Leute, die an uns vorbeifahren, erwarten 15jährige Teenies auf den Töfflis, nicht 36- und 39jährige Männer. Wir stehen schräg in der Landschaft. Aber wir fahren mit einem Selbstverständnis und viel Freude. Die Leute finden das witzig und winken uns zu.

Haben Sie vor der Reise nach Ascona eine Probefahrt gemacht?

Enzler: Nein, ich bin das erste Mal seit langem wieder auf einem Töffli gesessen. Es ist wie beim Velofahren oder Schwimmen, das verlernt man nicht. Christian Stoll, unser Servicemann, hat mir einen 40jährigen Puch Sport zur Verfügung gestellt. Dieser ist handgeschaltet und hat zwei Gänge.

Wie lange sitzen Sie pro Tag auf dem Töffli?

Enzler: Etwa fünf Stunden – das ist fast zu viel. Mein Töffli hat keine Federn. Das vibriert recht. Und manchmal macht das Füdle weh und der Rücken schmerzt. Man kann nicht faul auf dem Töffli hocken, ist bei Sonne, Regen oder Föhn unterwegs. Wir müssen aufmerksam sein und balancieren.

Gibt es am Abend eine Massage zur Entspannung?

Enzler: Nein. Es gibt ein Nachtessen mit der gesamten Crew, das heisst mit Kameramann, Redaktor, Tontechniker, Servicemann und Töfffahrer. Wir haben eine gute, familiäre Atmosphäre. Danach versuche ich ein paar Stunden zu schlafen.

Wie sieht ein Drehtag aus?

Enzler: Von 8 bis 20 Uhr wird gedreht. Bisher haben wir vier Sendungen aufgenommen. Dabei haben wir 800 bis 900 Kilometer zurückgelegt. Wir sind also im Prinzip schon zweimal Appenzell–Ascona retour gefahren. Denn wir müssen die verschiedenen Szenen wiederholen, bis die Gespräche richtig sind, bis Bild und Licht stimmen. Das ist schön und lustig. Bis zum Drehende am nächsten Mittwoch werden also noch ein paar Extrakilometer auf den Tacho kommen.

Was nehmen Sie alles mit auf die Reise?

Enzler: Würste, Badehosen, Regen-Pelerine, gute Schuhe, einen Schlafsack.

Einen Schlafsack? Übernachten Sie nicht im Hotel?

Enzler: Nicht immer. Wir haben einmal im Stroh übernachtet. Und wenn es das Wetter zulässt, werden wir im Tessin sicher mal unter freiem Himmel schlafen.

Was geht Ihnen während der Fahrt durch den Kopf?

Enzler: Für mich ist es eine Reise in die Vergangenheit. Wenn ich an der Tankstelle Benzin rieche, kommen Erinnerungen hoch. Ich denke an früher. Wie war es bei einer Panne? Wie fühlte ich mich da? Es war cool, mobil zu sein. Das Gedröhne ist manchmal sogar meditativ. Mir gefällt das.

Auf Ihrer Fahrt begegnen Sie auch verschiedenen Menschen. Treffen Sie diese zufällig?

Enzler: Nein, das Fernsehen hat diese Menschen eingeladen. Sie müssen dann am vereinbarten Treffpunkt anwesend sein. Wir wollten aber keine Ahnung haben, um welche Personen es sich handelt. So sind die Gespräche spontaner. Bis jetzt haben sich einige schräge Begegnungen ergeben. Ich bin gespannt, was wir noch alles erleben werden.

Interview: Maria Kobler-Wyer

Das gesamte Interview auf www.tagblatt.ch