Der Appenzeller Kabarettist Simon Enzler fährt mit seinem Bühnenpartner auf dem Töffli nach Ascona. Im Interview spricht er über seine Töfflibueben-Zeit, sein schmerzendes «Füdle» und das meditative Gedröhne seines ungefederten Töfflis.
Enzler: Ja, das war ich. Mit 14 habe ich die Töffliprüfung absolviert und dann auch mein erstes Töffli erhalten. Das fand ich super. Es gab mir das Gefühl von Freiheit. Der Aktionsradius hat sich dadurch vergrössert.
Enzler: Die Freiheit, mit einem vollen Tank irgendwohin zu fahren. Das konnte etwa ein Ausflug in die Stadt St. Gallen sein. Ein Weg beanspruchte rund 45 Minuten. In St. Gallen hörte ich dann CDs im Musikladen. Mit dem Töffli konnte ich Halt machen oder einen Umweg fahren.
Enzler: Nein, wir haben uns kennengelernt, als ich in Appenzell das Gymnasium besuchte. Daniel studierte damals schon. Zu dieser Zeit sind wir schon Auto gefahren und haben anderen Schabernack getrieben. Im Herzen sind wir aber Töfflibuebe geblieben.
Enzler: Ich habe die grosse Motorradprüfung gemacht. Vor zehn Jahren habe ich das Motorradfahren jedoch aufgegeben. Es hat mich nicht mehr gereizt.
Enzler: Als sehr wohltuend. Wir sind mit 30 Stundenkilometern unterwegs, bergauf noch langsamer. So entdeckt man viel mehr während der Fahrt. Schnell fahren kann jeder, langsam fahren ist unmodisch. Leute, die an uns vorbeifahren, erwarten 15jährige Teenies auf den Töfflis, nicht 36- und 39jährige Männer. Wir stehen schräg in der Landschaft. Aber wir fahren mit einem Selbstverständnis und viel Freude. Die Leute finden das witzig und winken uns zu.
Enzler: Nein, ich bin das erste Mal seit langem wieder auf einem Töffli gesessen. Es ist wie beim Velofahren oder Schwimmen, das verlernt man nicht. Christian Stoll, unser Servicemann, hat mir einen 40jährigen Puch Sport zur Verfügung gestellt. Dieser ist handgeschaltet und hat zwei Gänge.
Enzler: Etwa fünf Stunden – das ist fast zu viel. Mein Töffli hat keine Federn. Das vibriert recht. Und manchmal macht das Füdle weh und der Rücken schmerzt. Man kann nicht faul auf dem Töffli hocken, ist bei Sonne, Regen oder Föhn unterwegs. Wir müssen aufmerksam sein und balancieren.
Enzler: Nein. Es gibt ein Nachtessen mit der gesamten Crew, das heisst mit Kameramann, Redaktor, Tontechniker, Servicemann und Töfffahrer. Wir haben eine gute, familiäre Atmosphäre. Danach versuche ich ein paar Stunden zu schlafen.
Enzler: Von 8 bis 20 Uhr wird gedreht. Bisher haben wir vier Sendungen aufgenommen. Dabei haben wir 800 bis 900 Kilometer zurückgelegt. Wir sind also im Prinzip schon zweimal Appenzell–Ascona retour gefahren. Denn wir müssen die verschiedenen Szenen wiederholen, bis die Gespräche richtig sind, bis Bild und Licht stimmen. Das ist schön und lustig. Bis zum Drehende am nächsten Mittwoch werden also noch ein paar Extrakilometer auf den Tacho kommen.
Enzler: Würste, Badehosen, Regen-Pelerine, gute Schuhe, einen Schlafsack.
Enzler: Nicht immer. Wir haben einmal im Stroh übernachtet. Und wenn es das Wetter zulässt, werden wir im Tessin sicher mal unter freiem Himmel schlafen.
Enzler: Für mich ist es eine Reise in die Vergangenheit. Wenn ich an der Tankstelle Benzin rieche, kommen Erinnerungen hoch. Ich denke an früher. Wie war es bei einer Panne? Wie fühlte ich mich da? Es war cool, mobil zu sein. Das Gedröhne ist manchmal sogar meditativ. Mir gefällt das.
Enzler: Nein, das Fernsehen hat diese Menschen eingeladen. Sie müssen dann am vereinbarten Treffpunkt anwesend sein. Wir wollten aber keine Ahnung haben, um welche Personen es sich handelt. So sind die Gespräche spontaner. Bis jetzt haben sich einige schräge Begegnungen ergeben. Ich bin gespannt, was wir noch alles erleben werden.
Interview: Maria Kobler-Wyer
Das gesamte Interview auf www.tagblatt.ch