Bei der Dargebotenen Hand Ostschweiz engagieren sich über 70 Telefonberaterinnen – freiwillig, im 24-Stunden-Betrieb. Nicole Zeiter hat am 1. Juli die Leitung der Regionalstelle mit Sitz in St. Gallen übernommen.
Bei der Dargebotenen Hand Ostschweiz engagieren sich über 70 Telefonberaterinnen – freiwillig, im 24-Stunden-Betrieb. Nicole Zeiter hat am 1. Juli die Leitung der Regionalstelle mit Sitz in St. Gallen übernommen. An ihrer neuen Stelle schätzt sie, nach langer selbständiger Tätigkeit als PR-Beraterin und Coach/Supervisorin, vor allem das Eingebundensein in ein Team und den Austausch mit den freiwilligen Mitarbeitern. Dieser geschieht laut Zeiter bei der Dargebotenen Hand auf Augenhöhe. Die 48-Jährige sagt: «Die meisten der Freiwilligen sind in anspruchsvollen Funktionen tätig und verfügen über eine grosse Lebenserfahrung. Mich als Chefin zu positionieren, fände ich deshalb unangebracht.» Zeiter möchte allen Freiwilligen die gleiche Wertschätzung entgegenbringen, gleichzeitig muss sie jedoch für die Qualität der Beratungsgespräche garantieren können. «Das ist manchmal eine Gratwanderung», sagt sie.
Eigentlich wollte Zeiter Journalistin werden. Während ihres Geschichtsstudiums absolvierte sie ein Praktikum bei den «Neuen Zürcher Nachrichten», bei Ringier brachte sie als Telexistin die Agenturmeldungen in die Redaktionssitzungen. «Die Medienwelt hat mich fasziniert», sagt sie. Anfang der 90er-Jahre, in der Zeit der Pressekonzentration, waren die Stellen jedoch dünn gesät.
Zeiter nahm deshalb eine Stelle beim Informationsdienst des Kantons Thurgau an und siedelte von der Stadt Zürich, in der sie ihre Jugend verbracht hatte, nach Frauenfeld um. Ein Schritt, der ihr leicht fiel. Denn Zeiter hatte genug vom Grossstadtleben. Entspannen konnte sich die Zürcherin schon immer am besten in der Natur. In der Ostschweiz fühlte sich Nicole Zeiter schnell heimisch. Sie schwärmt von der unkomplizierten, bodenständigen und offenen Art der Ostschweizer und sagt: «Ich fühlte mich hier sehr willkommen.»
Zeiter ist der Region treu geblieben: Heute bewohnt sie, mit Mann und Hund, ein altes Bauernhaus in Liebensberg, einem Dorf zwischen Wil und Winterthur.
In ihrer neuen Heimat unternahm Zeiter einen Ausflug in die Politik: Für die SP sass sie von 2003 bis 2005 im Gemeinderat Frauenfeld. Doch für Zeiter, die sich selbst als lösungsorientiert und kooperativ beschreibt, standen in den politischen Auseinandersetzungen die parteipolitischen Interessen zu oft im Vordergrund. «Vielleicht bin ich etwas zu zartbesaitet für die Politik», sagt sie schmunzelnd. Sie entschied sich deshalb, ihre Aufmerksamkeit wieder ungeteilt ihrem Beruf zu widmen. Und schlug neue Wege ein: Als Dozentin und Kursleiterin kam sie immer wieder mit Menschen in Berührung, die Beratung suchten für ihre berufliche Laufbahn. Da merkte die PR-Beraterin: «Auf diese menschliche Ebene zu gehen, Leute zu beraten und in ihrer Entwicklung zu fördern, das entspricht mir.» Zeiter entschied sich deshalb für den Master-Studiengang Coaching und Supervision am Institut für Angewandte Psychologie in Winterthur.
«Mein Beruf ist mir sehr wichtig», sagt die 48-Jährige. «Ich investiere viel Energie in meine Arbeit.» Kraft tankt sie bei langen Spaziergängen mit ihrem Hund, beim Yoga, beim Joggen und beim Schreiben. Letzteres ist ihr besonders wichtig: Nicole Zeiter hat einen Roman begonnen. Nicht zum erstenmal, doch Zeiter ist sich sicher: «Diesen werde ich zu Ende schreiben.»
Die Schriftstellerin Milena Moser gab ihr den Tip, immer zur gleichen Tageszeit zu schreiben. Seither setzt sie sich jeden Morgen um sechs für eine halbe Stunde an ihren Schreibtisch. Dank dieser Regelmässigkeit kommt sie voran in ihrem kreativen Schaffen. Und das morgendliche Ritual sorgt für Entlastung im oft hektischen Alltag. «Nimmt man sich am frühen Morgen Zeit für sich und seine Interessen, befreit einen das vom Gefühl, neben der Arbeit für nichts mehr Zeit zu finden», sagt Nicole Zeiter. Sarah Schmalz