Der Marsch der Corona-Skeptiker durch Konstanz und Kreuzlingen verlief gemäss Polizei mehrheitlich ohne nennenswerte Vorkommnisse. Einige Hundert Menschen fassten sich zwischen 15 und 15.30 Uhr an den Händen für eine «Friedenskette».
«Die Maske nützt imfall nüt.» Beim Abschreiten der Menschenkette kommen die Kommentare ungefragt. Hunderte Menschen reihten sich am Samstag um das Seebecken auf, um für Freiheit und gegen die Coronamassnahmen ein Zeichen zu setzen. In der Kette reihten sich Familien mit Kindern an Herren in Fellbekleidung ein. Die Stimmung bei den Teilnehmenden war fröhlich. Die Kette reichte mindestens von der Rheinbrücke bis zum Seeburgpark in Kreuzlingen. Ein Ende der Kette war nicht in Sicht, auch wenn sie sich Richtung Kreuzlinger Seegarten lichtete.
Die wenigsten trugen eine Maske. Gegendemonstrationszüge, unter anderem von der SP Kreuzlingen, passierten unter lauten Parolen die Kette. «Nazis raus» wurde unter anderem skandiert. Oder: «Wer mit Nazis Händchen hält, hat nix kapiert».
Es blieb jedoch alles ruhig, auch bei den zahlreichen Kundgebungen im Laufe des Tages. Im Konstanzer Stadtgarten gab es Vorträge und Darbietungen von Impfgegnern und Coronakritikern. Die Polizei markierte auf beiden Seiten der Grenze massiv Präsenz.
Unter den Teilnehmern sind auch zahlreiche Schweizer. Nach dem Grund für ihre Teilnahme befragt, sagte eine Dame mittleren Alters aus der Region: «Wir wollen einen runden Tisch, jetzt aber haben wir Stasi-Methoden wie zu DDR-Zeiten.» Die Gegendemonstranten von Linken und Grünen bezeichnete sie als «gekauft». Im Übrigen vertrat sie die Ansicht, dass der PCR-Test nichts nütze. Sie sagte:
«Ich hätte nicht gedacht, dass ich an einer Demo teilnehmen würde.»
Einige hundert Meter weiter Richtung Kreuzlingen hat sich Marcel, 33, mit Gummistiefeln in die Kette eingereiht. «Es ist mir wichtig, für Frieden und Liebe einzustehen. Und nein, ich bin kein Covid-Leugner.» Das Virus könne gefährlich sein, «hat aber viel Ähnlichkeiten mit einer saisonalen Grippe». Er sei offen für alles. Er wolle selber denken so lange man das noch könne:
«Die Regierungen der Welt stecken alle unter einem Hut – ausser Schweden, Weissrussland und ein Land in Tansania.»
Am Ende der Kette steht Lucienne, eine fünfzigjährige Mutter mit ihren zwei Töchtern. Lucienne arbeitet in Basel als Kleinkinderzieherin. Nach dem Grund ihrer Teilnahme befragt meint sie, dass es höchste Zeit sei, sich gegen das Coronavirus zu verteidigen:
«Den Kindern wird eingetrichtert dass ein soziales Leben, Nähe schlecht sei. Das wird verheerende Folgen haben.»
Das Polizeipräsidium Konstanz hat am Nachmittag eine erste Bilanz zu den Demonstrationen am Samstag gezogen. Demnach sei der Tag bis in den frühen Nachmittag sehr ruhig verlaufen. Es sei zu keinen bemerkenswerten Vorkommnissen gekommen, heisst es in einer Pressemitteilung. Lediglich in einer Gaststätte habe es einen Vorfall gegeben: Zwei Menschen, die das Lokal ohne Maske betreten hatten, mussten des Hauses verwiesen werden.
Gegen eine andere Person sei vorübergehend bei einer Kundgebung ein Platzverweis ausgesprochen worden. Nach einer Überprüfung des Mannes wurde dieser Platzverweis laut Polizei jedoch wieder aufgehoben.
Die Kantonspolizei Thurgau zieht nach den Demonstrationen am Samstag eine positive Zwischenbilanz für das eigene Zuständigkeitsgebiet. Gemäss Medienmitteilung fand am Samstagnachmittag in Kreuzlingen eine bewilligte Kundgebung mit wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Dem Aufruf zur Bildung einer «Friedenskette» folgten auf Thurgauer Kantonsgebiet zwischen Romanshorn und Kreuzlingen einige hundert Personen. Es kam zu keinen Zwischenfällen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verhielten sich ruhig.
Die Demonstrationen in Konstanz sind laut dem Zwischenbericht der Polizei kleiner ausgefallen als angekündigt. Nur vereinzelt hätten sich kleinere Gruppen in Konstanz gesammelt. Einige Kundgebungen, die für den Vormittag angemeldet worden waren, hätten gar nicht stattgefunden.
So sei etwa eine für 10 Uhr angemeldete Demonstration mit 5000 Teilnehmern im Bereich Klein Venedig und Stadtgarten ausgefallen. Bei einer Fahrradkundgebung gegen die sogenannten «Querdenker» seien nur rund 25 Radfahrer mitgefahren. Bei der Menschenkette der «Querdenker» beteiligten sich laut Polizeischätzung rund 1000 Menschen im Bereich Konstanz. Insgesamt zählte die Polizei in der Innenstadt von Konstanz - zusammen mit der angemeldeten Abschlusskundgebung der Initiatoren für die Menschenkette rund 2500 Personen, die an verschiedenen Kundgebungen und Versammlungen teilgenommen hatten. Auch die mit 4500 Teilnehmern angemeldete Abschlusskundgebung der «Kette» war mit knapp 500 Personen nur schwach besucht und wurde schliesslich vorzeitig vom Veranstalter aufgelöst.