Das Jahr 2018 war für die Ostschweiz reich an Schlagzeilen. Eine Chronik der grössten Aufreger und Aufsteller.
Regen, Wind und Hagel: Sturmtief «Burglind» fegt Anfang Januar über die Ostschweiz und richtet massive Schäden an. In der Pizolbahn werden 25 Personen eingeschlossen, nachdem Bäume auf die Tragseile gestürzt waren. Im Kanton St. Gallen gab es wegen «Burglind» 2700 Schadensmeldungen bei der Gebäudeversicherung. Kosten: 5,9 Millionen Franken.
Am ersten Abstimmungssonntag dieses Jahres kommt eine heiss diskutierte kantonale Vorlage vors Volk: die Sanierung des Theaters St.Gallen. Die St.Galler Bevölkerung stimmt dem Kredit von 48,6 Millionen Franken für die Erneuerung mit 62 Prozent zu.
Die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope bleibt ein politischer Dauerbrenner in diesem Jahr. Bundesrat Johann Schneider-Ammann plant, den Agroscope-Standort Tänikon aufzugeben. Das Vorhaben stösst in der gesamten Ostschweiz auf massiven Protest, nun will man Alternativen finden.
Freude herrscht in der Gallusstadt: Der Gesamtbundesrat kommt Ende März für eine Sitzung nach St.Gallen. Im Pfalzkeller geht er bei Bratwurst und Blasmusik mit der Bevölkerung auf Tuchfühlung. Der Publikumsaufmarsch ist gross, es kommen über 800 Leute.
Dem Wiler Imam Bekim Alimi wird einmal mehr vorgeworfen, Kontakte zu radikalen Kreisen zu haben. Nun muss sich das Wiler Stadtparlament mit seiner Einbürgerung befassen – und heisst diese 26 Ja-Stimmen zu 10 Nein-Stimmen gut.
Konkursverwalter Martin Wenk startet den Verkauf von Schloss Eugensberg, das aus der Konkursmasse der Hugo Erb AG stammt. Rolf Erb wurde am Abend des 8. Aprils von seiner Lebenspartnerin tot im Schloss Eugensberg aufgefunden. Kurz davor hatte das Bundesgericht entschieden, dass der konkursite Unternehmer seine siebenjährige Gefängnisstrafe trotz geltend gemachter Suizidgefahr antreten muss.
Die Stimmbürger der Gemeinde Wildhaus-Alt St.Johann verwerfen den umstrittenen 7-Millionen-Beitrag der Gemeinde an das Jufa-Hotelprojekt deutlich.
Appenzell Innerrhoden kann ein neues Spital bauen. Das Stimmvolk heisst den 41-Millionen-Franken-Kredit für ein neues Spital nach einer langen, hitzigen Debatte an der Landsgemeinde gut. Umstritten war vor allem die Frage, ob Innerrhoden einen stationären Teil braucht. Die Landsgemeinde wählt zudem Ruedi Eberle zum neuen Säckelmeister. Mit ihm ist zum ersten Mal die SVP in der Innerrhoder Regierung vertreten.
Der Verwaltungsrat der St.Galler Spitalverbunde prophezeit massive Defizite. Um die Finanzen in den Griff zu bekommen, will er nur noch an vier Standorten stationäre Leistungen anbieten. Ende August zieht der Verwaltungsrat die Notbremse und stoppt den Spitalumbau in Wattwil.
Noch häufiger als ohnehin wird im Jahr 2018 über das Wetter gesprochen. Denn der Sommer beginnt schon im April. Und er ist heiss-trocken. In der Ostschweiz fällt monatelang wenig Regen. Die Trockenheit ist hier im Vergleich besonders ausgeprägt. Das Wasser wird vielerorts knapp. Der Regierungsrat erlässt ein Wasserentnahmeverbot aus Fliessgewässern; aufgehoben wird es erst am 12. Dezember. Meteo Schweiz spricht von einem Jahrhundertereignis für die Region.
Das Wirtepaar des legendären Bergrestaurant Aescher wirft das Handtuch. Die Pächter Nicole und Bernhard Knechtle hatten sich schon längere Zeit über die schwierigen Bedingungen für den Betrieb beklagt und bauliche Massnahmen gefordert.
Am 10. Dezember wird das neue Pächter-Paar für den «Aescher» vorgestellt: Gallus Knechtle aus Stein und Melanie Gmünder aus Haslen mit ihrer Firma Pfefferbeere sind neue Betreiber des weltberühmten Gasthauses.
Die Jungfraubahn ist von der Finanzmarktaufsicht wegen unzulässiger Aktienverkäufe gerügt worden. Der Rektor der Universität St.Gallen, Thomas Bieger, gerät als Verwaltungsratspräsident in Erklärungsnot. Nach der Spesen-Affäre und Raiffeisen-Affäre ein weiteres turbulentes Kapitel in der Geschichte der HSG.
Die Leitung der Universität St.Gallen hatte im Juni gegen drei Personen eines HSG-Instituts ein Verfahren eröffnet. Der Grund sind mögliche massiv überhöhte Spesenbezüge. Im September zieht die Universität St.Gallen erste Konsequenzen aus dem Fall Rüegg-Stürm und der Spesenaffäre: Sie nimmt das Reglement für Nebentätigkeiten ihrer Professoren unter die Lupe. Und sie verspricht mehr Transparenz bei den Sponsorengeldern.
Am September-Abstimmungssonntag gerät der Kanton St.Gallen in die nationalen Schlagzeilen. Als zweiter Kanton führt er nach dem Tessin ein Gesichtsverhüllungsverbot ein. Die St.Galler Stimmberechtigten nehmen den III. Nachtrag zum Übertretungsstrafgesetz mit 66,65 Prozent an. In Zukunft kann somit mit Busse bestraft werden, wer sich im öffentlichen Raum und an öffentlich zugänglichen Orten durch die Verhüllung des Gesichts unkenntlich macht und dadurch die öffentliche Sicherheit oder den religiösen oder gesellschaftlichen Frieden bedroht oder gefährdet. Dafür gibt's Applaus von der einen, und umso mehr Unverständnis von der anderen Seite.
Schluss mit Baggern, Baulärm um Umleitungen: Die Visitenkarte der Stadt St.Gallen, der neue Bahnhof, ist eingeweiht. Die Pendler freut's, den Rest ebenso – ein Wochenende lang steigt in der Gallusstadt ein Bahnhoffest. Für den Fahrplanwechsel im Dezember ist alles bereit.
Den meisten Gesprächsstoff liefert am Bahnhof aber nicht etwa der neugestaltete Bahnhofplatz oder der erste Bratwurststand, sondern die binäre Uhr. Die Lichtinstallation an der Bahnhofshalle polarisiert. «Gelungenes Kunstwerk» sagen die einen, «Geldverschwendung» die anderen. Und die Macher suchen derweil händeringend eine Lösung für die technischen Probleme: Seit ihrer Inbetriebnahme im April fällt die Uhr immer wieder aus.
In St.Gallen beginnt der Prozess gegen die Eltern des Mädchens, das im August 2015 tot im Keller eines Wohnhauses in Staad gefunden worden war. Die Staatsanwaltschaft fordert für die 35-jährige Mutter eine unbedingte Freiheitsstrafe von 10,5 Jahren. Für den 55-jährigen Vater wird eine unbedingte Freiheitsstrafe von 8 Jahren gefordert. Das Kreisgericht entscheidet: Die Eltern müssen für fünf und sechs Jahre ins Gefängnis.
Der 5. Dezember ist ein historischer Tag – für die Schweiz, für die Frauen und die Ostschweiz. Mit der Wiler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter wird eine Ostschweizerin zur Bundesrätin gewählt. Die Bevölkerung feiert «KKS» nicht nur am Tag ihrer Wahl. Auch eine Woche später beim Empfang in St.Gallen und Wil ist der Publikumsaufmarsch gross.