ST.GALLEN/LUZERN. Die Aktion von Luzerner Fans mit einem als Juden verkleideten gegnerischen Fan in St.Gallen hat möglicherweise juristische Konsequenzen (Ausgabe vom Samstag). Das sieht mittlerweile auch Thomas Hansjakob ein, erster St.Galler Staatsanwalt.
St.Gallen/Luzern. Die Aktion von Luzerner Fans mit einem als Juden verkleideten gegnerischen Fan in St.Gallen hat möglicherweise juristische Konsequenzen (Ausgabe vom Samstag). Das sieht mittlerweile auch Thomas Hansjakob ein, erster St.Galler Staatsanwalt. Wenn das von ihm zunächst falsch gedeutete Bild bedeute, dass eine Menge einen "als Opfer inszenierten Juden vor sich her treibe", dann müsse man das untersuchen, sagte Hansjakob am Sonntag gegenüber dem Radiosender FM1.
Die SonntagsZeitung hatte Hansjakob unter Berufung auf jüdische Stimmen in der Schweiz vorgeworfen, den Juden-Vorfall zu verharmlosen: "Für den SP-Staatsanwalt ist die Aktion von FCL-Fans ein Fasnachtsscherz ohne Botschaft."
"Absolut geschmacklos"
Im Interview mit FM1 meinte Hansjakob nach Mutmassungen über die Aussagen der Aktion und einen möglichen Fasnachts-Zusammenhang schliesslich, dass die Behörden "Bild- und allenfalls Tonmaterial" finden und auswerten müssten, um die Inszenierung zu beweisen. Jetzt, wo er die Aktion mit dem vermeintlichen Capo als Juden im Kontext sehe, betrachte er sie als "absolut geschmacklos", so Hansjakob.
"20 Minuten" zitierte den Staatsanwalt mit den Worten, man werde den Vorfall überprüfen. "Dann wird sich ergeben, ob man den Sachverhalt einem rassistischen oder antisemitischen Tatbestand zuordnen kann." In der gleichen Zeitung gab es für Hansjakob weitere Kritik. "Auf dem Foto sieht man eindeutig, dass Juden verunglimpft werden. Dafür braucht man keine Hintergrundinformationen", sagte der Schriftsteller Thomas Meyer. Das verharmlosende Verhalten des Staatsanwalts sei "schwach".
Fan-Fotograf vom FCL gesperrt
Ein Zeichen gegen Antisemitismus setzte der FC Luzern am Sonntag vor dem Heimspiel gegen Aarau. Sowohl FCL-Captain Claudio Lustenberger wie Aaraus Captain Sven Lüscher erklärten übers Stadion-Mikrofon, dass sie sich gegen Gewalt und Rassismus engagieren. Zudem ist Lustenberger in einem Video auf der FCL-Homepage zu sehen, wo der Krienser unter dem Titel "Luzern ist bunt" zu den Anhängern spricht: "Diskriminierung heisst, andere nicht zu respektieren, weil sie einen anderen Pass, eine andere Hautfarbe oder eine andere sexuelle Orientierung haben." Er fordert die Supporter zu Toleranz auf.
Damit reagierte der FCL auf die geschmacklose Aktion seiner Fans in St.Gallen. Der Luzerner Fanfotograf, der die Szene fotografiert und im Internet veröffentlicht hatte, erhielt vom FCL für den Match gegen Aarau keine Arbeitsakkreditierung. Luzern-Medienchef Max Fischer erklärte: "Diese Sperre gilt für diesen Match. Mit Fanarbeit, Sicherheit und Geschäftsleitung analysieren wir die Sache und werden dem Fotografen dann die künftigen Verhaltensregeln bekanntgeben." Über die Identifizierung von Rädelsführern konnte Fischer nichts sagen. (mel/dwy)