Das Vertrauen in die Universität St. Gallen ist nach den diversen Vorkommnissen angekratzt. SP-Kantonsrat Peter Hartmann erinnert an eine frühere Zusicherung der HSG.
War die Kontrolle ungenügend? Gibt es überhaupt Kontrollmechanismen? Hat die Aufsicht versagt? Mit diesen Fragen sah sich die Universität St. Gallen diesen Sommer wiederholt konfrontiert. Dies, nachdem einzelne Professoren wegen ihrer Nebentätigkeiten in die Schlagzeilen geraten und eine Spesenaffäre publik geworden waren. Um Kontrolle geht es auch Peter Hartmann; er hatte einen Vorstoss eingereicht und Auskunft darüber verlangt, ob die Universität frühere Versprechen eingehalten hat. Konkret geht es um das zentrale Institutsgebäude an der Müller-Friedbergstrasse 6 und 8. Das Kantonsparlament habe das Ansinnen der HSG damals – bei der Beratung des Voranschlags 2014 – akzeptiert. Nicht zuletzt, da die Universität versprochen habe, mit Inbetriebnahme des für Forschung und Lehre gemieteten Gebäudes andere Mietobjekte aufzugeben.
Hartmann will mit seinem parlamentarischen Vorstoss nun in Erfahrung bringen, ob die HSG Wort gehalten hat. Sie hat. Das jedenfalls geht aus der Antwort der Regierung hervor.
Die Regierung listet zehn Liegenschaften in Bahnhofsnähe und am Rosenberg auf, in denen die HSG seither Mietverträge aufgelöst hat; in zwei weiteren habe sie die Mietfläche reduziert. Zudem sei das Provisorium zwischen dem Bibliotheksgebäude und dem zentralen Institutsgebäude teilweise zurückgebaut worden. Insgesamt habe die Universität so 4135 Quadratmeter Mietfläche aufgeben – das entspreche annähernd der zugemieteten Fläche von 4700 Quadratmetern am Standort Müller-Friedbergstrasse, schreibt die Regierung. «Die gemachten Zusicherungen wurden eingehalten.»
Ein Ansinnen der HSG hat sich allerdings nur teilweise erfüllt: Indem sie ein weiteres zentrales Institutsgebäude bildet und zahlreiche Mietverträge in Liegenschaften am Rosenberg auflöst, sollte auch Wohnraum im Quartier frei werden. Das ist zwar geschehen, aber die Nachfrage hält sich in Grenzen. Das jedenfalls lässt eine Anmerkung der Regierung erahnen; sie schreibt: «Die zurückgegebenen Flächen trafen nicht immer auf eine entsprechende Markt-Nachfrage nach Wohnraum.»
Die HSG hat vor einigen Jahren damit begonnen, ihre dezentralen Büros für Forschung und Dienstleistungen an grösseren Standorten zusammenzufassen. Die Müller-Friedbergstrasse ist nach der Dufourstrasse 40a das zweite solche Institutsgebäude. Es bietet, in Gehdistanz zum Campus, Raum für ungefähr 400 Arbeitsplätze. Bereits seit 1997 ist das Institut für Wirtschaftsinformatik dort eingemietet.
Der politische Druck auf die Universität ist mit dieser Antwort auf Hartmanns Vorstoss noch nicht vom Tisch. Die drei Fraktionen von SP/Grünen, CVP/Grünliberalen und FDP im Kantonsparlament sind ebenfalls aktiv geworden: Sie fordern in einem gemeinsamen Vorstoss eine externe, unabhängige Überprüfung und Klärung der Vorkommnisse an der HSG. Ob die Regierung darauf eingeht, ist offen. Ihre Antwort steht noch aus.