Die Situation der öffentlichen Hallenbäder im Kanton St. Gallen scheint prekär: Ein Grossteil ist sanierungsbedürftig und schreibt jährlich zusammen über eine Million Franken Verluste. Auf ein Bad verzichten will aber kaum jemand.
ST. GALLEN. Findet das Mineralheilbad St. Margrethen keine Investoren, muss es schliessen. Die Infrastruktur ist wie berichtet baufällig, das Geld für die längst fällige Renovation nicht vorhanden. Nicht besser geht es den 17 öffentlichen Hallenbädern im Kanton St. Gallen. Grösstenteils während des Baubooms der 1970er-Jahren entstanden (siehe Grafik), sind sie in die Jahre gekommen und bedürfen Renovationen. Im Gossauer Hallenbad Rosenau beispielsweise bestehe «erheblicher Sanierungsbedarf», sagt Urs Salzmann, Kommunikationsbeauftragter der Stadt Gossau. Die Anlage ist veraltet, die Isolation schlecht, das Becken nicht wettkampftauglich.
Dem Altstätter Hallenbad droht sogar die Schliessung, werden die Sanierungs- oder Neubaupläne nicht weiterverfolgt. Der Stadtrat setzt sich zwar für ein neues Bad ein, doch das kostete die Altstätter einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Gemeinde Schmerikon lehnte Ende November den Sanierungsvorschlag für ihr Hallenbad ab – nun muss eine überregionale Lösung her.
Kurzum: Viele öffentliche Hallenbäder sind in einem desolaten Zustand. Hinzu kommt, dass sie defizitär sind. Ein Badmeister, der nicht genannt werden will, sagt dazu: «Kein einziges öffentliches Hallenbad in der Schweiz rentiert.» Die fünf Franken Eintrittspreis deckten nicht mal die Personalkosten, geschweige denn den Betrieb. Dem pflichtet Markus Ragaz, seit 15 Jahren Betriebsleiter im Hallenbad Bütschwil, bei: «Ein Hallenbad muss von den Gemeinden getragen werden.» Sein Bad verzeichne ein jährliches Defizit von etwa 200 000 Franken. Entgegen aller Probleme sind die Schwimmbäder durchwegs gut belegt. Betriebsleiter Ragaz ist «sehr zufrieden» mit den Besucherzahlen in Bütschwil. Auch in Altstätten kann Betriebsleiterin Marlis Rohner nur Positives berichten: «Wir sind voll ausgelastet mit Schulklassen und Vereinen.»
Wenn die Hallenbäder trotz guter Belegung rote Zahlen schreiben, fragt man sich ketzerisch: Muss man denn im Winter überhaupt schwimmen gehen können? «Stellen Sie sich vor, der öffentliche Raum böte nur an, was rentiert. Niemand würde in einer solchen Stadt leben wollen», sagt Urs Salzmann. Für ihn stellen Hallenbäder eine Dienstleistung dar, Service public – «betriebswirtschaftlich rechnen darf man so etwas nicht».
Ohne Hallenbäder stünden auch Schwimmclubs vor der Existenzfrage. «Wo sollen wir dann mit unseren 170 Mitglieder hin?», fragt Vorstandsmitglied Benedikt Rusch vom Schwimmclub Flipper Gossau. Niemand wolle 40 Kilometer bis zum nächsten Schwimmbad fahren. Und sowieso: Hallenbäder brauche es für die Gesundheit. Mit dieser Meinung ist Rusch nicht alleine. Auch Marlis Rohner ist der Meinung, wer trainieren und sich fit halten möchte, sei auch zukünftig auf Hallenbäder angewiesen.
Um der «Volksgesundheit» willen – ein häufig erwähntes, starkes Argument. Und Hallenbäder entsprechen einem Bedürfnis der Bevölkerung: In Wil entsteht zurzeit ein neues. Das Bad will nicht nur Sportler ansprechen, sondern mit einem Wellness-Bereich auch jene, die in erster Linie Erholung und Vergnügung suchen. Was wiederum ein Ausweg aus den roten Zahlen sein könnte.