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Ostschweiz
Die Appenzeller Bahnen wollen die Strecke durch das Güterbahnhofareal begradigen. Zudem planen sie dort eine neue Haltestelle. Das Projekt liegt ab heute öffentlich auf.
Nach der Eröffnung der Durchmesserlinie vor etwas mehr als zwei Monaten nehmen die Appenzeller Bahnen schon bald das nächste Grossprojekt in der Stadt St.Gallen in Angriff: Sie beabsichtigen, die Linienführung im Güterbahnhofareal anzupassen. Zwischen der St.Leonhard- und der Vonwilbrücke sollen die Züge künftig praktisch geradeaus fahren, also auf der Nordseite des Güterschuppens. Für die Appenzeller Bahnen (AB) entstünden dadurch betriebliche Verbesserungen – und für die Stadt neue Möglichkeiten für die Entwicklung des Güterbahnhofareals. Das Projekt für die Streckenbegradigung liegt ab heute bis 27. März in der Baudokumentation im Amtshaus öffentlich auf.
Auf der Westseite des alten Güterschuppens wollen die AB eine neue Haltestelle erstellen. Sie ermöglicht künftig eine bessere Erschliessung des Areals, das zu den grössten innerstädtischen Entwicklungsgebieten gehört. Durch den Abbruch der heutigen Gleise würden sich zusätzliche Optionen für eine Überbauung ergeben. Die Stadt hat für das Areal, das dem Kanton gehört, ein Vorkaufsrecht, sobald die Baubewilligung für den neuen Uni-Campus am Platztor rechtskräftig ist. Wie AB-Direktor Thomas Baumgartner bereits früher bekanntgegeben hat, will die Stadt auch die Parzelle mit dem heutigen Trassee von den AB kaufen. Ausserdem könnte durch den Rückbau der alten Gleise die Fussgängerverbindung ins Güterbahnhofareal aus der Siedlung an der Oberstrasse wieder geöffnet werden. Die Appenzeller Bahnen hatten sie Mitte 2014 unter massivem Protest der Quartierbevölkerung aufgehoben.
Die neue Haltestelle wird doppelgleisig ausgestaltet. Damit ergibt sich für die Züge der AB zwischen dem Hauptbahnhof und der Liebegg eine zusätzliche Kreuzungsmöglichkeit. «Falls ein Zug verspätet ist, haben wir so mehr Flexibilität», sagt Mediensprecherin Sabrina Huber. Mit anderen Worten: Der Zug in die Gegenrichtung verspätet sich dadurch im Idealfall nicht ebenfalls. Mehr noch: Reisende sollen künftig von einer noch schnelleren Verbindung zwischen St.Gallen und Appenzell profitieren. Seit der Eröffnung des Ruckhaldetunnels im Oktober benötigt ein Schnellzug 35 Minuten für diese Strecke, fünf Minuten weniger als auf der alten Strecke über die Ruckhalde. Dank der Streckenbegradigung und einer zusätzlichen Kreuzungsstelle zwischen Gais und Bühler soll sich die Fahrzeit um weitere vier Minuten verkürzen und würde dann rund eine halbe Stunde betragen.
Die Gleisverlegung der Appenzeller Bahnen betrifft auch die SBB. Da ein Teil des Hügels auf der nördlichen Seite des alten Güterschuppens abgetragen werden muss, müssen die SBB dort ihre vier Abstellgleise anpassen. Diese werden verkürzt und teilweise abgesenkt. Für die SBB ergebe sich dadurch die Möglichkeit, die Betriebsabwicklung im Hauptbahnhof St.Gallen und zu den Abstellanlagen im alten Güterbahnhof zu verbessern, schreiben die Appenzeller Bahnen. Der Lösch- und Rettungszug, der heute ebenfalls dort steht, bekommt einen neuen und überdachten Standort. Er wird künftig im Bereich der neuen Haltestelle abgestellt.
Läuft alles nach Plan, wollen die Appenzeller Bahnen in rund einem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Die Inbetriebnahme der neuen Gleise und der Haltestelle Güterbahnhof ist auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2021 geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 40 Millionen Franken.