WIL. Am Sonntagabend, ab 17.30 Uhr, ist ein heftiges Gewitter über die Region Wil niedergegangen. Die Autobahn ist ab Wil bis Münchwilen gesperrt. In der Gegenrichtung kommt es zu Behinderungen. In der kantonalen Notrufzentrale gingen rund 350 Meldungen ein.
Das heftige Gewitter im Raum Wil führte zu einem Grossaufgebot von mehreren Gemeindefeuerwehren. Nach rund einer Stunde musste die Autobahn, Fahrrichtung Zürich, vollständig gesperrt werden. Diese ist mit einer mehreren Zentimeter dicken Schlamm- und Geröllschicht bedeckt, wie die St.Galler Kantonspolizei am Sonntagabend mitteilte. Fahrzeuge sind steckengeblieben und müssen geborgen werden.
Insgesamt müssen rund 250 Kubikmeter Kies und Schlamm entfernt werden. Wann die Autobahn wieder vollständig freigegeben wird, steht noch nicht fest. Auch kantonale und kommunale Strassen in der Region wurden stark verschmutzt.
"Das Gewitter hat die Region Wil in einem bisher noch nie erlebten Ausmass getroffen - ich kann mich nicht an ein vergleichbares Unwetterereignis bezüglich Heftigkeit oder Anzahl Einsätze erinnern", wird Andreas Dobler, Geschäftsführer des SVRW zitiert.
Die Feuerwehren pumpen dutzende Keller und Garagen aus. Es wird versucht, die Schächte und Bäche von Geröll zu befreien. Mitarbeitende des Tiefbauamtes sind mit dem Beseitigen von Schutt auf den Strassen und auf der Autobahn beschäftigt. Die Gemeinde Rossrüti ist seit 18.30 Uhr ohne Strom. Ein Stromverteiler in einer Tiefgarage steht unter Wasser.
Die Autobahn wird noch mehrere Stunden gesperrt bleiben. Im Grossraum Wil wird es die ganze Nacht zu Behinderungen kommen. Es wird empfohlen, diese Region grossräumig zu umfahren. Über die Auflösung der Strassensperrungen werden die Verkehrsmeldungen in den Radios und auf dem Teletext Auskunft geben.
Bis 20 Uhr haben die vielen Stationen der Schweizer Unwetterzentrale in der Ostschweiz total 15 (Horn-St.Margrethen bis Widnau) bis 80 (Lommis) Liter/Quadratmeter oder Millimeter gemessen, wie Meteogroup am Sonntagabend mitteilte.
Laut Chefmeteorologe Joachim Schug kamen zwischen 17 und 18 Uhr im Grossraum Wil 40 bis 50 Liter/Quadratmeter vom Himmel. "So ein gewaltiger Wolkenbruch führt zwangsläufig zu Erdrutschen und Überflutungen - erfahrungsgemäss liegt die Grenze bei 20 bis 25 Liter/Quadratmeter", wird Schug in der Mitteilung zitiert. Dann versickere das Wasser nicht mehr, sondern fliesse oberflächlich ab.
Die Radarregensummenkarte zeigte nordwestlich von Wil sogar eine Stundensumme von fast 60 Liter/Quadratmeter. Ähnlich hohe Werte wurden letzten Sommer bei der Flutkatastrophe in Altstätten beobachtet, wie es weiter hiess.
Zu Unterbrüchen kommt es bei der Bahn auf der Linie Weinfelden-Gossau. Dort konnten die Züge zwischen Sulgen und Kradolf nicht fahren. In Kradolf sind nämlich die Fussgängerunterführung wie auch die Gleise und die Bahnhofstrasse überflutet.
Zwischen 17.15 Uhr und 20 Uhr gingen bei der Kantonalen Notrufzentrale im Thurgau über 350 Schadensmeldungen ein, weitere folgen laufend, wie die Kantonspolizei mitteilt. Diese kamen vorwiegend aus dem Hinter-, Mittel- und Oberthurgau und betrafen in den meisten Fällen überflutete Keller und Tiefgaragen. Die Feuerwehren stehen im Dauereinsatz. Meldungen über verletzte Personen gingen bisher keine ein.
Im Kanton Appenzell Ausserrhoden regnete es zwar auch, Schadensmeldungen blieben aber weitgehend aus. Laut Auskunft der Kantonspolizei wurden ein paar volle Keller gemeldet. In Appenzell Innerrhoden blieb es ruhig. (kapo/maw/sda)