Gewalt auf dem Fussballplatz: Spieler der AS Scintilla fühlten sich provoziert – Thurgauer Club ärgert sich über lange Sperren

Die Ermittlungen zur Schlägerei zwischen der AS Scintilla und dem USV Eschen-Mauren sind abgeschlossen. Das Resultat: Die Thurgauer sind für die laufende Saison gesperrt. Einzelne Spieler büssen für das Geschehene länger. Dieser Entscheid stösst bei den Liechtensteinern auf Erleichterung und bei den Thurgauern auf Missmut.

Janine Bollhalder
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Der OFV hat entschieden: Die AS Scintilla ist bis im Juni des kommenden Jahres gesperrt. (Bild: Keystone)

Der OFV hat entschieden: Die AS Scintilla ist bis im Juni des kommenden Jahres gesperrt. (Bild: Keystone)

«Das ist ja kriminell, was die da betrieben haben», sagt Horst Zech, Präsident des liechtensteinischen Fussballvereins USV Eschen-Mauren. Er spricht über das Spiel vom vergangenen 25. Oktober im Eschner Sportpark gegen die Mannschaft AS Scintilla aus dem Thurgau. Das Zusammentreffen der 4. Ligisten eskalierte nach der 82. Minute, nachdem den Liechtensteinern ein Anschlusstor gelungen ist.

Ein Stürmer aus dem Fürstentum wollte den Ball schnell aus dem Netz holen um die Wendung für sein Team im Spiel weiterzuführen – bisher lag nämlich die Thurgauer Mannschaft mit 2:0 in Führung. Entsprechend reagierten die Thurgauer nicht mit Freude auf dieses Vorwärtsdrängen der Liechtensteiner, und der Goalie versuchte Zeit zu schinden. Zech sagt:

«Den Ball vom Goalie zu holen, um schnell weiterzuspielen, ist genauso üblich wie das Zeitschinden des Torwarts»

Normale Spielzustände bis zu diesem Zeitpunkt also.

Noch nie dagewesene Gewalt auf dem Platz

Was dann aber geschah, beschreibt der Ostschweizer Fussballverband (OFV) in seiner Medienmitteilung vom Freitagabend als «eine noch nie dagewesene Gewalt auf ihrem Gebiet». Horst Zech sagt:

«Dass zu dritt auf den Goalie losgegangen wird, das sind keine Zustände.»
Die AS Scintilla wird vorläufig keine Spiele bestreiten. (Bild: PD)

Die AS Scintilla wird vorläufig keine Spiele bestreiten. (Bild: PD)

Das Resultat der Ermittlungen wurde ebenfalls in dieser Mitteilung bekanntgegeben; die Mannschaft aus dem Thurgau wird für den Rest der Saison, also bis am 30. Juni des kommenden Jahres, gesperrt. Die Liechtensteiner trifft keine Schuld.

Eine Partei findet diesen Entscheid grösstenteils unfair: Die AS Scintilla mit Vereinshauptsitz in Arbon. Arafat Ibraimi erzählt, dass seine Spieler ihm von Provokationen und Schlägen der Liechtensteiner berichteten. Daraufhin hätten sie sich gewehrt. Dass die Liechtensteiner aber verletzt wurden, hätte nicht passieren sollen, sagt Ibraimi. Er sei frustriert, dass seine Mannschaft nun in den Medien so negativ dargestellt wird.

«Ich bin seit 10 Jahren in diesem Verein. Diese Aggressivität ist mir neu – ich kann mir das wirklich nicht erklären»

Ibraimi weiter: «Im vergangenen Jahr hatten wir am wenigsten Strafpunkte. Wir sind sogar eine Liga aufgestiegen.»

Brisant dabei ist, dass die Mannschaft von Ibraimi gar nicht die AS Scintilla ist, sondern lediglich unter diesem Vereinsnamen spielt – Es handelt sich eigentlich um den KF Labinoti aus Amriswil. In ihrem Dorf haben die Männer keinen Trainingsplatz, und es handelt sich um keine offizielle Mannschaft, berichtet Ibraimi. Ausserdem habe das Team Aufstiegsprobleme in Amriswil gehabt, berichtet der Präsident der AS Scintilla, Fiorentino Marrone. Da sein Verein momentan keine eigene Mannschaft hat, spielt der KF Labinoti unter deren Namen.

«Es braucht zwei Beteiligte für einen Streit»

Marrone teilt Ibraimis Meinung: «Ich frage mich, ob wirklich nur eine Mannschaft, in diesem Fall wir, die Schuld trägt. Für einen Streit braucht es doch zwei Beteiligte.» Er akzeptiere den Entscheid des OFV, aber: «Die Bussen muss der KF Labinoti selbst regeln.» Ob der Verein auch in der nächsten Saison unter dem Namen AS Scintilla spielen wird, ist für ihn noch unklar.

«Da muss noch viel diskutiert und geändert werden.»

Nach einem Video des Vorfalls sucht man im Netz vergeblich. «Ein Liechtensteiner hat gefilmt, daher sieht man, dass sie beteiligt gewesen sind», sagt Ibraimi. Deshalb, vermutet er, sei das Video nicht auffindbar.

Trotz seiner Zweifel an der Fairness der Sperre nimmt Arafat Ibraimi diese hin. «Wir werden diese Strafe durchziehen und in der nächsten Saison wieder neu starten», sagt er. Für den Grossteil der Mannschaft ist das möglich. Nur die drei Thurgauer Hauptprotagonisten in der Schlägerei gegen die Liechtensteiner werden aussetzen müssen:

«Ein Spieler ist für zwei Jahre gesperrt, ein anderer für ein Jahr und noch einer für sechs Monate»

Für Horst Zech vom liechtensteinischen Verein USV Eschen-Mauren ist die Angelegenheit abgeschlossen. Er versteht nicht, weshalb die Thurgauer das Urteil des OFV als unfair empfinden und eine andere Version des Geschehnisses schildern:

«Das ist effektiv gelogen. Ich verstehe zwar, dass die Mannschaft diese Strafe nicht akzeptieren will, aber sie können daran nun nichts mehr ändern.»

Auch für den OFV ist dieser Vorfall abgeschlossen. Der Verband hofft, dass dieser Éclat ein Einzelfall bleibt.