Für eine mögliche Gasförderung aus dem St.Galler Untergrund hat die Stadt bisher keinen Investor gefunden - die Hoffnung aber lebt weiter: Das rund 4450 Meter tiefe Bohrloch im Sittertobel wird bis auf weiteres nicht verschlossen.
Im Mai 2014 hat der St.Galler Stadtrat das Ende des Geothermie-Projekts bekannt gegeben. Nun steht fest: Die Stadt belässt die provisorische Bohrlochkonservierung. Darüber haben der FDP-Stadtrat Fredy Brunner und Marco Huwiler, Leiter Geothermie, am Mittwochmorgen informiert.
Gasförderung ohne Investoren nicht vorstellbar
Es ist ein Verharren im Status Quo, was die Verantwortlichen verkündeten. Sie begründeten den Entscheid, das Bohrloch nicht definitiv zu verschliessen, damit, dass zum einen kein unmittelbarer Handlungszwang bestehe. Zum anderen soll die Möglichkeit offen gehalten werden, das Bohrloch für andere Zwecke aufrechtzuerhalten.
Seit dem Scheitern des Geothermie-Projekts ruht eine kleine Hoffnung auf dem bei den Bohrungen unerwartet ausgetretenen Erdgas. Für eine Erdgasförderungen wären Investitionen von fünf bis sieben Millionen Franken nötig. Ein Investor wurde bisher aber nicht gefunden.
Ohne die finanzielle Beteiligung von Externen sei eine Umsetzung derzeit nicht vorstellbar, sagt Marco Huwiler. Zu gross sei das finanzielle Risiko. Denn derzeit ist unklar, wie viel Gas tatsächlich im St.Galler Untergrund vorhanden ist. Gespräche mit allfälligen Partnern würden seit Herbst 2014 laufen. Es gehe darum, anhand der vorhandenen Daten die Erfolgsaussichten in Bezug auf eine Gasförderung zu prüfen. "Diese Auswertungen dauern aber länger als erwartet", sagt Huwiler. Bis dato liegen keine konkreten Ergebnisse vor. Fredy Brunner sagt dazu, dass es noch "einige Monate" dauern werde, bis klar sei, ob und wenn ja wer sich in welchem Umfang der Gasförderung im St.Galler Untergrund widmen werde.
Endgültige Schliessung möglich
Ergibt sich innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre keine alternative Nutzung, soll das Bohrloch - wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen - endgültig verschlossen werden. Für diese Arbeiten und für den Teilrückbau des Bohrplatzes hat die Stadt St.Gallen Rückstellungen in der Höhe von rund 3,9 Millionen Franken gebildet.
Fredy Brunner, der Ende März als Stadtrat zurücktritt, dankt der Bevölkerung und den Beteiligten für die Unterstützung in Sachen Geothermie. Die Stadtwerke könnten die Kosten verkraften, sagt er. Das Projekt kostet 60 Millionen Franken. Davon übernimmt der Bund voraussichtlich 16 Millionen.
Hoffnungen wurden enttäuscht
Begonnen hatte das Geothermie-Projekt im Jahr 2009 mit einer Studie, welche die Stadt St.Gallen in Auftrag gegeben hatte. Anfang 2010 wurde nach einem geeigneten Standort für die Bohrungen gesucht. Eine weitere Hürde nahm das Pionierprojekt im Winter 2010. Mit einem überwältigenden Ja-Stimmen-Anteil von über 80 Prozent hiessen die St.Galler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger das Projekt gut. Knapp eineinhalb Jahre danach, im März 2013, frass sich der Bohrer erstmals in den Untergrund. Alles lief nach Plan, bis im Juli 2013 die Erde bebte. Das Erdbeben läutete den Anfang vom Ende des Geothermie-Projekts ein. Dieses wurde im Mai vergangenen Jahres bekannt gegeben.
Im Raum Herisau-Gossau wird es kein Geothermie-Kraftwerk geben. Wie es in einer am Mittwoch publizierten Medienmitteilung heisst, sei aufgrund der ähnlichen geologischen Verhältnisse im Gebiet Herisau-Gossau mit vergleichbaren Schwierigkeiten wie im Projekt St.Gallen zu rechnen. Das Konsortium, bestehend aus den St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken, den St.Galler Stadtwerken, SN Energie und Axpo, habe sich deshalb entschieden, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Es hatte seit Mai 2010 die Machbarkeit eines Geothermie-Kraftwerks westlich der Stadt St.Gallen untersucht. (pd)
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