Gallus-Zeitgenosse erhält ein Gesicht

ST.GALLEN. 2009 wurde auf dem Klosterhof ein Sarkophag mit einem männlichen Skelett entdeckt. Nun wurde das Gesicht des Mannes aus dem Frühmittelalter rekonstruiert.

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Das Gesicht des Skeletts wurde rekonstruiert. (Bild: pd)

Das Gesicht des Skeletts wurde rekonstruiert. (Bild: pd)

Eine Anthropologin trägt die «Hautschicht» auf. (Bild: pd/Robin Gommel)
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Aufbau der Gesichtsmuskulatur: Die Weichteilstärkemacher geben die Höhe der Hautschicht vor. (Bild: pd/Jasma Dare)
Bild: pd
Der Sarkophag an seinem Fundort unter dem Klosterplatz und unter Leitungen. (Bild: pd)
Die Bestattung im Sarkophag wird dokumentiert. (Bild: pd)
Der Sarkophag wird mit Kieselsäureester getränkt. (Bild: pd)
Der konservierte Sarkophag im Historischen und Völkerkundemuseum. (Bild: pd)

Eine Anthropologin trägt die «Hautschicht» auf. (Bild: pd/Robin Gommel)

Schädel und Sarkophag werden am kommenden Wochenende im Historischen und Völkerkundemuseum in St.Gallen der Öffentlichkeit präsentiert, teilt die St.Galler Staatskanzlei mit.

Der 2,6 Tonnen schwere Sarkophag aus Sandstein wurde 2009 bei Leitungsarbeiten auf dem Klosterhof entdeckt. Im Innern befand sich das Skelett eines etwa 70 Jahre alten Mannes. Die Untersuchung der Knochen ergab, dass der Mann zwischen 650 und 700 nach Christus starb und somit mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Zeitgenosse von Gallus war.

Hochgestellte Persönlichkeit
Die aussergewöhnliche Bestattung in einem Sarkophag und die anthropologischen Daten weisen den Toten als hochgestellte Persönlichkeit aus dem Umfeld der frühen Eremitensiedlung aus, schreibt die Staatskanzlei. Unklar sei, ob es sich um einen angesehenen Möch oder um einen mit der Galluszelle speziell verbundenen Laien handle.

Das Skelett des Mannes ist praktisch vollständig erhalten. Der Mann war 178 cm gross. Für das Frühmittelalter ist das gross und spricht, neben der besonderen Bestattungsform, für die hohe soziale Stellung des Mannes. Bestätigt werde dies durch das komplette Gebiss, an dem kaum Karies oder Abkauung feststellbar seien, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Gesicht wurde rekonstruiert
Auch die Schädelproportionen seien bemerkenswert. Die hervorragende Erhaltung des Schädels erlaubte eine forensische Gesichtsrekonstruktion. Diese hat die Anthropologin Jasma Dare aus Freiburg i.B. ausgeführt. Zuerst hat sie auf einer Schädelkopie die Muskulatur modelliert und danach das Fett- und Hautgewebe aufgetragen. Das Gesicht wurde bemalt. Das Ergebnis sei beeindruckend, schreibt die Staatskanzlei: «Man blickt in das Gesicht eines vor rund 1400 Jahren verstorbenen Mannes.»

Auch der Sarkophag wurde wieder instand gesetzt. Dieser und das rekonstruierte Gesicht werden am kommenden Samstag im Rahmen der Museumsnacht und am Sonntag im Historischen und Völkerkundemuseum präsentiert. (pd/ybu)