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Er war 15 Jahre Steckborner Stadtammann und politisierte für die SP während 20 Jahren im Grossen Rat, wo er auch stets die Interessen der Unterseeregion vertrat. Nun ist Eduard (Edi) Minder im Alter von 81 Jahren verstorben.
Am 22. Juli 2021 ist Eduard (Edi) Minder im Alter von 81 Jahren verstorben. Die Betroffenheit über den Tod des Steckborner SP-Politikers, Familienvaters und Lehrers ist gross. Minder war für Steckborn eine herausragende Persönlichkeit, die viel bewegt und unser Städtli weitsichtig geprägt hat. Er wurde 1975 als SP-Mitglied in die Ortsbehörde gewählt und schaffte zwei Jahre später die Wahl zum Ortsvorsteher und Stadtammann der Munizipalgemeinde Steckborn.
Unter seiner Amtsführung fällte die Ortsbehörde weise Entscheide, die Steckborn über die Grenzen hinaus bekannt machten und den Grundstein für die heutige Ausstrahlung legten. So konnte 1976 das ganze Areal Feldbach durch Bund, Kanton, Munizipal-, Orts- und Schulgemeinde zusammen mit der Firma Gegauf (Bernina) gekauft werden. Mit viel Enthusiasmus setzte sich Minder für eine nachhaltige und wirtschaftlich tragbare öffentliche Nutzung der ehemaligen Klosteranlage ein. So konnte 1980 die gewinnbringende Hafenanlage eröffnet werden, die Schulen und die Sportvereine erhielten die Dreifachturnhalle. Schliesslich nahm 1986 nach längerer Bauzeit das Hotel Feldbach seinen Betrieb auf. Minder war es ein grosses Anliegen, die Anlagen für alle sozialen Schichten frei zugänglich zu machen. In seine Präsidialzeit wurde auch der Werkhof konzipiert und erstellt. Spricht man mit Mitarbeitenden seiner Zeit, so hört man von einem feinen, umgänglichen und guten Chef, dem die kollegiale Zusammenarbeit sehr wichtig war.
Minders Weitsicht und das Gespür für das Wesentliche fand nicht nur in Steckborn Anerkennung. Er wurde 1976 als Vertreter des Bezirks Steckborn in den Kantonsrat gewählt und gehörte diesem während 20 Jahren an. 1986/87 war er Präsident des Grossen Rates und damit höchster Thurgauer. Immer wieder engagierte er sich für die Unterseeregion und versuchte, Steckborn in die Wahrnehmung des Kantons zu bringen.
Zu Beginn der 1990er-Jahre sehnte er sich zurück nach seinem Wunschberuf als Lehrer. So gab Minder 1992 das Ortsvorstehermandat ab und kehrte ins Schulzimmer der Mittelstufe zurück. Das war für ihn kein Rückschritt, viel eher wollte er seine Lebenserfahrungen einfliessen lassen. Manch eine und einer zollte ihm hierfür grossen Respekt. 2002 liess er sich pensionieren – nicht etwa um sich zur Ruhe zu setzen, sondern um stärker in der Kirchenvorsteherschaft, und im Lokalfernsehen als begabter und gut vernetzter Moderator und Gesprächsleiter aktiv zu sein. Auch war er elf Jahre Vorstandsmitglied der Bürgergemeinde Steckborn, die ihn zum Abschied mit dem Ehrenbürgerrecht beehrte. Die lokale SP-Sektion fand bei ihm stets ein offenes Ohr, und seine treffenden und oft entscheidenden Leserbriefe werden vielen von uns in Erinnerung bleiben.
Nebst all den Ämtern war er ein liebender und fürsorglicher Familienvater, der seinen drei Kindern und Enkeln viel Aufmerksamkeit schenkte. Erholt hat sich Minder in der Gondel beim Fischen, bei den Konzerten seiner Frau Suzanne sowie bei den sorgfältig gestalteten Themenabenden der «Kochrundi», auf Reisen sowie an Spiel- und Diskussionsabenden im Kreis seiner engsten Freunde. Minder wird uns mit seiner bescheidenen Art, seiner Feinfühligkeit und seinem sozialen Engagement fehlen. Ihm ist zu danken für all die Jahre, die er mit viel Herzblut und Überzeugung für das Gemeinwohl Steckborns aufgewendet hat.