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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Per Knopfdruck nach Gerlikon oder ins Kantonsspital: Die Stadt Frauenfeld testet ab nächster Woche rund 90 elektrisch betriebene Trottinetts. Und sie definiert Sperr- und Langsamverkehrzonen.
Zack, zack. Smartphone zücken, QR-Code knipsen, einmaliges Registrieren. Und nicht vergessen, einen Helm anzuziehen. Dann geht es per einfachem Knopfdruck los mit der Fahrt auf dem rot-schwarzen E-Trottinett mit einem Tempo von maximal 20 km/h. Nebst der persönlichen Ausrüstung sorgen zwei Bremsen für Sicherheit, wie beim Velo je eine vorne und hinten. Zudem gelten mit dem Gefährt die gängigen Regeln des Strassenverkehrs.
Mit dem schwedischen Anbieter Voi geht die Stadt Frauenfeld einen dreimonatigen Pilotversuch ein, der am nächsten Dienstag, 1. September, beginnt. Kosten für die Testphase kommen auf die Stadt keine zu, wie Robert Scherzinger vom zuständigen Amt für Tiefbau und Verkehr sagt. Die Stadt stellt Voi wie vielen anderen Dienstleistern im Rahmen der Aufhebung des Coronalockdowns den öffentlichen Raum bis Ende Jahr ebenfalls gratis zur Verfügung. Er sagt:
«Wir betrachten das Angebot als Ergänzung zur bestehenden Mobilität.»
Nach drei Monaten beurteile die Stadt, ob sie das E-Trottinett-Angebot weiterführt oder nicht. «Dann wissen wir mehr über das Nutzerverhalten», sagt er über eine allfällige Verlängerung.
Zu einer ersten Probefahrt hat die Stadt vergangene Woche eingeladen, als Stadtpräsident Anders Stokholm eine Gruppe Medienschaffende durchs Entwicklungsgebiet Murgbogen führte.
Genau dort, etwa im Murgauenpark oder auch in der Grossen Allmend, dürfen E-Scooter zwar genutzt, aber nicht abgestellt werden. «Der Murgauenpark gilt als Abstellsperrzone», sagt Scherzinger. Dafür gibt es gute Gründe.
Einerseits will die Stadt nicht, dass schliesslich alle 90 E-Scooter im Murgauenpark, in der Allmend oder irgendwo in einem Waldstück liegen. Andererseits sollen sie nicht, wie in vielen anderen Schweizer Städten mehrfach erlebt, im nahe liegenden Gewässer landen. Entsprechend ist auch das Gebiet am unmittelbaren Murgufer beidseitig gesperrt. Scherzinger sagt:
«Mit diesen Sperrflächen wollen wir die Nutzung steuern.»
Möglich bleiben jedoch E-Fahrten in die Quartiere, zur Walzmühle, nach Erzenholz wie auch hinauf nach Gerlikon, Herten oder zum Huben, das alles als freie Zone gilt.
Eingeschränkt ist auch die Begegnungszone auf der Zürcherstrasse in der Altstadt. Dort drosselt sich die Geschwindigkeit der E-Scooter automatisch auf 5km/h. «Wir haben sie wegen der Pflastersteine als Langsamverkehrszone eingestuft», sagt Scherzinger. Sakrosankt sind die jetzigen Spielregeln nicht, denn sie können jederzeit justiert werden, je nach Nutzung oder Vergehen.
Liegt ein E-Scooter wider Erwarten doch einmal in einer Sperrzone oder wird dort abgestellt, sammeln die Voi-Mitarbeitenden die Verkehrsmittel nach einer Meldung ein und stellen sie wieder an die sogenannten Knotenpunkte. Henes Sulejmani von Voi sagt:
«Wir fischen sie notfalls auch aus Gewässern.»
Mit den Sperrzonen gehe es aber darum, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. «Wir stehen für Nachhaltigkeit», ergänzt er. Und steht ein E-Scooter ausserhalb der erlaubten Bereiche mehr als 48 Stunden herum, ohne sich zu bewegen, rücken Voi-Mitarbeiter aus, reparieren die Geräte bei Bedarf und bringen sie wieder in Umlauf.
Wer auf einem E-Scooter steht, kommt mit einer Batterieleistung maximal 45 Kilometer weit. Eine Entsperrung per QR-Code kostet einmalig einen Franken, jede Fahrminute weitere 39 Rappen. Für Langzeitpiloten bietet Voi auch Tages- oder Monatspässe an.