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Frauenfeld & Hinterthurgau
Das international programmierte Jazzfestival Generations dauert noch bis kommenden Samstag an. Zum Festivalauftakt hauten der englische Pianist Django Bates und das Thurgauer Jazztalent Raphael Jost in die Tasten. Von unkonventionellen Klängen bis Pop war im Rathaussaal und in der Pianobar alles zu hören. Den Zuhörerinnen und Zuhörern gefiel es.
Keine Frage: Die Festivalmacher rund um den künstlerischen Leiter Dominik Deuber und OK-Präsident Robert Fürer wissen, wie man einem pandemiemüden und kulturhungrigen Publikum nicht nur die Vorfreude versüsst, sondern auch den Auftakt eines Festivals zum musikalischen Leckerbissen macht. Und zwar zu einem, der durchaus jung und schillernd und zuweilen auch frech schmeckte.
Mit dem Briten Django Bates (Jahrgang 1960) eröffnete am Samstagabend im Rathaus zwar nicht der Jüngste das Festival, wohl aber einer, auf den viele lange gewartet hatten. Ein klares Zeichen dafür: Kurz vor Konzertbeginn wurden noch neue Sitzgelegenheiten herangekarrt, was aufgrund der strikten Covid-19-Eingangskontrollen kein Problem darstellte. Das Publikum lauschte andächtig den zuweilen eklektischen Melodien Bates’, die sich durch die Musikgeschichte Anleihen nehmen und wohl gerade deshalb so gut bei den Zuhörenden ankommen: mal ein bisschen Walzer, dann wieder sich sirupartig dehnende Klänge, die sich wie die schwüle Schwere eines drückenden Sommernachmittags im Mississippi-Delta anfühlten, bevor man sich auf einmal an eine Hotelbar versetzt fühlte.
«Sing us a song, you’re the piano man.»
So durchfährt es einen und man greift gedanklich zum Gin Tonic, der selbstredend nicht neben einen steht – da ist der Tausendsassa am Fazioli schon wieder drei Schritte und mindestens eine Idee weitergeeilt. Nein, langweilig wird es einem wahrlich nicht, wenn Django Bates auftritt.
Das 12. Jazzfestival Generations dauert noch bis nächsten Samstag, 9. Oktober – mit etlichen Konzerten unter anderem im Eisenwerk oder im Casino. Für sämtliche Besucherinnen und Besucher ab 16 Jahren gilt Zertifikatspflicht. (red)
Ein «Home, sweet home»-Gefühl umkam einen, wer die Pianobar betrat. Denn nicht nur lud der Duft von köstlich Gebratenem zum Gaumenschmaus beim «Jazz Dinner», sondern auch der Thurgauer Musiker Raphael Jost liess die Gäste am Geruch der grossen, weiten Musikwelt teilhaben. Denn während um ihn herum angestossen, gegessen und geplaudert wurde, sang und spielte sich Jost, der in der Regel in grösseren Formationen auftritt, durch die bekannte Jazz- und Popliteratur. Berührungsängste kennt er keine.
«Ich spiele heute vor allem Swing oder auch Frank Sinatra.»
Das erklärte er gut gelaunt zwischen zwei Stücken. Das nächste Lied, «Mister Slug», war jedoch eine Eigenkomposition, bevor Jost anfing, aus einem Song des Pop-Barden Ed Sheeran lustvoll eine Jazz-Version herzustellen. Was Jost bot, war Abwechslung und gute Laune pur. Was will man an einem solchen Abend, der zudem wohl einer der letzten schönen Spätherbsttage gewesen sein dürfte mehr? Der Auftakt zu Frauenfelds unkonventioneller Jazzwoche ist auf jeden Fall voll und ganz geglückt.