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In letzter Sekunde gibt Ueli Fisch bekannt, dass er am 15.März für den Regierungsrat kandidiert. Noch im Dezember hiess es, er wolle nicht antreten. Damit wächst das Kandidatenfeld auf sieben Personen an – vier Bisherige und drei Neue kämpfen um fünf Sitze.
Jetzt also doch: Ueli Fisch kandidiert für den Thurgauer Regierungsrat. Der GLP-Kantonsrat hat sich in letzter Sekunde zu diesem Schritt durchgerungen. Am Montag – einen Tag nach seinem 57. Geburtstag – gibt der Politiker im Frauenfelder «Eisenwerk» bekannt, dass er am 15.März für die Regierungsratswahlen antritt. Fisch ist Textilunternehmer; auf seiner Politiker-Webseite steht, dass er Mehrheitsaktionär und Geschäftsführer der wederundgut AG in Frauenfeld ist. Das Unternehmen stellt Berufskleider her.
Noch Anfang Dezember sah es anders aus, auf Twitter liess der GLP-Kantonsrat seine Follower wissen: «Nach reiflicher Überlegung und Abwägung von Pro und Kontra sehe ich von einer Kandidatur für die Regierungsratswahlen im Thurgau ab.»
Doch in den letzten Wochen ist einiges gegangen. So dauerte es lange, bis die Grünen ihre Kandidatin vorstellten. Erst an der Mitgliederversammlung vom 13.Januar präsentierten sie Karin Bétrisey. Die 48-jährige Raumplanerin und Kulturingenieurin sitzt seit August 2018 im Grossen Rat.
«Ich bin überrascht, dass die GLP nun doch kommt.» Das sagt Kurt Egger, Nationalrat und Präsident der Grünen Thurgau. In Gesprächen habe es mehrmals geheissen, dass die GLP keine Kandidatur plane. «Verstimmt sind wir nicht», sagt Egger auf eine entsprechende Frage zur neuen Ausgangslage. «Eine weitere Kandidatur ist grundsätzlich zu begrüssen.» Steigen mehrere Kandidaten ins Rennen, rechnet Egger mit höheren Chancen auf einen zweiten Wahlgang. Wie man im Falle eines solchen verfährt, ist noch offen. Denkbar ist, dass die ökologischen Parteien in einem zweiten Umgang die Kräfte bündeln. Das hiesse, dass sich die der Kandidat, der weniger Stimmen macht, aus dem Rennen nimmt. So weit will Egger noch nicht gehen: «Nach welchen Kriterien man die Person auswählt, ist noch offen.» Ein zweiter Wahlgang fände am 19. April statt. Vorerst schliesst er nicht aus, dass die Grünen im Wahlkampf punktuell mit der GLP zusammenarbeiten. «Wir sind gesprächsbereit.» (seb.)
Wie zu vernehmen ist, wurde Fisch von Personen – auch aus anderen Parteien – zu einer Kandidatur ermutigt. So auch an der Mitgliederversammlung der GLP-Kantonalpartei in Romanshorn. Dort notierte der Protokollschreiber im Text für die Zeitung: «Es wurde bedauert, dass bisher keine Kandidatur aus den eigenen Reihen erfolgt ist.» Eine Wahlempfehlung gaben die Grünliberalen keine ab. Zu jener Zeit stand aber auch die Kandidatur von Bétrisey noch nicht fest.
Fisch hat Wahlkampferfahrung. Bereits vor vier Jahren mischte er – mit dem Slogan «Ueli Fisch an den Regierungstisch» – den Regierungswahlkampf auf. Er schaffte im ersten Wahlgang das absolute Mehr. Der GLP-Kantonsrat erhielt 31'432 Stimmen, schied aber als überzähliger Kandidat aus. In den Regierungsrat zog damals Walter Schönholzer (FDP) ein, der 45'634 Stimmen machte.
Auch zu den Ständeratswahlen trat der Chef der GLP/BDP-Fraktion im Grossen Rat an. Mit 14'002 Stimmen und dem vierten Platz war er indes nicht zufrieden. Gleichzeitig kandidierte er auch für den Nationalrat, schaffte aber auch diese Wahl nicht. Kurt Egger (GP, Eschlikon) wurde in den Nationalrat gewählt.
Erfolgreich war Fisch im vergangene Jahr aber an der Abstimmungsfront: Zusammen mit einem überparteilichen Komitee verhalf er dem Öffentlichkeitsprinzip im Kanton Thurgau zum Durchbruch. Die Thurgauer Stimmbevölkerung hat der Volksinitiative «Offenheit statt Geheimhaltung – für transparente Behörden im Thurgau» am 19.Mai 2019 mit 80,3 Prozent Ja-Stimmenanteil deutlich zugestimmt. Fisch war Initiant und Präsident des Initiativkomitees.
Die Uhr tickt: Nur noch bis heute Montag, 16.30 Uhr, können Wahlvorschläge für den Regierungsrat eingereicht werden. Nach aktuellem Wissensstand kandidieren vier Bisherige und drei Neue für die fünfköpfige Thurgauer Regierung.
Lange sah es danach aus, dass SVP-Kantonsrat Urs Martin keine Konkurrenz hat auf dem Weg, den Sitz von Jakob Stark, der in den Ständerat gewählt wurde, zu verteidigen. Doch die aufkommende Konkurrenz scheint er nicht zu fürchten. Noch am Abend der Nomination von Karin Bétrisey schrieb er auf Twitter: «Wettbewerb belebt das Geschäft.»
In der bisherigen Thurgauer Regierung stellt die SVP zwei Vertreter, die FDP, CVP und SP beanspruchen je einen Sitz. Diese Zauberformel hat seit 1986 Bestand. Damals eroberte die SVP auf Kosten der FDP einen zweiten Sitz.