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Nicht nur Desinfektionsmittel sind Mangelware – in gewissen Thurgauer Apotheken fehlen bereits die Grundrohstoffe zur Herstellung. Trotzdem wäre es verfrüht, von einem Lieferengpass zu sprechen.
Seit geraumer Zeit sind Desinfektionsmittel vielerorts Mangelware: Zahlreiche Apotheken und Drogerien in der ganzen Schweiz und im Thurgau stellen deshalb derzeit Desinfektionsmittel her. Das Rezept der World Health Organization (WHO): 8333 Milliliter Ethanol 96%, 417 Milliliter Wasserstoffperoxid 3%, 145 Milliliter Glycerol 98%.
Als Prävention vor einer Ausbreitung des Corona-Virus empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) regelmässiges Händewaschen mit Seife und Desinfektionsmittel. Das BAG war es auch, das vergangene Woche eine Ausnahmezulassung zur Herstellung von Desinfektionsmitteln auf alkoholischer Basis erlassen hat. «Diese erlaubt unter anderem Apotheken und Drogerien die Bereitstellung solcher Desinfektionsmittel», heisst es in der Zulassung des BAG.
So läuft in verschiedenen Apotheken und Drogerien im Thurgau die Produktion von Desinfektionsmitteln derzeit auf Hochtouren. Ja, man stelle seit vergangener Woche eigenes Desinfektionsmittel her, heisst es unisono von verschiedenen Vertretern der Branche im Thurgau. «Wir arbeiten seit Freitag intensiv daran», sagt etwa Ursula Hörmann, Besitzerin der gleichnamigen Apotheke in Weinfelden. Auch die Frauenfelder Rathausapotheke ist beschäftigt mit der Produktion. Inhaberin Claudia Held sagt:
«Wir haben seit Donnerstag rund 40 Kilogramm Desinfektionsmittel hergestellt.»
Nur: Teilweise gehen bereits die Rohstoffe für die Herstellung aus. «Uns fehlen einige alkoholische Grundstoffe», sagt Held. Dies ist kein Einzelfall: Aus anderen Apotheken klingt es ähnlich. Wie lange es dauert, bis die Grundstoffe nachgeliefert werden können, ist noch offen. «Es wird vermutlich Mitte März», sagt Held.
Dennoch wäre es verfrüht, von einem generellen Lieferengpass zu sprechen. Die Rathausapotheke produziert immer noch weiter. Bereits am Donnerstag erwartet etwa Bernhard Dankelmann, Besitzer der Seeapotheke in Arbon, die Nachlieferung einer alkoholischen Lösung. «Aber in einer geringeren Menge als bestellt», sagt Dankelmann. Auch die Zwischenhändler kämpfen mit der steigenden Nachfrage. Positiv gibt sich Ursula Hörmann in Weinfelden:
«Wir haben zurzeit noch genügend Grundstoffe auf Lager.»
Doch kommt es auch in Apotheken zu Hamsterkäufen und Leerräumungen wie in manchen Supermärkten? Desinfektionsmittel, die Dosenpelati der Drogerien? Jein. Vereinzelt komme es zu Hamstereinkäufen, sagt Claudia Held.
«Oft ist den Leuten gar nicht bewusst, dass Desinfektionsmittel zur Mangelware geworden sind.»
Dann müsse sie erklären. Und meistens seien die Kundinnen und Kunden auch einsichtig. Man stelle deshalb bewusst kleinere Mengen her, fülle kleinere Flaschen ab, verkaufe eine geringere Stückzahl. Das Steuern der Nachfrage – ein Mittel, auf das auch Hörmann aus der Apotheke Hörmann in Weinfelden setzt.
Dankelmann aus Arbon seinerseits stellt hingegen kaum Hamsterkäufe fest. Auch er setzt auf den Verkauf von kleineren Mengen, die auch am meisten nachgefragt werde.
«Wir verkaufen höchstens Mengen von einem halben bis einem Liter.»
Der Grossteil seiner Kundschaft kaufe 100-Milliliter-Gefässe. Und die Käufer von Desinfektionsmitteln? Hauptsächlich Privatpersonen, teilweise auch Firmen.