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Frauenfeld & Hinterthurgau
2022 ist das Internationale Jahr des Glases. Grund genug fürs Historische Museum Thurgau, um mit «Glas & Gloria: Thurgauer Fensterkunst» einen Schatz zu präsentieren – und zwar auf eine erfrischend moderne Art.
Glasfenster wirken nur, wenn sie ans Licht gelangen. Egal, ob es sich dabei um Wappenscheiben, Fensterstiftungen oder Allianzgläser handelt – sie alle benötigen Licht, um ihre verblüffenden Wirkungen zu entfalten. Und genau dieses «An-das-Licht-holen» macht die jüngste Ausstellung des Historischen Museums ebenso bemerkenswert wie auch facettenreich.
Denn das Team des Historischen Museums Thurgau präsentiert in «Glas & Gloria» nicht einfach eine Ausstellung mit textlich unterlegten Objekten, sondern bringt auf moderne Art Licht ins Spiel. Nämlich mit einer unterhaltsamen Audioguide-Tour, an der teilzunehmen es sich auf jeden Fall für alle ab einem Alter von zwölf Jahren lohnt. Wer möchte, kann sich, gegen eine Gebühr von fünf Franken – der Eintritt in die Ausstellung selbst ist gratis – den einfach handzuhabenden Audioguide ausleihen und während 45 Minuten allerlei erfahren, was am besten unter dem Titel «Infotainment» zusammengefasst ist.
Denn in «Ach du Scheibe!» – so heisst der frisch-frech Audioguide –, geleiten drei fiktive Personen namens Tanja Gräuel, Sascha De Facto und Daniel Liebeskind die Besucherinnen und Besucher wahlweise durch die Ausstellung – wobei ihre Nachnamen Programm sind. Vor jeder Scheibe können die Besucherinnen und Besucher zwischen Horror, Fakten und Liebe wählen – und erhält danach kurzweilig die entsprechenden Informationen geliefert.
Die Besucherinnen und Besucher erfahren in dieser Ausstellung sehr viel, was auf den ersten und zweiten Blick gar nicht ersichtlich ist. Denn die Scheiben sind oft wie ein Comic-Strip zu «lesen», wobei dieses Lesen ohne den Audio-Guide praktisch unmöglich ist. Denn vieles passiert auf den Buntglasfenstern aus dem 16. und 17. Jahrhundert nicht gleichzeitig, sondern auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Dass viel Lokalgeschichte in den gläsernen Kunstschätzen steckt, macht es noch attraktiver. Da nehmen Frauen ihre Väter an die Leine, Burgherren stossen ihre Gattin vom Turm, wilde Naturgestalten hüten Frauenfelds Wappen – und auf der Scheibe der Frauenfelder Schützen wird vor zu viel Alkoholgenuss beim Schützenfest gewarnt.
Interessant ist auch das Veranstaltungs-Rahmenprogramm zum Themenjahr, vertiefen doch Vorträge, die Mini-Reihe Museumshäppli und sowie Podien kulturelle, politische und gesellschaftliche Aspekte rund um den Werkstoff Glas. So wird der Bogen über Funde wie archäologische Glasperlen, Scheibenrecycling im Mittelalter bis hin zum «gläsernen Bürger» im 21. Jahrhundert und Fragen rund um die moderne Architektur gespannt.
Weitere Infos unter www.historisches-museum.tg.ch