Glosse
Tanzendes Streptomycin

Südsicht auf ein wahnsinnig wichtiges Thema. Oder: Es ist ein Segen für den Hinterthurgau, dass die Apfelkönigin - eigentlich - eine Weinfelder Veranstaltung ist.

Olaf Kühne
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Olaf Kühne

Olaf Kühne

Da haben wir im Hinterthurgau ja gerade noch mal Schwein gehabt. Die Apfelkönigin tritt der SVP bei. Weil die Gute aber in Sulgen wohnt, geht uns der vermeintliche Skandal nichts an. Vor einem Jahr noch, als die Balterswil-Rickenbacherin (oder Rickenbach-Balterswilerin?) Marion Weibel das Amt innehatte, wäre der apfelkönigliche Parteibeitritt eine waschechte Hinterthurgauer Chose gewesen.

Die Amtierende heisst übrigens Maurer. Klar tritt sie der SVP bei. Marion Weibel hingegen hat sich voll und ganz dem Tanz verschrieben. Und Tanz finden alle gut. Die Rechten mehr den Volkstanz, die Linken mehr den Ausdruckstanz. Aber so richtig anecken tut man mit Tanz nirgends. Die Frage, wie politisch eine Apfel-, Schönheits- oder Sonstwaskönigin denn sein darf, hat sich damit für den Hinterthurgau aber noch nicht ganz erledigt.

Schliesslich haben wir mit der Miss Oktoberfest Tannzapfenland die weitaus wichtigere Institution. Und ganz vergessen wollen wir auch die Muschelfee nicht. Bei der Bierkönigin ist der Fall noch sonnenklar: Das Oktoberfest Tannzapfenland ist eine Fischinger Veranstaltung. Was die dabei erkorene Miss schon fast automatisch zum CVP-Mitglied macht. Wenigstens befristet für ein Jahr, wir wollen es ja nicht übertreiben. Schwieriger wird’s bei der Muschelfee.

Zwar ist Sirnach eine SVP- Gemeinde, nur findet die Fasnacht ausserhalb der Politik statt. Zudem sollte sich eine Fee, ob mit oder ohne Muschel, nicht mit solch profanen Dingen wie Parteipolitik beschäftigen. Der Apfel hingegen ist, spätestens seit es Streptomycin gibt, eh verpolitisiert. Da kommt’s auf das bisschen Königin auch nicht mehr drauf an.