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Frauenfeld & Hinterthurgau
Wegen stark steigender Coronazahlen: Das Mini-Open-Air Frauenfeldli von Mitte September kann doch nicht durchgeführt werden. Der Kanton Thurgau und die Stadt Frauenfeld ziehen die erteilte Bewilligung für das Ersatz-Open-Air mit über 10'000 Besucherinnen und Besuchern zwei Wochen vor der Durchführung zurück.
Die steigenden Fallzahlen und die erreichten Kapazitätsgrenzen auf den Intensivstationen durch Covid-19 sind verantwortlich. Deshalb entziehen der Kanton Thurgau und die Stadt Frauenfeld der First Event AG als Veranstalterin des Open Airs Frauenfeld zwei Wochen vor der Durchführung die Bewilligung für das vom 14. bis 18. September geplante Mini-Open-Air namens Frauenfeldli.
Das Kantonsspital in Frauenfeld erreicht aufgrund der stark steigenden Covid-19-Zahlen im Kanton Thurgau sein Kapazitätslimit von aktuell zehn verfügbaren Betten. Unter diesen Umständen könne die medizinische Grundversorgung für die über 10'000 Open-Air-Gäste nicht mehr gewährleistet werden. Trotz kleinerem Festival auf der Grossen Allmend zeigten die Erfahrungen der letzten Jahre, dass täglich 15 bis 20 Personen notfallmässig ins Spital eingeliefert werden müssten, wovon rund ein Fünftel eine Überwachung auf der Intensivstation bedarf. Dafür habe das Spital in den vergangenen Jahren jeweils die personellen Ressourcen und die Kapazitäten temporär erhöht.
«Das ist dieses Jahr nicht möglich, da die Kapazitätsgrenzen auf der Intensivstation aufgrund des erhöhten Betreuungsaufwands durch Covid-19-Patienten bereits erreicht sind.»
Das teilt das zuständige Thurgauer Departement für Erziehung und Kultur (DEK) am Dienstagvormittag mit. Eine zusätzliche Belastung durch Open-Air-Besucher bezeichnet das DEK daher als nicht tragbar, das laut dessen Generalsekretär Patrik Riebli für die gesundheitspolizeiliche Bewilligung von Grossveranstaltungen zuständig ist.
Gegenüber den Verantwortlichen der First Event AG ist laut Riebli immer ausdrücklich festgehalten worden, dass die Anfang Juli erteilte Bewilligung bloss bestehen bleibt, wenn es die epidemiologische Lage erlaubt und die notwendigen Kapazitäten in der Gesundheitsversorgung vorhanden sind. «Wegen der aktuell hohen Auslastung der Intensivstationen mit Covid-Fällen könnte die Versorgung zusätzlicher Nicht-Covid-Fälle von Open-Air-Gästen nicht sichergestellt werden», heisst es weiter.
Für die Open-Air-Veranstalter ist es nach den Absagen für die grossen Festivals 2020 und 2021 bereits die dritte Absage. Open-Air-Sprecher Joachim Bodmer sagt:
«Bitter ist, dass diese dritte Absage vermeidbar gewesen wäre.»
Bodmer spricht Klartext und sagt: «Wir leiden darunter, dass sich viele nicht impfen lassen oder sich nicht vorsichtig verhalten.» Die Organisation einer Grossveranstaltung in Pandemiezeiten sei zwar immer riskant. Trotzdem haben die Veranstalter bis zum jetzigen Bewilligungsentzug gehofft. «Wir stehen hinter der Entscheidung der Behörden», sagt Bodmer und appelliert an die Bevölkerung, aufzupassen oder sich impfen zu lassen.
Frauenfelds Stadtpräsident Anders Stokholm bläst ins gleiche Horn. «Es ist sehr schade, dass der Anlass abgesagt werden muss, weil die Notfallstationen aufgrund von Covid-19 überlastet sind», sagt er. Die Stadt habe sich den jetzigen Entscheid auch nicht gewünscht. Er sei aber richtig, um die Spitäler nicht weiter zu belasten.
Keinen Einfluss hat die Absage in Frauenfeld auf das am kommenden Wochenende stattfindende Summerdays-Festival in Arbon. «Dort haben wir eine komplett andere Situation», sagt DEK-Generalsekretär Riebli. Im Oberthurgau sei die Gesundheitsversorgung sichergestellt, im Gegensatz zu Frauenfeld mit seinem fünftägigen Festival mit täglich über 10'000 Besuchern, seien es an den beiden Tagen in Arbon deutlich weniger, und erst noch ohne Übernachtungsmöglichkeiten. «Nebst den kleineren Dimensionen besucht Arbon auch ein anderes Klientel, und es kommt erfahrungsgemäss sehr selten zu medizinischen Notfällen», sagt Riebli.
Nach der Absage in Frauenfeld können die Open-Air-Veranstalter noch keine Aussagen zu finanziellen Auswirkungen machen. «Das ist viel zu früh», sagt Mediensprecher Bodmer. Er kann aber versichern, dass die First Event AG finanziell auf soliden Füssen steht. Fürs Frauenfeldli rechneten die Organisatoren mit einem Budget von rund 5 Millionen, was rund einem Drittel des grossen Festivals entspricht.
Für bereits verkaufte Tickets fürs Frauenfeldli erstattet der Veranstalter die Preise vollumfänglich zurück. Denn beim Frauenfeldli mit den angekündigten Headlinern wie Future, Sido und Loredana handelt es sich um eine einmalige Veranstaltung. Über die Abwicklung der Ticketrückerstattungen wollen die Organisatoren demnächst informieren.