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In Wängi sind der Rosental- und der Weberei-Weiher heute geschätzte Naherholungsgebiete.
Der Murgweg von Münchwilen nach Wängi beträgt 5,5 Kilometer mit kaum spürbaren Höhendifferenzen. Entlang der Murg verläuft so ein sehr schöner Spazierweg von etwa eineinhalb Stunden, der auch am Rosentaler Weiher vorbei führt und viel Historie bietet.
Im Jahre 1899 baute Konrad Stücheli in Rosental ein kleines Wasser-und Elektrizitätswerk. Die erzeugte Energie nutzte er für seine Mühle in Mörikon. Im Jahre 1902 baute er eine Mühleanlage für Mais, Roggen und Futterwaren. Nach vier Jahren zerstörte ein Grossbrand die Anlage. Im Jahre 1924 wurde die Mühle in die Zwirnerei Rosental gegründet, sie war aktiv bis Ende 2017. Heute wird die Liegenschaft durch das Zentrum Ranunkel (Betreuung und Integration) weiter genutzt.
Nach Rosental gelangt man zum Webereiweiher Wängi, der mit einem informativen Textil-Industrieweg den Wanderern viele Informationen vermittelt. Die 15 Tafeln beschreiben die Industrialisierung im 19. Jahrhundert im Murgtal und wie sich diese auf die ganze Entwicklung der Region ausgewirkt hat.
Die Launen des unbändigen «Bergstroms» haben bis zum Bau der Strasse 1842 im Tal unterhalb Hunzikon häufig zu Überschwemmungen geführt. Für die täglichen Kontrollen wurden auch Sträflinge der Komturei Tobel beigezogen.
1823 gründete Georg Michael Stierlin die «Gesellschaft der Mechanischen Spinnerei» in Wängi. In der Erdbebennacht vom 16. November 1911 brannte das grosse Spinnereigebäude bis auf die Grundmauern nieder. Der Urenkel des Gründers Paul Stierlin stellte die Spinnereiproduktion ein und baute an gleicher Stelle eine grosse Shedhalle für eine mechanische Weberei. Hergestellt wurden hochwertige Spezial Gewebe für Damenoberbekleidung, für Haushalt und für Technik. Die Weberei Wängi produzierte bis im Jahr 2003. Heute besteht ein Gewerbepark für verschiedene KMU Betriebe.
August Stierli errichtete damals einen Stauweiher mit Kanal, um die Produktion der Spinnerei und Weberei durch die Wasserkraft massiv zu steigern. Den Weiher mit dem Kanal verkaufte die Weberei im Jahre 1977 der politischen Gemeinde Wängi für 25860 Franken. Der Weiher steht unter Naturschutz und alle acht Jahre wird er neu verpachtet. Fischarten wie Stichlinge, Rotfedern, Rotaugen, Hechte, Zander, Flussbarsche und auch Flusskrebse bereichern das Fischereigewässer. Noch heute sind die Anlagen des Abflusses des Webereiweihers zu sehen.
Nach sechsjährigen Vorarbeiten lag 2018 der Entwurf zur baulichen Genehmigung für ein Kleinwasserkraftwerk der Murg bei Neubrugg bei der Gemeinde Wängi vor, es gab keine Einsprachen. Ein bestehendes altes Wehr hätte genutzt werden können und die im Projekt integrierte Fischtreppe hätte zur ökologischen Aufwertung des Flussabschnittes geführt. Rund zwei Prozent des von den Wängemer Haushalten verbrauchten Stroms hätte sie gedeckt.
Die Energiekosten hatten sich jedoch zwischenzeitlich halbiert, die Baukosten durch zusätzliche Auflagen hingegen verdoppelt. Unter diesen Rahmenbedingungen könne ein Kleinwasserkraftwerk nicht sinnvoll betreiben werden, sagte damals Gemeindepräsident Thomas Goldinger. Es würden nur noch Grosswasserkraftwerke gefördert, kleine Anlagen hätten keine Chancen mehr auf Unterstützung.
So wurde das Projekt fallen gelassen. Das alte Wehr wird ungenutzt bestehen bleiben. «Nun ist der Kanton zuständig, dass ein Fischaufstieg aufgrund der Gewässerschutzvorschriften dennoch gebaut werden müsse», sagte ebenfalls damals Markus Dick, Leiter der technischen Betriebe Wängi.