Die Bildschule Frauenfeld macht mit einem Kunstvermittlungsprojekt Theorie und Praxis erlebbar: 350 Frauenfelder Schüler aus 17 Klassen nehmen bis Mitte September daran teil.
«Schau mal, meine Augenbrauen.» Zwei Mädchen, die nebeneinander sitzen, kichern kurz, dann arbeiten sie weiter. Konzentriert. Die beiden gehen bei Lehrerin Marianne Trüeb im Langdorf in die 3./4.Primar.
Insgesamt 17 Frauenfelder Primarschulklassen mit rund 350 Schülerinnen und Schülern nehmen in diesen Wochen am Kunstvermittlungsprojekt zu Martha Haffter teil, das die Bildschule Frauenfeld in Zusammenarbeit mit der Primarschulgemeinde durchführt. Die aktuelle Kunstverein-Ausstellung im Bernerhaus ist der bekannten Frauenfelder Künstlerin gewidmet, die von 1873 bis 1951 gelebt hat.
Für die 24 Schülerinnen und Schüler von Lehrerin Trüeb ist es an diesem Donnerstag früh losgegangen: um 7.45 Uhr. Zuerst eine kurze Führung in der Innenstadt, um einige Haffter’schen Motive anzusehen, dann die Ausstellungsbesichtigung im Bernerhaus, dann Porträtieren in der Bildschule im Obergeschoss des P+R-Gebäude am Bahnhof. Je zwei Künstler arbeiten mit den Kindern in der Bildschule. Insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstler wirken während den fünf Wochen mit. Es geht um eine Annäherung an Haffter, aber auch um Selbstwahrnehmung. Haffter hat viele Porträts gemalt.
Damit setzen sich nun die Kinder auseinander. An diesem Vormittag arbeiten die Frauenfelder Malerin Carole Isler und die Müllheimer Bildhauerin Melanie Geiger mit den Schülern. Bei Isler wird zuerst grundiert, dann wird die Farbe trocken gefönt, dann kommt Pastellkreide zum Zug. «Lässt sich gut mit Wasser wegradieren. Und Martha Haffter hat auch oft mit Schichtungen gearbeitet», erklärt Isler. Geiger beginnt grad mit Pastellkreide.
«Da kommt dann noch deine Brille hin», hilft Isler einer Schülerin, die sich mithilfe eines Spiegels selber porträtiert. Und zum nächsten Mädchen sagt sie:
«Deine Augen sind so schön. Ich würde sie gross und offen malen.»
Geiger derweil lässt die Kinder sich gegenseitig porträtieren. Mittendrin Lehrerin Marrianne Trüeb, die sagt: «Das ist eine wunderbare Ergänzung zu dem, was wir im Schulzimmer machen.» Die Kindern würden toll animiert von den beiden Künstlerinnen. «Und weil ich dabei sein kann, hole ich für mich selber auch Impulse ab», sagt Trüeb. Mit dem Skizzenheft, das alle Schülerinnen und Schüler nach dem Projekt bekommen, würden sie zurück im Schulzimmer weiterarbeiten.
Vergangene Woche hat das neue Semester begonnen, das bis Ende November dauert. Sechs Kurse sind gestartet. Thematisch drehen sich diese um Drachen, Turmkonstruktionen oder Comics. Mit Ausnahme von «Atelier 2 – für Kinder von 8 bis 12» hat es noch überall einzelne Plätze frei, ein Einstieg ist immer noch möglich. Bei genügend Interesse wird als siebter Kurs auch «Atelier 1 – für Kinder von 4 bis 7» durchgeführt. In den Herbstferien finden wiederum vier Workshops, die je drei Tage dauern. Nebst «Skizzieren», «Farbwelten» und «Drucken mit der Druckpresse» gibt es erstmals einen Filmworkshop. (ma)
Programm und Anmeldung: www.bildschule-frauenfeld.ch
Silvia Peters, Präsident der Bildschule Frauenfeld, ist schon lange Jahre in der Kunstvermittlung mit Kindern und Jugendlichen aktiv. «Porträtieren ist eine grosse Herausforderung», sagt sie. Diese 3. und 4.Klässler hätten einen dichten Vormittag erlebt, trotzdem sei sehr konzentriert gearbeitet worden. «Kinder probieren einfach, lassen sich auf Herausforderungen ein.» Bei Erwachsenen dagegen sei oft eine Abwehrhaltung vorhanden. Sie würden sagen:
«Nein, ich kann nicht porträtieren.»
Als das Vermittlungsprojekt am Mittag zu Ende geht, sind die Kinder übermütig. Ein Bub rennt zu Silvia Peters und sagt: «Ich komme garantiert wieder.» Ziel erreicht.