Kolumne
Nie mehr ein Fensterplatz in der Schule

Murgspritzer: Frauenfeld-Redaktor Samuel Koch über die nicht ganz optimale Öffentlichkeit, in der sich Frauenfeld präsentiert und trotzdem die Kantons-Initialen verpasst bekommt.

Samuel Koch
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TZ-Redaktor Samuel Koch. (Bild: Olaf Kühne)

TZ-Redaktor Samuel Koch. (Bild: Olaf Kühne)

Was steht Frauenfeld nicht immer im erleuchteten Schaufenster der Öffentlichkeit? Bei Tierliebhabern, wenn der Plättli-Zoo mit seinen herzigen Tieren sein 60-Jahr-Jubiläum feiert. Bei Wetteifrigen, wenn die schnellsten Hengste und Stuten zu den gloriosen Pferderennen starten. Bei Militärnostalgikern, wenn der traditionelle Waffenlauf über die Bühne geht. Oder bei Bewunderern der urbanen Musik, wenn das berühmte Open Air zum Feiern und Tanzen auf die Allmend ans grösste Hip-Hop-Festival Europas bittet.

Vergangene Woche nun aber warfen die Medien das Rampenlicht erneut auf Frauenfeld – nur massiv unrühmlicher. Ein junger Mann soll der eigenen Oma in deren Wohnung beim Talbachkreisel grausam den Kopf abgetrennt haben. Blutrünstige, von Klickzahlen getriebene Journalisten von «20 Minuten», «Blick» und Konsorten schmissen sich auf die Geschehnisse wie eine Fliege aufs Kadaver. Verführerische Schlagzeilen von Personen, die in ihrer Kindheit in der Primarschule wohl zu oft an einem Fensterplatz sassen.

Nur so lässt sich erklären, dass auf deren Onlineportalen hinter der Ortsmarke Frauenfeld jeweils die Initialen des Kantons Thurgau aufgeführt werden. Kantonshauptstadt, hallo?! Eine von nur 26 in der Schweiz?! Frauenfeld ist nicht eine Kleinstgemeinde und abgelegen wie Corippo TI, Bister VS oder Zumdorf UR. Da hätte wohl der eine oder andere in der Geografiestunde etwas besser aufpassen sollen.