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Eine Organisation plant, im Bodensee vorerst als Pilotprojekt mehrere Netzgehege zur Fischzucht zu installieren. Fischer haben bereits dagegen protestiert, jetzt haben im Thurgau auch zwei Kantonsräte kritische Fragen eingereicht.
Im Oktober demonstrierten Berufs- und Sportfischer sowie Naturschützer mit einem rund 100 Schiffen starken Korso gegen ein potenzielles Netzgehege im Bodensee. Eine Genossenschaft beabsichtigt, Felchen in Aquakulturen zu züchten. Fischer rund um den See fordern ein generelles Verbot.
Das Thema taucht nun auch in der Thurgauer Politik auf. Bereits der Titel der kürzlich eingereichten Einfachen Anfrage von Brigitte Kaufmann (FDP, Uttwil) und Hans Feuz (CVP, Altnau) spricht eine klare Sprache: «Keine Fischgehege im Bodensee – Nein zu einer Fischmast im Bodensee!»
Die beiden verweisen darauf, dass gegenwärtig eine Organisation im Überlinger See eine Netzgehege-Anlage vorantreibe. Es ist hinlänglich bekannt, dass es sich dabei um die Genossenschaft Regio Bodensee Fisch handelt.
Kaufmann und Feuz befürchten Schlimmeres, sollte ein solches Projekt bewilligt werden: So sei völlig offen, welche Auswirkungen «eine letztlich künstliche Fischzuchtanlage» im See hätte. Im Zusammenhang mit einer Vermischung von Zuchtfischen und Wildbeständen stellen sich laut den Vorstössern «auch populationsgenetische und seuchenhygienische Fragen».
Kaufmann und Feuz richten ihre Fragen an die Regierung. Sie wollen erfahren, wie diese die kommerzielle Nutzung des Bodensees durch den Einsatz von Fischgehegen beurteilt und wie sie grundsätzlich dazu steht. Weiter fragen die Kantonsräte, was die Regierung auf nationaler und internationaler Ebene dagegen zu unternehmen gedenke: «Welche Interventionen sind geplant und wo wird sie ihren Einfluss geltend machen?»
In einer Frage beziehen sich die beiden auf die ständig schwindenden Fangerträge der Berufsfischer. Ein Blick auf die Statistik der Thurgauer Jagd- und Fischereiverwaltung zeigt: Im Obersee haben die rund 30 thurgauischen Berufsfischer von 2003 bis 2018 zwischen 44 und 267 Tonnen Fisch im Jahr gefangen. 2019 waren es lediglich 39 Tonnen. Die zuständige Behörde hält fest:
«Damit ist das Fangergebnis im Jahr 2019 das tiefste in den letzten 17 Jahren.»
Kaufmann und Feuz fragen, was der Kanton unternehmen könnte, um die Wildfischbestände mit «langfristigen, natur- und menschenverträglichen Massnahmen zu steigern».
Gemäss Informationen des Portals proplanta.de will die Genossenschaft als Pilotprojekt bis zu vier Netzgehege mit einer Grösse von zwölf mal zwölf Metern in einer Tiefe von 30 Metern im Bodensee installieren. Das Landratsamt Konstanz bestätigte gegenüber der deutschen Plattform, dass ein Antrag für eine Aquakultur in der Entwurfsfassung vorliege. Aus der Konstanzer Politik sind die kritischen Stimmen in der Mehrheit.