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Zwar herrschte am Samstagnachmittag Maskenpflicht, als das «Kultursündikat» den Berlinger Narrenbaum auf der Stedi setzte. Trotzdem war es nicht wie sonst. Eine Konstante dagegen bildet das scharfe «Eselinger Narrenblatt».
Corona macht das «Kultursündikat» Berlingen nicht platt. Dies zeigte sich am Samstag um 16 Uhr beim Narrenbaumsetzen auf dem Stediplatz. Alles generalstabsmässig vorbereitet, coronakonform. Musik dröhnt aus einer Musikbox. Der Narrenbaum, im Wipfel bunt geschmückt, liegt auf dem Boden. Die Mitglieder vom «Kultursündikat – nix als die nackte Wahrheit...denn gsaat isch gsaat» ermahnen ständig: «Abstand halten, höchstens zu fünft.» Der Frühlingstag lässt die Stimmung aufblühen. Die meisten Leute – viele Spaziergänger - setzen sich auf die Quaimauer und beobachten das Narrenbaumsetzen aus Distanz. Das Zusammenhalten von Jung und Alt im Dorf Berlingen wird zelebriert.
Maskentragen wird fast zu 100 Prozent befolgt. Und selbst unter diesen Vorzeichen vermag die Magie, welche die Eselinger (Esel ist der Übername der Berlinger) ausstrahlen, zu berühren. «Ein Narrenbaum muss trotz Pandemie sein», erklärt ein Mitglied des Kultursündikats hinter seiner Maske. Jugendliche Berlinger Fasnächtler tanzen im Abstand und mit Maske. Es fehlt die Dixie-Crash-Band «Heugümpers & Velopümpers», eine fetzige Guggenmusik unter Leitung von Kantonsingenieur Andy Heller. Alles abgesagt. «Es wird alles wieder gut», ist immer wieder zu hören. «Corona nimmt uns nicht die Zuversicht.»
Wie immer wird mit frech-fetzigen Reimen im «Eselinger Narrenblatt» alles auf die Schippe genommen, was der Redaktion «Gehtdichnichtsan & Co.» zu Ohren kam. Dieses kabarettreife Team lässt sich von Corona nicht den Geist vernebeln. Verkauft wird das Blatt am Samstagvormittag unter freiem Himmel, amtlich bewilligt von Gemeindepräsident Ueli Oswald. Ausschnitte dieser bunten Spottverse werden auch dieses Jahr am Narrenbaum befestigt, an der On-Line. Zum absoluten Renner wird die «Corona-Hamster-Rolle», WC-Rollen mit Spottversen aus dem Narrenblatt bedruckt. Das Kässeli am Narenbaum klingelt, und die auf Holzspiessen aufgereihten WC-Rollen gehen weg wie warme Weggli. Auch dem Holz-Kunst-Haufen, der jetzt im Dietrich-Haus-Garten vor sich hindämmert, wird in Versform gehuldigt. Im letzten Vers heisst es:
«Me dankt am Künstler und prostet sich zue, und i de Männerriege merket`s, mit was das hät z`tue: Sie glaubed viel, aber heted nie dänkt, dass me ihne en neue 1.-August-Funke schänkt.»