Die Hiobsbotschaften aus dem Stadthaus in Steckborn nehmen kein Ende. Nach internen Querelen wirft jetzt der langjährige Stadtschreiber Hanns Wipf das Handtuch. Und er heuert ab 1. Oktober als Gemeindeschreiber in Eschenz an. Just in einer Gemeinde, wo es ebenso drunter und drüber geht.
Weiterer Knall in einer unrühmlichen Geschichte. «Stadtschreiber Hanns Wipf hat seine Anstellung bei der Stadt Steckborn per 30. September 2020 gekündigt.» Das teilt der Stadtrat von Steckborn am Donnerstagmorgen kurz vor 6 Uhr mit.
Er zieht damit die Reissleine, nachdem er sich mit dem neuen Stadtpräsidenten Roman Pulfer (FDP) überworfen hat. Monatelang – zunächst ohne Wissen der Öffentlichkeit – herrschte im Stadthaus dicke Luft. Ende Mai dann drangen die Informationen über den Streit nach draussen.
Mit grossem Bedauern nimmt der Stadtrat die Kündigung Wipfs zur Kenntnis, wie er mitteilt. Wipf kümmerte sich während neun Jahren unter anderem um «die Nachfolge von langjährigen Angestellten, den Webauftritt, das Outsourcing der Informatik, eine neue Verwaltungssoftware und ein neues Rechnungslegungsmodell». Er arbeitete als Stadtschreiber zunächst unter der Ägide von Roger Forrer (SVP). Seit Juni 2019 präsidiert Roman Pulfer das historische Unterseestädtchen.
«Die Stadtverwaltung Steckborn konnte sich so weiterentwickeln und von einer hohen Stabilität bei den Mitarbeitenden profitieren.»
Der Stadtrat bedankt sich bei Hanns Wipf für «sein grosses Engagement sowie seine treuen Dienste» und wünscht ihm viel Freude und Befriedigung in seiner neuen Funktion.
Und diese hat es in sich. Er wechselt nämlich per 1. Oktober nach Eschenz, das zuletzt auch durch einen Aderlass in Gemeinderat von sich reden gemacht hat, so dass die politische Führung nicht mehr beschlussfähig war und der Kanton einen externen Gemeinderat einsetzen musste – Steckborns alt Stadtpräsident Roger Forrer.
In Eschenz freut sich Vizegemeindepräsident über die namhafte Neuverpflichtung. «Der Gemeinderat hat sich für die Bewerbung mit der grössten fachlichen Kompetenz und grössten Erfahrung entschieden», teilt Dominik Spycher mit.
«Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Hanns Wipf und sind uns sicher, mit ihm wieder eine gut funktionierende Gemeindeverwaltung bilden zu können.»
Wipf werde in Eschenz auch die Verantwortung für das Finanzwesen übernehmen. Unter anderem in diesem Punkt hat es in Steckborn nach der Ankunft von Roman Pulfer Differenzen bezüglich Kompetenzen und Verantwortlichkeiten gegeben.
In Steckborn läuft derweil die Suche nach einem neuen Stadtschreiber. Das wegen der Querelen aufgegleiste Projekt «Steckborn plus» werde bis zur Neubesetzung der Stelle zurückgestellt, «um dem Nachfolger oder der Nachfolgerin die Möglichkeit zur Mitgestaltung zu schaffen».