Die SVP Thurgau setzt bei den Regierungsratswahlen auf einen Urs: Die Delegierten der Partei müssen sich zwischen zwei Kantonsräten entscheiden.
«Der nächste Thurgauer Regierungsrat heisst Urs.» So fasst es SVP-Kantonsrat Hermann Lei auf Facebook zusammen. An der Versammlung der SVP Thurgau vom 14. November werden die Delegierten entscheiden, ob sie Urs Martin oder Urs Schrepfer in den Regierungsratswahlkampf um die Nachfolge von Jakob Stark schicken. Das teilte die Partei am späten Donnerstagabend mit.
Ganz so einfach, wie Lei dies darstellt, wird es natürlich nicht werden. Zumindest die Grünen und die Grünliberalen werden voraussichtlich versuchen, den frei werdenden zweiten SVP-Sitz im Regierungsrat für sich zu gewinnen.
Der im Vorfeld ebenfalls als Kandidat gehandelte Lei teilt weiter mit, «dass ich das Feld lieber den hervorragenden Kandidaten überlasse». Er habe sich ein gut gehendes Geschäft aufgebaut, das ihm einige Freiheiten erlaube, die er noch etwas geniessen wolle. Ausserdem werde er wieder für den Grossen Rat kandidieren und «eventuell in vier Jahren für den Nationalrat», schreibt der Rechtsanwalt.
Auch Kantonsrat und Bezirksgerichtspräsident Pascal Schmid gibt etwas überraschend seinen Verzicht auf eine Regierungsratskandidatur bekannt. Er teilt unserer Zeitung mit:
«Nach dem intensiven Nationalratswahlkampf der letzten Monate, den ich mit dem fünftbesten Ergebnis von 135 Kandidierenden abschliessen durfte, strebe ich derzeit kein politisches Vollamt an.»
Nach reiflicher Überlegung stehe er daher nicht zur Verfügung. Stattdessen wolle er sich weiterhin auf seine berufliche Tätigkeit konzentrieren und seine politische Tätigkeit im Grossen Rat vertiefen.
Beide Kandidaten für die Parteinomination sind Familienväter, beide treten im Grossen Rat oft ans Mikrofon. Schrepfer ist 47-jährig und seit 2012 Kantonsrat, Martin ist 40-jährig und seit 2008 im Parlament.
Urs Schrepfers Hauptmotivation ist es, den Kanton gemeinsam weiterzuentwickeln und «den Thurgau in der Aussenwahrnehmung stärker zu positionieren». Der Busswiler ist Leiter der Sekundarschule Wängi, Präsident der Schulkommission und Gemeinderat in Sirnach sowie Mitglied im Vorstand des Verbands Thurgauer Schulgemeinden.
Seine Stärken sieht Schrepfer in seinem langjährigen Engagement in der Exekutive und im Kantonsrat sowie in seiner Führungserfahrung, die im Regierungsrat gefragt sei. Auch habe er grosses Engagement, Zuverlässigkeit und Durchsetzungsvermögen bewiesen. Ob er vor der Delegiertenversammlung noch auf Stimmenfang geht, weiss Schrepfer noch nicht, aber das eine oder andere Gespräch werde sich sicher noch ergeben. «Ich bin froh, haben wir bei der SVP viele starke Leute.» Die Delegierten hätten mit Martin und ihm eine gute Auswahl.
Der zweite Kandidat bringt Erfahrung aus der Privatwirtschaft mit. Urs Martin ist Leiter Public Affairs bei der Hirslanden AG, einem internationalen, börsenkotierten Unternehmen im Gesundheitswesen. «Vor eineinhalb Jahren habe ich zudem ein Beratungsunternehmen gegründet, ich bin also auch Kleinunternehmer.»
Dem Romanshorner fehlt die Erfahrung in einer kommunalen Exekutive, dafür war er vier Jahre Sekretär einer Bundeshausfraktion und führte sechs Jahre eine Bezirkspartei. Ausserdem ist er Verband-Vizepräsident der Privatkliniken Schweiz und Präsident der Justizkommission im Grossen Rat. «Ich bringe in Anbetracht meines Alters einen grossen Rucksack mit Erfahrung mit.» Er habe das Rüstzeug, um den Kanton vorwärts zu bringen – «gerade wenn sich die Wirtschaftslage verschlechtern sollte». Die Delegiertenversammlung lässt er auf sich zukommen, ohne im Vorfeld bereits Wahlkampf zu betreiben. «Die Delegierten kennen uns.»
SVP-Regierungsrätin Monika Knill stellt sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Das schreibt ihre Partei in der Medienmitteilung weiter. Der Kantonalvorstand der SVP Thurgau hat an seiner Sitzung einstimmig beschlossen, Monika Knill den Delegierten zur erneuten Nomination zu empfehlen. An der Versammlung vom 14.November werden diese über die Nomination entscheiden.
Die 47-Jährige aus Alterswilen ist verheiratet und zweifache Mutter. Seit 2008 sitzt sie im Regierungsrat und steht dem Departement für Erziehung und Kultur vor. Zweimal präsidierte sie die Regierung, zuletzt im Amtsjahr 2016/2017.