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Zwei Thurgauer Kantonsräte wollen wissen, ob weitere Massnahmen zur Wiedergutmachung der Medikamententests geplant seien.
Wie geht es weiter mit den Erkenntnissen, die Historiker mit ihrer Aufarbeitung der Medikamentenversuche in Münsterlingen erlangten? Am 23. September präsentierten die Forscher zusammen mit zwei Thurgauer Regierungsräten das rund 300 Seiten dicke Buch «Testfall Münsterlingen», das anhand der Archivbestände von Psychiater Roland Kuhn dessen jahrzehntelangen Medikamentenversuche an oftmals unwissenden Probanden in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen nachzeichnet. Der Kanton hatte die Aufarbeitung unter Leitung des Staatsarchivs in Auftrag gegeben.
«Mehrere Tausend Thurgauer Patienten wurden in der Klinik mit nicht zugelassenen Medikamenten behandelt», schreiben nun die beiden Kantonsräte Doris Günter (EVP, Winden) und Roland A. Huber (BDP, Frauenfeld) in einer Einfachen Anfrage. Darin stellen sie fest, dass der Fall Münsterlingen zwar aufgearbeitet worden ist, trotzdem aber noch viele Fragen offen bleiben würden.
Die beiden Politiker wollen von der Kantonsregierung wissen, ob diese bereit sei, eine Informations- und Beratungsstelle für Betroffene und deren Angehörige einzurichten. Ausserdem weisen sie darauf hin, dass «Testfall Münsterlingen» eineinhalb Jahre nach Ablauf der Frist für Anträge von Solidaritätsbeiträge des Bundes erschienen sei. Auf solche hätten Betroffene von Medikamententests in Münsterlingen Anrecht, wie die Vorstösser mit Verweis auf eine frühere Aussage des Regierungsrats feststellen. Deshalb werfen sie die Frage auf: «Wie gedenkt der Regierungsrat darauf zu reagieren? Wird er sich beim Bund für eine Verlängerung der Frist einsetzen?»
Ausserdem wollen die beiden Kantonsräte in Erfahrung bringen, welche Ideen zur Wiedergutmachung – nebst einer Gedenkstätte auf dem Spitalfriedhof – noch vorhanden seien. Letztendlich blieben auch die Fragen nach den im Buch erwähnten ungeklärten Todesfällen offen und ob allenfalls weitere Untersuchungen in die Wege geleitete werden. «Ist der Regierungsrat bereit, den in der Studie offengelassenen Fragen weiter nachzugehen?»