Startseite
Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Knapp 2000 Armeeangehörige bekämpfen anlässlich einer Übung bewaffnete Aufständische in der Ostschweiz. Die Pandemie ist ein zusätzlicher Feind.
Auf dem Testgelände der Mowag bei der Kehrichtverbrennungsanlage Weinfelden fallen Schüsse. Die Schweizer Armee bekämpft eine bewaffnete Gruppe, die Teile des Landes besetzt, die Nation destabilisieren will. Unweit der des Mowag-Geländes landen zwei Armeehelikopter, um Soldaten abzutransportieren, denen mit künstlichem Blut verschiedene Wunden zugefügt wurden.
Am Dienstag hat die Armee Medienschaffende eingeladen, um einen Einblick in die Übung zu gewähren. Im Keller der militärischen Mehrzweckhalle in Frauenfeld laufen die Fäden zusammen. Mehr als ein Dutzend Armeeangehörige sitzen dort in einem Kommandoraum, tragen die Standorte der Truppen und die Stellungen der Feinde auf digitalen Karten ein und geben Befehle weiter. Oberster Übungsleiter ist Divisionär Willy Brülisauer, Kommandant der Territorialdivision 4.
Zur Halbzeit zeigt er sich zufrieden mit dem Ablauf der militärischen Grossübung während der Coronapandemie, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Von den knapp 2000 an der Verbandsübung beteiligten Militärangehörigen aus drei Bataillons sei rund die Hälfte geimpft, sagt Brülisauer.
Die Soldaten erhalten derzeit zwar wieder Ausgang und Urlaub, alle sind aber verpflichtet, sich regelmässig testen zu lassen. Dabei seien bisher nur vereinzelte symptomfreie Fälle entdeckt und Quarantänen angeordnet worden. Zwei Armeeangehörige weigerten sich aber partout, sich testen zu lassen. Sie mussten die Truppen verlassen. Brülisauer sagt:
«Wer sich nicht testen lässt, geht nach Hause.»
Als Konsequenz hätten sie Wehrpflichtersatz zu bezahlen.
Der Startschuss zu dieser Übung fiel in der Montagnacht um 3 Uhr. Sie dauert bis Mittwoch. Die Übungsleitung um Divisionär Willy Brülisauer geht gemäss Mitteilung der Armee «von einer sehr ernsten Lage aus». Die Übung sei dem «Operationstypus Verteidigung» zugeordnet. Bisher seien keine grossen Schäden entstanden. Wo das aber geschehe, würden Abgeltungen bezahlt werden.
Das Testgelände der Mowag ist nur einer von mehreren Schauplätzen dieser grossangelegten dreitägigen Militärübung. In Kloten sichert die Armee den Flughafen, patrouilliert dafür sogar mit Pferden und Hunden entlang des kilometerlangen Zauns um das Gelände.
In Degersheim ist ein alter Skilift gesprengt worden, er symbolisierte Masten des Feindes. Gleichzeitig reisst im Thurgau die Armee Gräben auf, um Panzer an der Weiterfahrt zu hindern. Und sie baut innerhalb von 24 Stunden über Thur und Murg eigene Brücken, über die bis zu 70 Tonnen schwere Fahrzeuge fahren können. Mit der Kantonspolizei Thurgau werden ausserdem Grosskontrollen geübt, zusammen mit der Grenzwache in der Nacht das Bodenseegebiet kontrolliert. Später gibt es noch einen Häuserkampf in Waldkirch.