Thurgauer fliegt weltmeisterliche Loopings mit dem Segelflugzeug

Jonas Langenegger aus Schweizersholz bei Bischofszell ist einer der wenigen Segelkunst-Flieger in der Ostschweiz. Im August holte er sich in Tschechien den Weltmeister-Titel.

Florian Beer
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Segelflugzeug-Akrobatik Weltmeister Jonas Langenegger auf dem Flugplatz Amlikon-Bissegg. (Bild: Andrea Stalder)

Segelflugzeug-Akrobatik Weltmeister Jonas Langenegger auf dem Flugplatz Amlikon-Bissegg. (Bild: Andrea Stalder)

«Segelkunst-Fliegen ist wie Achterbahnfahren.» Loopings, Rolle, Rückenflug; Jonas Langenegger aus Schweizersholz bei Bischofszell beherrscht all diese Kunststücke in der Luft mit dem Segelflugzeug. Im August krönte der 24-jährige Thurgauer sich mit dem Weltmeister-Titel in der «Advanced»-Kategorie.

Das Kunstfliegen mit dem Segelflugzeug ist eine Randsportart, in der Segelfluggruppe Cumulus in Amlikon-Bissegg ist Langenegger gar der Einzige, der regelmässig an Wettkämpfen teilnimmt. «Deshalb versuche ich, die jungen Pilotinnen und Piloten bei uns im Verein dazu zu motivieren, mit dem Kunstfliegen zu beginnen und wettbewerbsmässig zu betreiben», sagt der Thurgauer. Die Nachwuchsförderung sei eines seiner grossen Ziele. In Zukunft sollen etwa drei Schweizer Flieger um Medaillen kämpfen.

Fliegen mit den Ressourcen der Natur

Jonas Langenegger fliegt seit Ende der Oberstufe. Schon früh fand er im Modellflugzeug-Fliegen ein Hobby, das sein Interesse weckte. Als er fünfzehn war, begann er selber mit der Fliegerei, ein Jahr später absolvierte er das Segelflug-Brevet. Mit der Volljährigkeit bestand er die Erweiterung im Kunstflug, was ihm erlaubte, an Wettkämpfen teilzunehmen.

Ein vielbeschäftigter Mann

Jonas Langenegger kommt aus Schweizersholz bei Bischofszell. Während der Lehre als Konstrukteur absolvierte er die BMS, nach dem Abschluss wurde er ins Militär eingezogen. Danach studierte er an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften Maschinenbau. Letztes Jahr absolvierte er Zivildienst und ging auf Reisen. Das Kunstfliegen ist für den 24-Jährigen ein Hobby, in dem er an der WM in Tschechien vergangenen August den Weltmeistertitel gewann. (fbe)

Mit dem Segelflugzeug kann man zwei Disziplinen bestreiten – Jonas Langenegger betreibt beides wettkampfmässig: Streckenfliegen und Kunstfliegen. Beim Streckenfliegen geht es darum, möglichst schnell und weit mit den Ressourcen der Natur, also Solarenegergie, zu kommen.

Es sei faszinierend immer wieder neue Gebiete zu erfliegen, überraschenderweise ist es aber risikoreicher als die Akrobatik. «Vor allem bei den Wettkämpfen ist in der Luft deutlich mehr Verkehr», erklärt Langenegger. Die Gefahr eines unerwarteten Zwischenfalls sei hier grösser.

Punktzahl wird mit Schwierigkeitsgrad multipliziert

Beim Kunstflug ist jeweils nur ein Flieger in der Luft, der innerhalb von drei bis vier Minuten eine Reihe von Figuren möglichst präzise fliegt. Das sei deutlich intensiver, mache aber genau deshalb auch viel Spass. «In einem Wettkampf fliegt man acht bis zehn Figuren in einer Höhe von 1200 bis 200 Metern über dem Boden. Alle Figuren mit einem anderen Schwierigkeitsgrad», sagt der Kunstflug-Weltmeister.

Die Punktrichter verteilen dabei Punkte zwischen null und zehn und achten auf Ausführung und Genauigkeit. Je nach Schwierigkeitsgrad gibt es einen anderen Faktor. Ein Looping beispielsweise hat einen Faktor von zehn Punkte, was eher wenig sei. Ein Looping mit Rolle wird mit 28 Punkten bewertet. Bei Fehlern oder Ungenauigkeiten des Piloten gibt es Abzug.

Jonas Langenegger bereitet sich im Cockpit auf den nächsten Flug vor. (Bild: Andrea Stalder)

Jonas Langenegger bereitet sich im Cockpit auf den nächsten Flug vor. (Bild: Andrea Stalder)

Fliegt man einen Looping nicht perfekt rund, werden von der maximalen Bewertung Punkte abgezogen. Bewerten die Punktrichter die Leistung mit einer Note von 7, wird dies mit dem Schwierigkeitsgrad, hier 28, multipliziert, was das Ergebnis für eine der Figuren ergibt. Der Pilot mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt.

Mentale Vorbereitung ist essenziell

Jonas Langenegger fliegt jeweils am Wochenende, zwei bis drei Mal im Monat trainiert er die Akrobatik. «Kunstfliegen ist ziemlich teurer, Streckenfliegen günstiger.» Grund dafür sei der Schleppflug. Vor dem Kunstflug wird der Segelflieger mit einem Motorflugzeug auf eine Höhe von 1250 Metern gezogen. Dieses einmalige ‹Hochschleppen ›dauert rund zehn Minuten und kostet knapp 100 Franken.

Langenegger hat noch keine offiziellen Sponsor, sondern zahlt alles aus eigener Tasche. Der Kunstflug-Weltmeister sagt:

«Es ist wichtig, sich gut vorzubereiten und effizient zu trainieren, sonst wird das auf Dauer ganz schön teuer. »

Essenziell ist deshalb die mentale Vorbereitung vor jedem Flug. Etwa 90 Prozent des Erfolges mache eine gründliche Vorbereitung aus. Wenn er vorher ganz genau wisse, wie er wann wo wie schnell fliegen müsse, klappe das in der Luft dann meistens auch.

Vom zweiten bis elften August dauerte die Weltmeisterschaft in Tschechien – Jonas Langenegger verliess das Land als Weltmeister in der Kategorie «Advanced», die zweithöchste. In zwei Jahren möchte er an der WM in der höchsten Disziplin «Unlimited» mitfliegen, in der mehr Figuren gefordert werden. «Neben der Nachwuchsförderung ist das mein zweites grosses Ziel», sagt er.