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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Zwei SVP-Kantonsräte haben beim Regierungsrat des Kantons Thurgau einen Antrag eingereicht. Sie wollen mehr finanzielle Unterstützung für private Waldeigentümer.
Schon bei einem Waldrundgang im April versicherte Carmen Haag, Chefin des Departments für Bau und Umwelt, der Borkenkäfer sei in der Regierung angekommen. Der Dürresommer 2018 setzte im Thurgau vor allem Fichten und Eschen zu, denn bei Trockenheit und Hitze verbreiten sich die Schädlinge rasant.
Im vergangenen Jahr fielen 32'000 Kubikmeter «Käferholz» an – beschädigtes Holz, das deutlich an Marktwert einbüsst. Die Förster und SVP-Grossräte Paul Koch aus Oberneunforn und Robert Zahnd, Frauenfeld, schreiben in einem Antrag an den Regierungsrat:
«Der Zustand des Thurgauer Waldes ist nach dem zweiten Sommer mit dem enormen Befall von Borkenkäfern an Fichten besorgniserregend.»
Gemäss Paragraf 52 der Geschäftsordnung des Grossen Rates fordern sie, Privateigentümern ab dem 1.Januar 2020 bei der Wiederbewaldung mit «mindestens 70 Prozent» Kostenbeteiligung unter die Arme zu greifen.
Befallene Bäume sollten schnellstmöglich beseitigt werden, um eine Ansteckung gesunder Bäume zu verhindern. Für eine rasche Wiederbewaldung empfehlen die Förster, standortangepasste Arten zu pflanzen wie Linde, Hagebuche, Weisstanne oder Lärche. Doch das kostet Geld.
Im Kanton laufen bereits Wiederherstellungsprojekte, die Waldbesitzer mit bis zu 50 Prozent Kostenübernahme für Kauf und Pflanzung neuer Baumbestände unterstützen. Im Thurgau gehören 56 Prozent der Waldfläche 8500 privaten Waldeigentümern. Für diese gingen die Kosten mit dem, was bisher gemacht wird, nicht auf, findet Paul Koch. Für den Kubikmeter «Käferholz» bekämen sie auf dem Markt momentan lediglich 30 Franken. «Die Ernte kostet die Waldbesitzer aber 40 bis 50 Franken. Das ist ein Defizit.»
Zudem reiche es nicht aus, einfach neue Bäume zu pflanzen, es müsse auch eine wirkungsvolle Wildschadenverhütung und fachgerechte Jungwaldpflege betrieben werden, damit die Pflanzen gedeihen können, so der Revierförster. Dieses Gesamtpaket diene dazu, die Waldbesitzer zu motivieren, die nötigen Pflege- und Aufforstungsmassnahmen durchzuführen. Ansonsten sehe die finanzielle Situation für sie düster aus, heisst es im Antrag.
Die zusätzlichen Gelder sollten ebenfalls aus dem Finanzausgleich stammen, dem gleichen Topf wie die bisherigen 50 Prozent. Denn ein gesunder Wald sei für alle wichtig. Er leiste wichtige Funktionen für die Bevölkerung, indem er für ein ausgeglichenes Klima sorge. «Und das kostet einfach auch», meint Koch.
Aus heutiger Sicht müssten Baumarten gepflanzt werden, die sich unter dem Klimawandel bewähren könnten. «Wird vom Waldbesitzer erwartet, dass er einen zukunftsfähigen Wald herstellt, sollen ihm die Mehrkosten und der Mehrwert entschädigt werden.» Wer Gelder bezieht, solle aber auch regelmässig vom Förster kontrolliert werden, ob die Pflegemassnahmen eingehalten würden. Koch sagt dazu: «Ich denke, dass diese Mehrarbeit im Kanton personell abgedeckt werden kann.»