Am Donnerstagabend ist in der Aula der Schule Feldbach in Steckborn eine Podiumsdiskussion zur bevorstehenden Ersatzwahl für den vakanten Sitz im Stadtrat über die Bühne gegangen. Inklusive Maskenpflicht fühlte David Angst, Chefredaktor der Thurgauer Zeitung, bei den fünf Kandidierenden in einer lebhaften Diskussionsrunde während rund anderthalb Stunden den Puls.
Warm, ja gar stickig. So fühlte es sich mit fortlaufender Dauer in der Aula des Schulhauses Feldbach an, als am Donnerstagabend rund 130 Gäste den Weg zur Podiumsdiskussion mit den fünf Kandidierenden für den vakanten Sitz im Steckborner Stadtrat gefunden hatten. «Es freut mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind», sagte Paul Widmer von der örtlichen FDP, die den Anlass auf die Beine stellte. «Weniger freut mich die Maskenpflicht.»
Immerhin durften Moderator David Angst, Chefredaktor dieser Zeitung, sowie die fünf Kandidierenden im Scheinwerferlicht ihre Schutzmasken während des Kreuzverhörs ablegen.
Nicht darum herum kamen die Podiumsteilnehmer um die Frage zu den Querelen im Stadtrat. «Der fehlende Respekt hat mich beunruhigt», sagte die 44-jährige Kathrin Mancuso (parteilos).
Den «Fisch auf den Tisch» legen will der 52-jährige Jack Rietiker (parteilos). Es gehe aber nicht an, diesen Matchkampf in der Öffentlichkeit auszutragen.
Über den Latrinenweg vom Knatsch erfahren hat der 33-jährige Moritz Eggenberger (GLP). «Ich war überrascht, wie amateurhaft kommuniziert wurde», sagte er. Und die 32-jährige Sandra Marolf (parteilos) will die aktuelle Lage dafür nutzen, die Gemeindeordnung anzupassen. Sie sagte:
«Konflikte gibt es, wenn Aufgaben und Kompetenzen nicht klar geregelt sind.»
Die 47-jährige Judith Kern zog eine Analogie zum Sport. «Never chance a winning team» – wechsle nie eine siegreiche Mannschaft. Sie sagte:
«Leider war das im ersten Jahr mit dem neuen Trainer nicht so.»
FDP-Stadtpräsident Roman Pulfer weilte für eine allfällige Reaktion nicht unter den Anwesenden. Spontaner Applaus gab’s nach Mancusos Aussage: «Aber das Team muss sich auch an die Regeln halten.»
Um beim Sport zu bleiben: Manche Schweissperlen drangen beim Thema Tourismus aus den Poren, und ob es weitere Massnahmen gegen Abfallberge etwa im Feldbachareal brauche. Dass es unschön und ein grosses Problem sei, waren sich alle einig. Mancuso sagte:
«Es gibt keine Generallösung für dieses Gesellschaftsproblem, aber vielleicht müssen wir alle Abfallkübel entfernen.»
Im Saal war ein Raunen zu vernehmen. «Ein Hag ist sicher falsch», sagte Eggenberger. Er und Kern plädierten dafür, mehr Entsorgungsmöglichkeiten aufzustellen. Und Marolf brachte erhöhte Parkplatzgebühren an Wochenenden als mögliche Lösung aufs Tapet. Mancusos unerwarteter Vorschlag unterstützte ein Gast: «In den Bergen funktioniert dieses System auch.»
Diametral unterschiedliche Meinungen vertraten die Kandierenden auch bei der derzeitigen Revision der Ortsplanung. Marolf forderte, ein «moderates Wachstum mit bezahlbarem Land für den Bau von Einfamilienhäusern» zu erreichen. «Dann haben wir bald eine Grossstadt von Romanshorn bis nach Genf», erwiderte Eggenberger, appellierte an die Mitwirkung der Bevölkerung und machte sich dafür stark, dass mehr für die Quartiere gemacht werde. Für Kern muss die Stadt die Altstadt mit einem gesunden Tempo vorantreiben. Sie sagte:
«Und die Scheitingerwiese ist ja immer noch grün, um noch ein heisses Eisen anzufassen.»
Als einziger gegen den Bau des neuen Sportplatzes sprach sich Rietiker aus. «Braucht es den wirklich oder gibt es nicht noch einen Plan B?», fragte er ins Plenum. Nein, fanden die anderen vier Kandidaten. «Dieser Sportplatz ist das beste, was wir unseren Kindern geben können», entgegnete Eggenberger.
Rietiker sei nicht gegen eine Modernisierung. Vielmehr frage er sich, ob es nicht andere Lösungen gebe. «Es braucht eine gewisse Transparenz», sagte er. Aus der Reihe tanzte Rietiker auch bei der Frage, ob Steckborn eine Einheitsgemeinde gut käme. «Langfristig könnte das ein Thema sein», sagte er.
Selbst visionäre Gedanken fanden beim Podiumsgespräch Platz, wie der Steg zwischen Seeschulhaus und Feldbachareal. «Das wäre das Tüpfli aufs I», sagte Kern. Dieser Steg könne das isolierte Städtli anbinden, fand Eggenberger. «Und beim Langsamverkehr haben wir sowieso Nachholbedarf», sagte er. Auf eine Frage eines Gastes, was denn mit dem aufgegleisten Alterskonzept sei, mit dem Steckborn gegen die demografische Entwicklung kämpfen könne, sagte Mancuso:
«Es wird Zeit, dass wir dieses Konzept aus der Schublade holen.»