Interview
«Ich musste mich entscheiden»: Nadja Stricker wird wohl die erste Hinterthurgauer Gemeindepräsidentin

Nadja Stricker ist in der Ersatzwahl vom 9. Februar die einzige Kandidatin für das Münchwiler Gemeindepräsidium.

Interview: Olaf Kühne
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Nadja Stricker wird voraussichtlich die erste Hinterthurgauer Gemeindepräsidentin.

Nadja Stricker wird voraussichtlich die erste Hinterthurgauer Gemeindepräsidentin.

Bild: Olaf Kühne

Frau Stricker, erste Hinterthurgauer Gemeindepräsidentin. Wie tönt das für Sie?

Nadja Stricker: Als ehemalige Journalistin verstehe ich natürlich, dass das ein Thema ist. Und tatsächlich wurde ich auch schon wiederholt darauf angesprochen. Dennoch ist es für mich eigentlich nicht von Bedeutung.

In der Politik liegen derzeit die Attribute jünger und weiblicher aber im Trend.

Das ist so. Aber ich will mich keinesfalls auf einen Frauenbonus berufen. Wichtig ist, dass man über die nötigen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügt. Ich bin es mittlerweile aber gewohnt, mich in Männerdomänen zu bewegen. Sei es in der Gemeinde Rickenbach, wo ich die Bauverwaltung leite, oder im Fussball als Trainerin oder auch als Kinderfussball- Schiedsrichterin.

Der Münchwiler Grünen-Kantonsrat Toni Kappeler lobte gegenüber unserer Zeitung Ihren Pragmatismus. Wie kam dieses Kompliment bei Ihnen an?

Das hat mich sehr gefreut. Ich versuche immer, den gesunden Menschenverstand einfliessen zu lassen, und betrachte die verschiedenen Fragestellungen, so weit möglich, sachlich und nüchtern. Natürlich ist es wichtig, dass man sich immer innerhalb des engen Spielraums bewegt, welchen die gesetzlichen Grundlagen gewähren. Ansonsten ist die Gefahr gross, dass man willkürlich entscheidet. Gesetze schützen vor Willkür – sowohl die Bürger als auch die Politiker.

Das Entwicklungsgebiet Wil West ist für Münchwilen eine grosse Sache...

Nicht nur für Münchwilen. Das ist für alle umliegenden Gemeinden und die Kantone Thurgau und St.Gallen eine grosse Sache.

Dennoch: Als grossmehrheitliche Standortgemeinde ist Münchwilen von dieser Entwicklung am stärksten betroffen. Ihr wohl baldiger Vorgänger, Gemeindepräsident Guido Grütter, war als Präsident der Regio Wil direkt involviert. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Gemeinde Münchwilen hier am Ball bleiben kann?

Nach Guido Grütters Rücktritt übernimmt nun der Uzwiler Gemeindepräsident Lucas Keel das Regio-Wil-Präsidium im kommenden Juni ein Jahr früher als geplant. Dadurch besteht die Chance, dass Wil West auch ganz im Osten der Regio Wil verstärkt als wichtiges Thema wahrgenommen wird. Für uns als Gemeinde Münchwilen ist Wil West gut aufgegleist, weil die Bevölkerung der Umzonung des Gebiets in eine kantonale Nutzungszone zugestimmt hat. So wird beispielsweise die Planung und Erschliessung des Areals zur Kantonssache – etwas, was wir als Gemeinde aus Kapazitäts- und auch aus finanziellen Gründen unmöglich alleine hätten stemmen können. Zudem bleibt die Gemeinde Münchwilen in der Regio Wil vertreten und damit nah dran am Thema.

Sie haben keine Ambitionen, wie Guido Grütter auch Kantonsrätin zu werden?

Nicht mehr! Ich stand einst wirklich auf der FDP-Liste. Dann kam überraschend Guido Grütters Rücktritt, und ich musste mich entscheiden.

Beides wollten Sie nicht?

Nein. Ich will mich jetzt auf meine Kandidatur und hoffentlich bald auf das Gemeindepräsidium konzentrieren. Angesichts meines Werdeganges ist es zwar ein logischer Schritt, aber dennoch ein sehr grosser. Zumindest weiss ich aber, dass ich bei einer Wahl auf eine sehr gut funktionierende Verwaltung zählen könnte. Das ist natürlich immens wichtig.

Dennoch gibt es auch «Baustellen» in Münchwilen.

Ja, das ist so. Im Rahmen der Waldegg-Abstimmung mussten wir leider feststellen, dass die Kommunikation zwischen dem Gemeinderat und einem Teil der Bevölkerung gelitten hat.

Wie wollen Sie das verbessern?

Das kann nur zusammen mit allen Beteiligten erreicht werden. Der Gemeinderat seinerseits hat an der Herbstklausur entsprechende Massnahmen besprochen. Bereits jetzt als Kandidatin führe ich Kafi-Treffs durch, an denen ich mich mit der Bevölkerung auf persönlicher Ebene austauschen will. Dies muss gefördert werden, und es wäre schön, wenn die Bürgerinnen und Bürger sagen, was sie wollen. Nicht nur, was sie nicht wollen.

So wie mit dem neuen Kinderspielplatz?

Ganz genau. Hier war es, wie man es sich vorstellt: Aus einer Idee und dank einer breit abgestützten Dynamik entwickelte sich ein tolles Projekt. So etwas könnte sich beispielsweise bei der von den Vereinen initiierten Mehrzweckhalle im Grösseren fortsetzen.

Dann wollen Sie also als Gemeindepräsidentin vor allem auch für mehr direkte Kommunikation stehen?

Unbedingt! Deshalb hoffe ich auch, dass an meine Kafi-Treffs möglichst viele Leute kommen, und ich nicht alleine dasitzen werde, nur weil ich die einzige Kandidatin bin. (lacht!)

Hinweis
Nadja Stricker lädt zu Kaffe und Gipfeli ein: Samstag, 18. Januar, 9.30-11.30 Uhr, Rest. Pöstli, Mittwoch, 22. Januar, 14-16 Uhr, Villa Sutter, Samstag, 25. Januar, 9.30-11.30 Uhr, Rest. Frohsinn

Zur Person

Nadja Stricker ist 47 Jahre alt und Mutter einer 18-jährigen Tochter. Nach ihrer Wirtschaftsmatura stieg sie in den Journalismus ein, wo sie zuletzt Redaktionsleiterin der Wiler Zeitung war. Seit 2011 ist sie Gemeindeschreiberin in Rickenbach, seit 2015 zudem Gemeinderätin in Münchwilen; mit dem Ressort Finanzen und Gesundheit. Nadja Stricker bewirbt ihre Kandidatur im Internet unter: www.nadjastricker.ch