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Rund vier Monate nach dem Ja der Stimmberechtigten zum Landverkauf im Sonnmatt-Quartier hat Reiseveranstalter Twerenbold zu einem öffentlichen Infoanlass eingeladen. Dabei kochen die Emotionen hoch.
Alleine der Thematik wegen ist die Stimmung im Saal des Hotels Blumenstein am Donnerstagabend nicht hitzig. Nebst dem für einige anwesende Anwohner unerwünschten Busterminal im Sonnmatt-Quartier schlägt den gesamthaft rund 60 Gästen vor allem auch die Hitzewelle auf den Kreislauf.
Obwohl Gastgeber Karim Twerenbold im Saal des Hotels Blumenstein an Fairness und Anstand appelliert, verwandelt sich der rund einstündige Infoanlass über die Pläne des Reiseveranstalters zu einem mit Emotionen, Anschuldigungen, Entgegnungen und Erklärungsversuchen geladenen Abend.
«Plötzlich sprechen Sie von Mittwoch als Betriebstag», ruft ein Anwesender aus dem Plenum überraschend in die Präsentation von Karim Twerenbold, der über die Gründe für das Projekt, seine Firma oder das Betriebskonzept informiert hat.
«Das Konzept ist quasi das ‹pièce de résistance›. Diese Zahlen beruhen auf Erfahrungen unserer langjährig tätigen Firma.»
Entscheidend seien nicht die Betriebszeiten, sondern die zusätzlich 2300 Bewegungen pro Woche. Auf der Schaffhauserstrasse erhöht sich der Verkehr von durchschnittlich 7700 auf 8100 Verkehrsbewegungen pro Tag. Diese Zahlen seien von der Stadt, sagt Twerenbold. Stadtpräsident Anders Stokholm und Stadtbaumeister Christof Helbling, die ebenfalls anwesend waren, nicken zustimmend.
Zwischenzeitlich kochen die Emotionen hoch, als ein Anwohner gegen das Verkehrskonzept wettert. «Gibt es eine Garantie, dass die Kunden nicht durchs Quartier fahren?», fragt er und bemerkt, er habe nicht grundsätzlich etwas gegen Twerenbold. Dann betitelt er Stadtpräsident Stokholm als feig und schimpft:
«Die Stadt hat nie Mut bewiesen und sich hingestellt. Und der Gemeinderat ist ebenfalls nicht fähig.»
«Hee», reagiert eine Besucherin erbost. «Das stimmt nicht», sagt jemand anderes. Stadtpräsident Stokholm bejaht, er sei nie hingestanden, «dafür der Gemeinderat». Er habe selbst den Test gemacht. Stokholm sagt:
«Das Navi führt alle ausser Kundschaft aus Gachnang über die Schaffhauserstrasse zum Terminal.»
Und käme auf der Parzelle eine reine Wohnüberbauung zu stehen, würde noch mehr Verkehr anfallen. Es folgt spontaner Applaus. Als der grösste Kritiker im Saal von einem Verkehrschaos zu sprechen beginnt, erhebt sich ein Gast, geht zum Ausgang und sagt derweil: «Das muss ich mir hier nicht anhören.»
Mit dem Lärmschutz-Argument durch den geplanten Wohnblock neben dem Busterminal prasselt ein weiterer Kritikpunkt auf den Gastgeber ein. Twerenbold glaubt, dass man Mieter an peripherer Lage finde. «Aber es gibt nicht preisgünstige Wohnungen?», fragt jemand. «Wir bauen ansprechende, moderne Wohnungen, aber sicher keine Luxusvarianten», meint der Firmenchef.
FDP-Gemeinderat Sandro Erné ergänzt erstaunt: «Die Sorge um die Vermietung von Wohnungen müsste ja eigentlich bei der Firma Twerenbold liegen.» Für einen Lacher und aufmunternde Stimmung sorgt die Diskussion um die Ökologie der Busreisen. Ein Anwesender stört sich an der Aussage Twerenbolds, dass Busreisen teils ökologischer seien als Zugreisen. «Dass Busreisen ökologisch sinnvoll sind, haben im Gemeinderat sogar die Grünen gesagt», meint CVP-Gemeinderat Christoph Regli. Er glaube sonst auch nicht alles, was grüne Politiker erzählen würden.
Nächste Schritte für die Umsetzung des Busterminals mit Wohnüberbauung an der Ecke Sonnenhof-/Schaffhauserstrasse plant die Bauherrin noch vor den Sommerferien, das Vorentscheidgesuch bei Stadt und Kanton einzureichen. «Bitte erschrecken Sie nicht, wenn Sie die Bauvisiere sehen», sagte Projektleiter Christoph Kratzer. Im August soll dann beim städtischen Hochbauamt die öffentliche Planauflage erfolgen. Geht alles nach dem Gusto der Gesuchstellerin, beginnen die Bauarbeiten im Herbst. (sko)
Im Vorfeld der Abstimmung über den Landverkauf an Twerenbold opponierten Anwohner sowie CH gegen die Pläne des Stadtrates. Sie sammelten über 1000 Unterschriften und erwirkten so nach dem Ja des Gemeinderates eine Volksabstimmung. Nach einem hitzigen und emotional geführten Wahlkampf sprach sich das Volk im Februar mit knapp 55 Prozent Ja-Stimmen für den Landverkauf aus.