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Was lange währt, wird endlich gut: Der Stadtrat gleist die Installation eines Wasserrads am Rossgumpen im Murg-Auen-Park auf.
Der Stadtratsbeschluss ist noch brühwarm. Der Murg-Auen-Park bekommt beim Kanalzulauf in den Rossgumpen ein Wasserrad. Luftlinie ist es keine 500Meter vom grossen Bruder entfernt, dem Kleinwasserkraftwerk Zeughausstrasse. Stadtrat Fabrizio Hugentobler sagt als Vorsteher der Werkbetriebe:
«Wir haben die dafür erforderlichen Schritte ausgelöst.»
Das heisst: Die Werkbetriebe beauftragen ein Planerbüro, eine entsprechende Konzession beim Kanton zu beantragen und sodann die baulichen Massnahmen in die Wege zu leiten. Wann das Wasserrad in Betrieb genommen werden kann, darüber kann Hugentobler noch keine Angaben machen. «Aber es kommt.» Lange sei die Wirtschaftlichkeit der Anlage ein Thema gewesen. Die Stromproduktion wird eher gering sein. Hugentobler spricht denn auch von einer symbolischen energiepolitischen Massnahme. Gleichwohl sei sie wichtig:
«Wir nutzen mit der Wasserkraft eine vorhandene Ressource.»
Ob dieser Entwicklung ist Werner Müller glücklich. Der pensionierte Frauenfelder Architekt ist Präsident des Vereins Wasserrad Murg-Auen-Park. Er hatte schon befürchtet, dass die Zeit fürs Wasserrad abgelaufen sei. Vor allem betreffend Finanzierung des 150'000-Franken-Projekts eilte es.
Im Masterplan für den Murg-Auen-Park standen zur Attraktivierung verschiedene Elemente zur Diskussion, auch ein Wasserrad beim Rossgumpen-Zulauf vom Kanal her. Vor der erfolgreichen Volksabstimmung von November 2011 fiel es aber wieder aus dem Projekt. Im Jahr 2017 wurde der Murg-Auen-Park mit dem mit 25'000 Franken dotierten Schulthess-Gartenpreis ausgezeichnet. Die Stadt stellte das Preisgeld für zukünftige gestalterische Parkelemente zurück – zum Beispiel für ein Wasserrad. Auf Vorschlag von Werner Müller bewilligte die Generalversammlung der Energiefachleute Thurgau (EFT) im gleichen Jahr einen Kostenbeitrag von 25'000 Franken ans Wasserrad. Um das Wasserrad zum Laufen zu bringen, traf sich Müller mit dem damals zuständigen Stadtrat Ruedi Huber und Stadtpräsident Anders Stokholm. Weitere 50'000 Franken sollten so aus dem Frauenfelder Energiefonds (Anteil städtischer Projekte) fliessen. Und schliesslich gründete sich 2019 der Verein Wasserrad Murg-Auen-Park.
«Wir stellen die Finanzierung der restlichen 50'000 Franken sicher.»
Das sagt Vereinspräsident Müller. Er hoffe, den Verein schon bald wieder auflösen zu können – «sobald das Wasserrad in Betrieb ist».
Nun hat Müller erfahren: Die EFT-GV befindet diesen April darüber, den 2017 gesprochenen Betrag zu Gunsten eines anderen Projekts zurückzuziehen, wenn das Frauenfelder Wasserrad dann immer noch in der Schwebe ist. Ebenfalls im April geht Marco Baumann vom kantonalen Amt für Umwelt in Pension. «Er hat den Murg-Auen-Park in Sachen Wasserbau von Anfang an betreut und kennt auch das Wasserrad-Projekt», findet Müller lobende Worte. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger Baumanns müsste sich zuerst einarbeiten. «Das würde die Konzessionserteilung fürs Wasserrad weiter verzögern.»
Müller ist sich bewusst, dass der Betrieb des Wasserrads einen zeitlichen Aufwand darstelle für die Werkbetriebe. Auch der eigentliche Stromertrag sei nicht gross. Als modernes Schauobjekt für die Industriegeschichte habe das Wasserrad aber durchaus seinen Wert.
«Und im Gegensatz zum Kleinwasserkraftwerk, das bei Niedrigwasser nicht in Betrieb ist, läuft das Wasserrad immer.»