Garten des Kantons aufgewertet: Thurgauer Gärtner holen die Biodiversität in den Siedlungsraum

Diese Woche hat der Thurgauer Gärtnerverband die Aufwertung des Botanischen Gartens in Frauenfeld beendet. Der Kanton, dem der Garten gehört, freut sich, Teil des vorbildlichen Biodiversitätsprojekts zu sein. Es soll die Bevölkerung inspirieren.

Larissa Flammer
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Die Gärtner Markus Allemann und Markus Neubauer, die Projektverantwortliche Mariann Künzi und Verbandspräsident Viktor Gschwend im Botanischen Garten Frauenfeld. Der Asthaufen und der Steinhaufen sollen Tieren als Lebensraum dienen. (Bild: Andrea Stalder)

Die Gärtner Markus Allemann und Markus Neubauer, die Projektverantwortliche Mariann Künzi und Verbandspräsident Viktor Gschwend im Botanischen Garten Frauenfeld. Der Asthaufen und der Steinhaufen sollen Tieren als Lebensraum dienen. (Bild: Andrea Stalder)

Jetzt brauchen die Gärtner Geduld. Diese Woche haben sie im Botanischen Garten Frauenfeld die einheimischen Pflanzen zur Stärkung der Biodiversität gesetzt und auch die Lebensräume für Insekten, Amphibien und kleinere Säugetiere sind bereit. «Jetzt müssen wir schauen, dass alles gut wächst», sagt Viktor Gschwend, Präsident von Jardin Suisse Thurgau. Und Mariann Künzi ergänzt:

«Wir hoffen, dass die Tiere den Lebensraum annehmen.»

Künzi ist die Verantwortliche des Projekts zur Aufwertung des Botanischen Gartens. Vor etwa vier Wochen hat der Thurgauer Gärtnerverband mit der Arbeit begonnen, hat die bisher vorherrschende artenarme Bepflanzung abgetragen und einheimische Pflanzen gesetzt: 6000 Stück von 200 verschiedenen Arten.

Lebensräume für Igel, Eidechsen und Wildbienen

Beim Spaziergang durch den Garten hinter dem Verwaltungsgericht fällt die Umgestaltung sofort ins Auge. Die Pflanzen sind zwar teilweise noch unter der Erde oder kahl, doch die Lebensräume für die Tiere dafür umso sichtbarer. Asthaufen simulieren einen Waldrand, die Steinhaufen haben Höhlen und reichen bis einen Meter unter die Erde. Igel oder Mauswiesel sind dort willkommen.

Im kleinen Lehmteich kann bis zu 30 Zentimeter Wasser stehen, er darf aber gerne zwischendurch wieder austrocknen. Kröten, Blindschleichen oder Molche können dort ein Zuhause finden. Die trockenen, sonnigen und sandigen Flecken sind eher für Wildbienen und Eidechsen gedacht.

«Ich bin gespannt, welche Tiere sich hier ansiedeln», sagt Markus Allemann von der Naturgärtnerei in Schönholzerswilen. Er hat gemeinsam mit Markus Neubauer von der Bio- und Naturgärtnerei in Erlen die Arbeiten geleitet.

Thurgauer Wildstauden und Heilpflanzen

Neubauer lenkt das Augenmerk auf die Thurgauer Wildstauden, die gepflanzt worden sind: «Unser Ziel ist es, diese salonfähig zu machen.» Bis vor kurzem habe man in Gärten möglichst exotische Pflanzen gesetzt und habe vor allem auf die Optik geachtet. Das habe sich geändert. Neubauer sagt auch:

«Die Pflanzen hier haben keinen Nutzungsdruck. So kann die Vielfalt wieder hervorgebracht werden.»

Für die Gärtner seien die einheimischen, auf Biodiversität ausgerichteten Pflanzen ein neues Arbeitsfeld. Verschiedene Heil- und Färberpflanzen aus dem Thurgau wurden in vier Beeten gepflanzt. Jedes weist ein anderes Substrat auf, da es einige Arten trockener mögen als andere.

Den Botanischen Garten in seiner neuen Form wird Jardin Suisse Thurgau zusammen mit dem Kanton und der Stadt Frauenfeld pflegen.

Die Bevölkerung in den Garten holen

Der Kanton ist der Besitzer des Gartens und stellt diesen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Urs Fankhauser vom Hochbauamt sagt:

«Im Garten sind auch Hochzeitsapéros oder Brunchs möglich.»

Nina Moser ist beim Amt für Raumentwicklung des Kantons die Projektleiterin für den Botanischen Garten. Auch sie will die Bevölkerung in den Garten holen, «damit sie das Beispiel der Biodiversität sieht».

Von diesem «wunderbaren Vorbild» der Gärtner, das der Kanton unterstützt, schwärmt auch Kantonsplanerin Andrea Näf. Sie ist für einen ganzheitlichen Ansatz bei der Biodiversität: «Wir sollten nicht nur die Landwirte ansprechen.» Das Projekt der Gärtner zeige, dass Biodiversität auch im Siedlungsraum möglich sei.

Im Juni, wenn die Pflanzen blühen und sich hoffentlich viele Tiere angesiedelt haben, wird der Botanische Garten eingeweiht.

Mit «Projekt B» wird die ganze Schweiz grüner

Auch national beschäftigen sich Gärtner, Gemeinden und Private dank dem Projekt «Mission B» mit Biodiversität. Das Schweizer Radio und Fernsehen SRF wird ab dieser Woche eineinhalb Jahre lang über Projekte berichten, welche die Vielfalt der Natur fördern. Mitmachen kann jeder. Ziel ist es, mehr Lebensraum für Pflanzen, Insekten, Vögel und andere Tiere zu schaffen – denn jede Sekunde verliert die Schweiz fast 0,7 Quadratmeter Grünfläche. Auf der Website kann jeder mit einheimischen Pflanzen versehene Flecken eintragen – und sei es nur ein Blumentopf auf dem Balkon. Den Botanischen Garten Frauenfeld wollen die Thurgauer Gärtner möglichst bald eintragen. Die Stadt steht damit vorbildlich da. (mte/lsf)

Hinweis: www.missionb.ch, www.läbesruum-tg.ch