Freiheit für den Flusslauf: Bei Matzingen ist die Revitalisierung der Murg in Planung

Veränderungen zuzulassen, ist wichtig. Am Sonntag erfuhren die Vereinsmitglieder des örtlichen Verkehrs- und Verschönerungsvereins allerhand Wissenswertes über das Renaturierungsprojekt für die Murg.

Claudia Koch
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Marcel Tanner (mit Leuchtweste) vom Amt für Umwelt erklärt während des Gemeindeumgangs das Renaturierungsprojekt. (Bild: Claudia Koch)

Marcel Tanner (mit Leuchtweste) vom Amt für Umwelt erklärt während des Gemeindeumgangs das Renaturierungsprojekt. (Bild: Claudia Koch)

Zurück zur Natur! Dass dieses Motto auch für Bäche und Flüsse gilt, erfuhren rund 40 Mitglieder des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Matzingen (VVM). Beim traditionellen Gemeindeumgang lag der Fokus heuer bei der Renaturierung respektive Revitalisierung (siehe Kasten) der Murg bei Matzingen. Marcel Tanner, stellvertretender Leiter Wasserbau vom Amt für Umwelt, erwartete die Vereinsmitglieder vor der Mühle Matzingen mit verschiedenen Plänen. Tanner sagte:

«Aufgrund des gesetzlichen Auftrags im revidierten Gewässerschutzgesetz soll die Murg als Gewässer aufgewertet werden.»

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Murg bereits im vorletzten Jahrhundert verbaut wurde. Nach einem Hochwasser 1885 nahm die Murg einen neuen Verlauf an. 1900 schliesslich wurde der Fluss kanalisiert. «Das entsprach dem damaligen Zeitgeist», erklärte Tanner.

Die Idee, den Murgabschnitt zwischen Lauchemündung und Autobahn zu renaturieren, entstand beim Neubau der Mühle. Für diesen rund einen Kilometer langen Abschnitt wurden inzwischen Gespräche mit Grundeigentümern, der Gemeinde Matzingen wie auch mit dem VVM geführt.

«Ebenso soll die Öffentlichkeit frühzeitig über das Projekt informiert werden.»

Einflusssituation wie beim Murg-Auen-Park

Beim Projekt soll der künstlich stark beeinträchtigte Abschnitt in einen naturnahen Zustand gebracht werden. Dazu sollen im Bereich der Weiher die Struktur von früher hervorgeholt sowie der Damm abgebaut und nach hinten verlegt werden. Beim Altarm des Flusses ist eine Einflusssituation vorgesehen, ähnlich wie beim Murg-Auen-Park in Frauenfeld. Vor Ort zeigte Tanner, wie der Boden abgesenkt und der jetzige Weg verlegt werden müsste. Zudem würden die Flusssohle angehoben und Blockrampen – Abschnitte mit erhöhtem Gefälle – eingebaut sowie der Altarm freigelegt. Die Erfahrung vom Murg-Auen-Park haben gezeigt, dass fast kein Material abgeführt, sondern wieder genutzt werden kann.

Mehr revitalisierte Gewässer im Thurgau

Bei einer Gewässerrevitalisierung sollen gemäss dem kantonalen Amt für Umwelt die natürlichen Funktionen eines verbauten oberirdischen Gewässers mit baulichen Massnahmen wiederherstellt werden. Im Thurgau befinden sich von insgesamt 1931 Kilometern Fliessgewässer 758 Kilometer in einem schlechten Zustand. 189 Kilometer sollen gemäss den Plänen des Kantons in den kommenden 80 Jahren revitalisiert werden. (clk)

Bei den Gesprächen mit den Eigentümern, wie jenen eines Weihers oder einer landwirtschaftlichen Fläche, die an die Murg grenzen, oder dem Gemeinderat würden auch Ideen aufgenommen. Es sei wichtig, Veränderungen zuzulassen, sagte Tanner. Der angrenzende Weiher des VVM ist ebenfalls in die Gestaltung einbezogen. Eine Idee ist es, den bestehenden Fussweg am linken Ufer der Murg mit einer Brücke und einem Fussweg auf dem rechten Ufer als Rundwanderweg zu verbinden. Darin sieht Tanner eine sinnvolle Aufwertung für die Naherholung. Eine weitere Idee sieht Trittsteine über die Murg hinweg sowie direkte Zugänge zur Murg vor. Spezielle Herausforderungen wie Wehre oder Fischtreppen sollen auf jeden Fall gemeinsam und mit entsprechenden Fachstellen angegangen werden.