90 Gäste haben an der Kitchenparty im Kloster Fischingen teilgenommen. Sie haben den Köchen beim Zubereiten der Mahlzeiten zuschauen und Smalltalk führen können. Essen konnte man anschliessend das, was man wollte und wie viel man davon wollte.
Essen und essen lassen: Das war das unausgesprochene Motto am Samstagabend an der Kitchenparty im Kloster Firschingen. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1854–1900) hätte an dieser Veranstaltung wohl seine helle Freude gehabt. Denn von ihm stammt das Bonmot, wonach er allem widerstehen könne – nur der Versuchung nicht. Und was für ihn galt, galt wohl auch für die 90 Gäste, die an diesem Abend genügend Zeit (fünf Stunden waren anberaumt), genügend Platz im Magen («Schatz, ein Joghurt reicht heute zum Zmorge, gell») und die Lust auf ein unkonventionelles Genuss-Erlebnis mitnahmen.
An einer Kitchenparty ist es nun einmal üblich, dass man nicht einfach an der gedeckten Tafel Platz nimmt und auf die kulinarischen Freuden, die da kommen mögen, wartet. Vielmehr muss man mitdenken, sich aktiv umschauen und zugleich einen grossen Teil des Service selbst übernehmen. An der Kitchenparty stösst der Gast vor allem in den Bereich vor, der ihm in einem Restaurant meistens verwehrt bleibt: in die Küche.
Nicht, dass man beim Mitschnippeln, beim Anrichten oder dem Abwasch noch hätte mithelfen müssen.
Aber der bewusst gesuchte Small Talk zwischen den Köchen und den Gästen verlieh dem Ganzen während des Wartens auf das Essen einen Hauch von Kochen unter Freunden. Auf dem Menü standen die Fischinger Forelle im Kartoffelmantel mit Rieslingschaum und Sommergemüse, das gebeizte Obwaldner Schweinefilet mit Bergblüten, Heujus und Couscous sowie hausgemachte Gnocchi mit Pilzen, Trockentomate und Baumnüssen.
Für die Veranstaltung wurden das historische Ambiente und die Weitläufigkeit des Klosters perfekt genutzt. Die Speisen- und Degustationsposten waren im Kreuzgang und in verschiedenen Räumlichkeiten untergebracht. Den «Gruss aus der Küche» gab es im zweiten Stock, das Klosterbier im Kreuzgang und die Safransuppe mit Ingwer und Crevette im Raum «Wiborada».
Wer es eilig hatte oder gar zu hungrig war – wobei Ersteres nicht angebracht war und Zweiteres sich garantiert schnell legte – konnte sich direkt im festlich gedeckten Speisesaal an den diversen Vorspeisen gütlich tun. Das Schöne an diesem Abend war, dass alle Gäste das essen konnten, was sie wollten.Es galt keine vorgegebene Reihenfolge einzuhalten.
Wem also danach war, sich zum dritten Mal Kalbskotelette mit Kräuterbutter und Kartoffelsalat nachschöpfen zu lassen, konnte das gerne tun.
Auch wurde nicht schräg angesehen, wer sich zuerst eine Himbeer-Roulade schnappte. Dazu passte, dass der Gastgeber, Hoteldirektor Steffen Volk, gleich zu Beginn des Abends – bei Pastete und Prosecco – «Entwarnung» gegeben und somit massgeblich zur Entschleunigung beigetragen hatte: «Es hat zwölf Gänge und genug von allem. Lassen Sie sich beim Essen Zeit.»