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Aus Theater wird Film: Die 5. und 6. Klasse des Schulhauses Ergaten machten gemeinsam mit Lehrer Beat Oetterli und zwei Praktikanten aus dem einstigen Theaterstück ein Film. Dieser wird jetzt im Cinema Luna ausgestrahlt.
«Wilhelm Tell», «Krabat», «Parzival». Schon allerlei Klassiker gingen bei Primarlehrer Beat Oetterli erfolgreich über die Bühne. Noch vor den Sommerferien hätten die Fünft- und Sechstklässler des Schulhauses Ergaten «Die rote Zora» auf die Bühne bringen sollen. Die Vorbereitungen dafür liefen schon. Doch dann kam Corona.
Ein neues Konzept musste her, und aus der Not heraus, warf ein Unterrichtspraktikant der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen die Idee eines Filmes in den Raum. Was zunächst unvorstellbar schien, war mit der Hilfe von zwei technisch begabten PMS-Praktikanten samt Filmausrüstung plötzlich möglich. So schrieb Beat Oetterli kurzerhand das Theater- zu einem Filmskript um. Er sagt:
«Was vorher zwei Seiten benötigte, beanspruchte nun 18 Seiten.»
Jede Szene musste nun bis ins kleinste Detail durchgeplant sein. «Ich bin gehörig auf die Welt gekommen und war total überfordert», beschreibt Oetterli seine erste Filmerfahrung. Als Mann des Theaters musste er sich neuen Herausforderungen stellen. Das Wetter durfte nicht mehr aus den Augen gelassen, die Requisiten mussten neu beschafft werden. «Im Theater arbeitet man mit Illusion. Da reichen Fische aus Stoff.» Im Film müsse alles echt sein, sonst würde das niemand glauben. So mussten gebratene Forellen und frisches Gemüse für die Marktszene her, und der Sprung ins Wasser erforderte plötzlich eine Reise an den Hüttwilersee.
Nach fünf Wochen intensiver Film- und Schneidearbeit stand ein 70-minütiger Film inklusive Trailer, und die Erstaufführung vor den Schülern konnte stattfinden. Aus Freude und ohne Hintergedanken schickte Beat Oetterli anschliessend den Trailer herum. Christof Stillhard vom Cinema Luna war sofort davon angetan. Er war sogar so hingerissen, dass er den Film in mehreren Vorstellungen im Kino zeigen wollte. Dieses unerwartete Angebot begeisterte alle und setzte dem Projekt abschliessend das Krönchen auf.
Doch auch nach diesem Erfolg bleibt Oetterli dem Theaterspielen treu. Er meint:
«Die unmittelbare Resonanz des Publikums fehlt einfach. Beim Filmen vergisst man, für wen man spielt, weil Leute fehlen, die auf Geschehenes reagieren.»
Freie Plätze für die Filmvorführungen im Cinema Luna gibt es noch am 4. Oktober um 11 Uhr sowie am 7. Oktober um 14 Uhr.